Porträt Norbert Britze - Ein blinder Kantor und seine Liebe zur Musik

Musik durchzieht das Leben von Kantor Norbert Britze, seit er denken kann. Heute lebt der blinde Kirchenmusiker in Bad Düben und engagiert sich als Begleiter für das Gesangsensemble ANIMA, einem Damen-Gesangs-Quartett.

Kantor Norbert Britze hat eine Begabung – er singt, dirigiert und spielt Orgel und Klavier. Die meisten Melodien hat er im Kopf. Wenn er nach Noten – also vom Blatt spielt, dann geht das erstmal nur einhändig. Die andere Hand braucht er, um die Noten in Brailleschrift abzutasten.

Norbert Britze ist von Geburt an blind. Seinem Wunsch, Berufsmusiker zu werden, steht seine Umgebung skeptisch gegenüber: Das sei schon für Sehende ein unsicherer Job und für einen Blinden schier unmöglich, so die gängige Meinung.

Diese Aussagen gab es sicher aus Unwissenheit oder aus Sorge, dass eben auch was schiefgehen könnte. Das war schon schmerzlich, man hat so wenig Verständnis gespürt oder Entgegenkommen.

Norbert Britze

Der blinde Kantor Norbert Britze
Hat schon als Kind ein musikalisches Talent: Norbert Britze Bildrechte: MDR

Trotz allem studiert er Kirchenmusik in Görlitz und wird 1997 Kantor der evangelischen Gemeinde in Bad Düben.

Ich kannte Bad Düben überhaupt nicht, hat mir also gar nichts gesagt. Worüber die Bad Dübener doch etwas entsetzt waren.

Norbert Britze

Doch mit Charme und Humor hat er die Menschen schnell für sich eingenommen. Viele lernt er durch den Kirchenchor kennen.

Unterstützt das Vocal-Ensemble ANIMA

Der blinde Kantor Norbert Britze
Kantor Britze bei einem Auftritt mit dem Vocal-Ensembles ANIMA Bildrechte: MDR

Heute lebt der Kantor schon seit einem Vierteljahrhundert fest verwurzelt im Ort. Er kennt fast jeden Stein und jede Bordsteinkante. Die kleine Stadt ist ein sicheres Pflaster für ihn.

Umso mehr genießt er es, ausgetretene Pfade zu verlassen. Er begleitet das Gesangsensemble ANIMA, ein Laien-Damenquartett, das querbeet zwischen Musical, Kirchenlied und Pop unterwegs ist.

Norbert Britze vermisst das Sehen nicht, weil er es nie kennengelernt hat. Durch seinen Beruf und durch seinen Glauben ist er ein Mensch geworden, der das Leben mit Freude nimmt, wie es kommt.

Auch das Gottvertrauen des Kantors wird nicht von seiner Einschränkung getrübt. Den Plan, den Gott für ihn bereithält, nimmt der Christ gelassen an. "Da denke ich manchmal drüber nach und frag mich, was er sich da eigentlich hat einfallen lassen! Es gibt so Tage, an denen man kuriose Dinge erlebt oder lustige. Wo man einfach sagt: ja, der muss scheinbar auch ein ganzes Stück Humor haben."

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt - Das Magazin | 11. Dezember 2022 | 08:00 Uhr