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Selbstbestimmt | 19.12.2021 | Jetzt in der MediathekLiebe unter Druck – Eltern mit einem behinderten Kind | Teil 2

10. Dezember 2021, 10:31 Uhr

Falco und Bettina haben sich getrennt. Anfänglich leben sie in Berlin noch in einer Wohnung zusammen. Julia und Danielo hoffen, dass es ihnen mit Alltagsveränderungen gelingt, ihre Kräfte besser einzuteilen. Mehr Erholung ist gleich weniger Streit, so ihre Hoffnung. Doch das Leben läuft nicht immer nach Plan.Tabea Hosche begleitet zwei Paare, die sich aufopferungsvoll um ihre Kinder mit Behinderung kümmern. Was ist ihr Fazit nach zwei Jahren Begleitung?

Rosa umringt von ihrer Familie Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bettinas und Falcos Tochter Rosa ist aufgrund eines genetischen Defekts schwer beeinträchtigt und muss rund um die Uhr gepflegt werden. Der Alltag mit Rosa und der jüngeren Schwester Greta ist kräftezehrend: "Die andauernde Belastung macht mich einfach auch nicht zu einem liebenswerten Menschen. Ich bin so gereizt, weil ich das Gefühl habe, ich kann nichts mehr aufnehmen.", sagt Bettina.

Sie fühlt sich oft allein gelassen, denn Falco ist selbständig und beruflich viel unterwegs. Falco dagegen hat den Eindruck, dass seine emotionalen Bedürfnisse in der Beziehung gar nicht mehr wahrgenommen werden. Das Streiten nimmt überhand.

Bettina beschließt, sich von Falco zu trennen. Sie treibt die Aufteilung des gemeinsamen Haushalts voran und entwickelt einen Plan, wie die wöchentliche Verteilung der Kinder funktionieren könnte.

Bekommt sie so den Freiraum, nach dem sie sich sehnt? Wie soll ein getrenntes Leben mit einem schwer beeinträchtigten Kind funktionieren? Kann eine Person schaffen, was vorher für zwei schon zu viel war? Und wie kommt Falco mit der neuen Situation zurecht?

Falco Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Anfühlen tut sich das sowieso alles wie eine Art Niederlage, weil unsere Familie sich neu erfinden muss oder neu aufstellen muss und ich stehe daneben und denke: Fuck, wie soll denn das gehen?

Falco

Gezielte Alltagsveränderungen

Auch Julias und Danielos Sohn Arvid muss intensiv gepflegt werden. Mutter Julia übernimmt einen großen Teil der Betreuung und Pflege von Arvid. Einen Tag in der Woche arbeitet sie in ihrem alten Beruf, was für sie ein wichtiger Ausgleich ist. Schwer wiegt die Verantwortung für ihren Sohn, den sie so gut wie möglich fördern will.

Waren Julia und Danielo vor der Geburt von Arvid ein sehr harmonisches Paare, so liegen heute ihre Nerven oft blank. Sie sehen ein, dass sie alleine nicht aus der Krise herausfinden können und suchen sich Hilfe von außen. Dabei lernen sie, sich besser zur organisieren, sich bewusst Zeit als Paar zu nehmen und sich gemeinsam zu erholen.

Julia (re.) ist am Ende ihrer Kräfte Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Doch beide merken auch: Es ist schwierig, dauerhaft Ruhe und Harmonie in den Familienalltag mit einem schwer beeinträchtigten Kind zu bekommen.

Immer wieder bringen unvorhergesehene Ereignisse die hart erarbeitete Balance aus dem Gleichgewicht. Als Julia ihre Arbeit verliert und Danielo längere Zeit krank wird, sind alle guten Vorsätze dahin.

Wir bauen im Prinzip immer ein Haus auf sandigem Boden. Es kann immer wieder was passieren, es kann immer wieder Rückschläge geben.

Danielo

Tabea Hosche begleitet die beiden Paare in ihrem Familienleben über einen Zeitraum von fast zwei Jahren und zeigt, wie sie mit tiefgreifenden Veränderungen umgehen, wie sie ihren Schmerz verarbeiten und für neue Perspektiven kämpfen.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt - Die Reportage | 22. November 2020 | 08:00 Uhr