Kolumne "Mit anderen Augen" Jennifer Sonntag über digitale Barrierefreiheit

In ihrer Kolumne "Mit anderen Augen" spricht Jennifer Sonntag über wechselnde Themen rund um das Leben mit einer Behinderung. In dieser Ausgabe plädiert Selbstbestimmt-Kolumnistin Jennifer Sonntag für mehr digitale Barrierefreiheit. Ein Schritt dorthin ist, Bilder in sozialen Medien mit Alternativtexten zu versehen.

Jennifer Sonntag
An Laptop und Handy nutzt Jennifer Sonntag einen Screenreader. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ich möchte heute über digitale Barrierefreiheit sprechen, denn im digitalen Raum kann ich mich unheimlich frei bewegen und selbstbestimmt sein. Aber im Netz lauern viele Hürden für Menschen mit Behinderung, die noch zu beheben sind.

Ich erschließe mir digitale Dokumente mit dem Screenreader. Der liest mir vor, was Sehende auf dem Monitor erblicken. Hören wir uns einmal an, wie der Screenreader vorliest: “Digitale Barrierefreiheit. Strich. Nein heißt nein. Unterstrich. Leitfaden. Unterstrich.” 

Ich möchte diesen Leitfaden jetzt öffnen. Der Screenreader liest vor: “Wie denken Frauen inklusiv.”

Alles, was sehende Menschen mit Maus und Monitor machen, muss ich mit Tastenkombinationen machen. Dann hab ich noch die Braillezeile und mein Smartphone. Mit diesen Dingen bin ich in der Lage, mich digital zu orientieren.

In sozialen Medien ist es ganz wichtig für mich, dass Bilder beschrieben werden. Sonst wird immer nur gesagt, "Grafik", oder "Bild könnte eine Person enthalten". Dann weiß ich trotzdem nicht, wer das überhaupt ist.

Fehlende Barrierefreiheit ist mir zum Beispiel bei meinem Fernstudium aufgefallen. Ich habe hunderte Seiten an pdf-Dokumenten und kann darin nicht strukturiert arbeiten. Ich kann nicht auswählen, was eine Hauptüberschrift oder Unterüberschrift, was eine Zusammenfassung ist oder wo die Prüfungsfragen sind. Mit so einem riesigen Textklumpen kann ich nicht arbeiten, es ist für mich eine Katastrophe.

Wenn man barrierefreie Medien erstellt, ist es wichtig, von Anfang an Barrierefreiheit mitzudenken. Fotos müssen zum Beispiel durch Alternativtexte beschrieben und Überschriften definiert werden. Der digitale Raum könnte der barrierefreieste Raum der Welt sein. Es ist wichtig, dass wir ihn zusammen dazu machen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt | 14. November 2021 | 08:00 Uhr