Blick in die Historie Zur Geschichte des Sorbischen Rundfunks

05. Oktober 2020, 14:39 Uhr

Am 22. März 1953 wurde in Görlitz das erste sorbische Rundfunkstudio gegründet. Seit 1992 leistet das MDR-Studio Bautzen mit seinen 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen wichtigen Beitrag zur Pflege der sorbischen Kultur.

Regelmäßige Radiosendungen auf Sorbisch gibt es auf deutschem Boden seit 1948, zunächst alle 14 Tage eine 15-minütige Sendung auf Obersorbisch, später auch auf Niedersorbisch. Am 22. März 1953 wird beim Staatlichen Rundfunkkomitee der DDR ein sorbisches Studio gegründet, mit Sitz in Görlitz, außerhalb des sorbischen Sprachgebiets. Dort gibt es ein technisch gut ausgerüstetes, aber ungenutztes Studio. Musik- und Wortbandarchiv werden aufgebaut. Gesendet wird auf Mittelwelle, pro Woche 70 Minuten, vor allem aktuelle Informationen und Berichte aus dem Kulturleben, anfangs fast nur auf Obersorbisch.

Eine schwarz-weiß Fotografie des Studio Bautzen, eine Frau und ein Mann im Studio
Bildrechte: Peter Simank

1955 kommen gelegentlich Beiträge auf Niedersorbisch hinzu, ab 1. April 1956 wird die Sendezeit auf 90 Minuten wöchentlich erweitert, davon 20 Minuten auf Niedersorbisch. Ende 1956 wird die "Sorbische Redaktion" von Radio DDR, Sender Cottbus, gebildet. Erneut wird die Sendezeit erweitert, ab 1963 ist das Programm auch auf UKW zu empfangen. Ab 1966 ist der sorbische Rundfunk wochentags von 9:30 bis 10 Uhr auf UKW und sonntags von 12 bis 14 Uhr (ab 1985 von 11 bis 13:30 Uhr) auf Mittelwelle zu hören.

Eine schwarz-weiß Fotografie des Studio Bautzen, Blick von der Technik ins Studio
Bildrechte: Peter Simank

Einerseits war die Redaktion der "marxistisch-leninistischen Nationalitätenpolitik" der SED verpflichtet, so waren z.B. religiöse Sendungen erst ab Herbst 1988 möglich. Andererseits hat das sorbische Hörfunkprogramm von 1953 bis 1989 große Verdienste um den Erhalt der sorbischen Sprache, um die Festigung des Nationalbewusstseins und um die Förderung von Kunst und Kultur erworben. Über 100 Hörspiele und Dokumentationen, vor allem zu historischen Themen, wurden produziert, ca. 4.000 Bänder mit sorbischer Musik aufgenommen (ein großer Teil davon Neukompositionen), 20 Rundfunkkonzerte mit sorbischer Musik veranstaltet.

Seit 1. Januar 1992 werden Hörfunksendungen vom MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNK (MDR) auf Obersorbisch und vom Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB, heute RBB) auf Niedersorbisch gestaltet.

Das MDR-Studio in Bautzen mit seinen mehr als 30 Beschäftigten bringt zunächst täglich ein dreistündiges Frühprogramm. Seit Jahresbeginn 2020 sendet der Sorbische Rundfunk des MDR morgens eine Stunde länger. Die Redaktion des Bautzener Studios informiert nun vier Stunden lang und wöchentlich insgesamt 27,5 statt bisher 21,5 Stunden in sorbischer Sprache über das Neueste in der Lausitz. Neben Berichten und Reportagen, Presseschau sowie Studiogesprächen ist auch aktuelle Musik in sorbischer Sprache zu hören. Parallel dazu sind das Online-Angebot der sorbischen Redaktion sowie die Angebote für Kinder ausgeweitet worden.

Wuhladko - Logo
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Einmal im Monat läuft sonnabends 12:25 Uhr im MDR FERNSEHEN die Sendung "Wuhladko" ("Ausblick"), ein halbstündiges Magazin mit aktuellen Beiträgen und Studiogästen, mit Geschichten über die Lausitz und zahlreichen Veranstaltungstipps. Ausgestrahlt wird es auf Obersorbisch mit deutschen Untertiteln. Jeden Sonntag wünscht das "Sandmännchen" den Kindern wahlweise auf Deutsch oder auf Sorbisch "Gute Nacht!"

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Weitere Daten und Fakten zur Geschichte des Sorbischen Rundfunks finden Sie im folgenden Zeitstrahl hier: