Der Krieg und wir 27 min
Bildrechte: Georgii Zantaraia

Dokumentation "Der Krieg und wir – ukrainische Judoka zwischen Sport und Front"

Samstag, 13.05.2023, 16 Uhr im MDR FERNSEHEN

12. Mai 2023, 11:13 Uhr

Seit mehr als einem Jahr tobt in der Ukraine der russische Angriffskrieg. In der Dokumentation "Der Krieg und wir – ukrainische Judoka zwischen Sport und Front" haben wir die ukrainische Judo-Nationalmannschaft getroffen. Sie erzählen von ihren Erlebnissen aus dem ersten Kriegsjahr, wie und wo sie trainieren und auch leben. Und nicht zuletzt, wie es ihnen damit geht, dass sie nicht bei der WM antreten können.

Georgii Zantaraia in einer zerstörten Judohalle.
Georgii Zantaraia, einer der Protagonisten der Doku, in einer zerstörten Judohalle. Bildrechte: Georgii Zantaraia

Das Nationale Olympische Komitee der Ukraine will eine Teilnahme russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen 2024 in Paris verhindern. Das sagte Georgii Zantaraia, ehemaliger Judo-Weltmeister und Mitglied des ukranischen Nationalen Olympischen Komitees (NOK), dem MDR. "Seit 2014 haben sich die Beziehungen und die Art, wie sie mit uns reden, geändert. Sie sind Leute des Regimes, die ihre Meinung nicht sagen können".

Beweise gegen Verstöße russischer Athleten

Seine Organisation sammle derzeit Beweise, um Verstöße russischer Athleten gegen die vom Internationalen Olympischen Komitee geforderte Neutralität zu belegen, so Zantaraia weiter. Dabei handle es sich unter anderem um Videos und Fotos von Sportlern und Funktionären, die online für den russischen Angriffskrieg werben würden. Er selbst sei seit Kriegsbeginn immer wieder von russischen Leistungssportlern und auch Trainern in den sozialen Medien bedroht und beleidigt worden.

Anastasiya Turchyn bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio.
Die ukrainische Judoka Anastasiya Turchyn bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. Bildrechte: Anastasiya Turchyn

Der Pressesprecher des Internationalen Olympischen Komitees, Christian Klaue, sagte dem MDR, die Empfehlung des IOC zur Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler adressiere die Kernfragen "keine Athletinnen und Athleten mit militärischem oder mit Armee-Vertrag, dann keine Athletinnen und Athleten, die den Krieg unterstützen", so Klaue. Bezüglich der empfohlenen Neutralität gebe es eine klare Definition. Die Teilnehmenden müssten einfarbig oder weiß antreten, ohne Nationalfarben, Nationalhymnen oder andere Erkennungszeichen. Das gelte auch für die Zuschauer.

IOC öffnet Russland und Belarus die Tür

Das IOC hatte im Februar empfohlen, Sporttreibende aus Russland und Belarus unter bestimmten Voraussetzungen als neutrale Athleten wieder an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu lassen. Die Empfehlung war international vielfach von Sportverbänden kritisiert worden, darunter auch vom Deutschen Judo-Bund. Auf Basis dieser Empfehlung hatte der Judo-Weltverband schließlich russische und belarussische Athletinnen und Athleten zu den aktuell laufenden Judo-Weltmeisterschaften in Doha zugelassen. Die Ukraine hatte die Wettkämpfe daraufhin boykottiert.

Ukrainische Flüchtlingskinder beim Judotraining bei den Leipziger Sportlöwen.
Ukrainische Flüchtlingskinder beim Judotraining bei den Leipziger Sportlöwen. Bildrechte: Leipziger Sportlöwen

Damit entgehen den ukrainischen Judoka auch möglicherweise wichtige Punkte für die Qualifikation für die Olympia 2024. Bogdan Iadov, Mitglied der Nationalmannschaft sagte dem MDR. "Als mir das der Trainer sagte, dass wir nicht kämpfen, war das einer der härtesten Tage in meiner sportlichen Karriere." Iadov hatte im vergangenen Frühjahr den Europameistertitel -66kg gewonnen. Die ukrainische Nationalmannschaft lebt seit Kriegsbeginn verstreut in ganz Europa und trifft sich nur zu Wettkämpfen und Trainingslagern. Das Training innerhalb der Ukraine ist nach MDR-Informationen derzeit nicht oder nur stark eingeschränkt möglich.

Über die Autorinnen Die Autorin Annett Böhm stand 20 Jahre lang als Judoka auf der Tatami. Sie gewann bei der Weltmeisterschaft 2003 und bei Olympia 2004 jeweils die Bronzemedaille. Nach ihrer leistungssportlichen Karriere absolvierte sie ein Volontariat beim MDR und arbeitet seit 10 Jahren als freie Journalistin beim MDR, u.a. in der Sportredaktion. Ihre Co-Autorin Johanna Hemkentokrax arbeitet als freie Journalistin für die Rechercheredaktion im MDR Landesfunkhaus Thüringen und als Autorin fürs Radio und Fernsehen.

Nachrichten

Rettungskräfte beseitigen Trümmer und suchen nach Menschen in einem Wohnblock, der von einer Rakete getroffen wurde.
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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 13. Mai 2023 | 16:00 Uhr

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