Verkündigungssendung Das Wort zum Tag | 16. - 22.05.2022

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Mira Körlin, am Sonntag Guido Erbrich.

Sonntag, 22.05.2022: Vertrau mir, ich bin da!

Sonnabend, 21.05.2022: Bier brauen in Kirchen

Leerstehende Kirchen nehmen auch in Nordamerika zu. In manchen von ihnen wird inzwischen Bier gebraut mit so sprechenden Namen wie "Geschenk der Weisen,"  "Jüngstes Gericht" oder auch "Wispy Ale" in Anspielung auf dünnes Buntglas, welches die Kirchenfenster verziert. Die Kirchenbrauereien knüpfen damit an die Jahrhunderte alte Tradition des klösterlichen Bierbrauens an. Im Mittelalter hatten die alkoholischen Getränke sogar eine hygienische Funktion: Dank der Hefegärung schwammen im Bier sehr viel weniger Krankheitserreger als im möglicherweise verunreinigten Wasser. Die Mönche nutzten den Gerstensaft als nährenden und sättigenden Genuss während ihrer regelmäßigen Fastenzeiten, denn "Flüssiges bricht das Fasten nicht". In ihrem geregelten Alltag aus Arbeit und Gebet fanden sie Zeit, um die Bierherstellung zu perfektionieren.

In der Bibel schreibt Paulus an die ersten christlichen Gemeinden: "Betrinkt euch nicht. Das macht nur zügellos. Lasst euch vielmehr von Gottes Geist erfüllen." (Epheser 5,18) Alkoholgenuss in Maßen ist im Christentum also ganz und gar nicht verpönt. Weinstöcke gelten in den alten biblischen Geschichten wie auch Getreide oder Olivenbäume als Zeichen für Gottes Fürsorge und Gnade. Die Worte "Brot" und "brauen" sind sprachlich miteinander verwandt.

Vielleicht ist heute Biergartenwetter. Oder es gibt ein samstägliches Glas Wein am Abend. Stoßen Sie gemeinsam an und danken Sie für die Möglichkeit, auf diese Weise genießen zu können.

Freitag,20.05.2022: Sich erinnern

Als ich das Haus betrete, schlägt mir der Geruch von Bohnerwachs entgegen. In diesem Moment sehe ich mich in meiner ersten eigenen Wohnung. Gerade eingezogen, klingelt die alte Nachbarin. In der einen Hand hat sie einen Kalender, dazu ein Messingschild mit der Aufschrift "Hausordnung". In der anderen eine Flasche Bohnerwachs. Ihr Einzugsgeschenk für mich. Ich hatte verstanden: Sie erwartete Sauberkeit und Verlässlichkeit von mir. Es war Zufall, dass der Duft mir diese Erinnerung wachruft und mir ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Denn mag der Nachbarin die pünktliche Erledigung der Hausreinigung wichtig gewesen sein, so war sie zugleich auch warmherzig und hilfsbereit. Frau Löber, jetzt fällt es mir ein, war ihr Name. Manchmal wünschte ich, es möge mir noch mehr von dem einfallen, was mein Leben reich gemacht hat. Doch, je älter wir werden, umso mehr strengt es unser Gedächtnis an, alte Erfahrungen abzurufen. Schließlich gibt es auch ein Leben im Jetzt.

Besonders einprägsam scheinen Erinnerungen aus der Jugend und dem jungen Erwachsenenalter zu sein. Da tun Menschen Dinge erstmals bewusst und in eigener Verantwortung. Vieles entdecken sie dabei neu. Das haftet lebenslang. Manche schreiben Tagebuch, um möglichst vieles festzuhalten. Auch gemeinsames Erinnern bei Familienfeiern oder Klassentreffen holt so manchen Schatz hervor. Dann reift die Erkenntnis, dass vieles im Leben sich gut gefügt hat. Oft auch ohne eigenes Zutun und, obwohl es auch einen anderen Ausgang hätte nehmen können.

"Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat." (Psalm 103,2) Ich glaube, dass Gott Dinge gut zu fügen vermag. Das sind sehr persönliche Einsichten. Und sie funktionieren meist erst im Rückblick. Beim Erinnern.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Kurzvita Mira Körlin

Mira Körlin

Geboren am 01.10.1976 in Dresden | 1995 Abitur | 1995-1996 freiwilliges Soziales Jahr in Zwickau | 1996-2002 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Ev. Theologie an der TU Dresden | 2002-2003 Pressereferentin in der Sächsischen Staatskanzlei | seit 2003 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Dresdner Kirchenbezirke | verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.