Montag, 11.03.2019: Nicht mit "Gewalde"

"Nicht mit 'Gewalde'" höre ich aus der Küche unsere Tochter in altkluger Weise ihren neuen Lieblingsspruch rufen. Sie sitzt am Tisch und schaut meiner Frau dabei zu, wie sie versucht ein Glas mit Rotkohl zu öffnen. Da es sich wohl nicht öffnen lässt, greift meine Frau zu einem alten Küchentrick und klopft mit dem Glas auf die Kante der Arbeitsplatte. So soll sich der Deckel lösen und das Glas leichter aufgehen. Unsere Tochter hält das für zu viel Gewalt und mischt sich ein: "Nicht mit 'Gewalde'".

Ich erinnere mich an meinen letzten Versuch, ein Glas mit dieser Methode zu öffnen. Das Glas bekam einen Riss, der Inhalt lief aus, und ich musste eine halbe Stunde die Küchenschränke und den Boden putzen. Zu guter Letzt war dann auch noch eine Fahrt in den Supermarkt nötig, um für Ersatz zu sorgen. Die mahnenden Worte meiner Tochter haben mir damals gefehlt. Es ist gar nicht so verkehrt, daran erinnert zu werden, nicht alles auf Biegen und Brechen oder mit Gewalt zu einer Lösung bringen zu wollen.

In vielen biblischen Geschichten werden solche mahnenden Worte laut. Zur Zeit des Propheten Jesaja wurden politische Umbrüche mit Macht und Gewalt erwartet. Er aber prophezeit eine ganz andere Art der Veränderung durch den "Friedefürst", der Gepolter, Gedröhn und Gewalt beendet.

Meine Frau nimmt sich die Worte unserer Tochter zu Herzen. Vielleicht erinnert sie sich auch an das Desaster meines letzten Versuches. Sie nimmt eine Gabel und hebelt vorsichtig am Deckel und bekommt das Glas ohne Probleme auf. Und prompt konstatiert unsere Tochter nach diesem Erfolg: "Siehst du, nicht mit 'Gewalde'".

  

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