Rodeln | WM in OberhofThomas Bach: "Im Wintersport ist ein Umdenken notwendig"
IOC-Präsident Thomas Bach sieht den mitteldeutschen Wintersport gestärkt und begrüßt die Verzahnung von Rodeln und Bob. Zugleich stehe der Wintersport vor neuen Herausforderungen durch den Klimawandel.
IOC-Präsident Thomas Bach sieht den mitteldeutschen Wintersport durch die Ausrichtung der Rodel-WM in Oberhof gestärkt: "Das gibt Auftrieb für neue Bewerbungen und weitere große Wettbewerbe", sagte Bach bei einem Besuch in Oberhof im Interview mit dem MDR auf die Frage, wie er zu einer möglichen Bewerbung der thüringischen Wintersport-Metropole um die Ausrichtung einer nordischen Ski-Weltmeisterschaft steht.
Vor einer Woche war bekannt geworden, dass Oberhof, wo im Februar auch die Biathlon-WM veranstaltet wird, zudem eine Bewerbung für die nordische Ski-WM erwägt. Bereits jetzt sieht Bach in den beiden Winter-Weltmeisterschaften ein Vorbild für neue Entwicklungen. Dass verschiedene Sportarten zusammengelegt werden, begrüßt er: "Ich habe auch gehört, dass man überlegt, Bob- und Rodelveranstaltungen näher zusammenzubringen. Das ist ein Konzept der Nachhaltigkeit und der Kostenersparnis."
Bach hofft auf Signalwirkung in puncto Nachhaltigkeit
Der Wintersport steht vor der Verantwortung, neue Konzepte zu erarbeiten. Denn: Aufgrund des Klimawandels dürfte in Zukunft die Ausrichtung von Wettkämpfen immer schwerer werden. "Wir sind dabei, mit den internationalen Wintersport-Verbänden darüber nachzudenken, was das bedeutet für die Dauer der Saison, für das Format von Großveranstaltungen", sagte Thomas Bach: "Hier ist im Wintersport ein Umdenken notwendig."
Bereits für die Doppel-WM in Oberhof hat das Land Thüringen tief in die Tasche gegriffen: Rund 84 Millionen Euro sind für die Ausrichtung investiert worden, zu Beginn der Bauarbeiten war man noch von 62 Millionen Euro für die Modernisierung ausgegangen. Kritik an den hohen Ausgaben gab es im Thüringer Landtag allerdings kaum. Oberhof wirbt zudem mit Nachhaltigkeit, verweist etwa auf den Ausbau des ÖPNV und die nachhaltige Nutzung der Anlagen. Thomas Bach hofft, dass davon ein Signal ausgeht, das "hoffentlich in das Bewusstsein der anderen Ausrichter dringt".
Bach: "Schwere Bedenken" des UN-Menschenrechtsrats gegenüber Suspendierung russischer Athleten
Weiterhin äußerte sich der IOC-Präsident zu den Überlegungen, Athleten aus Russland und Belarus Möglichkeiten zur Teilnahme an internationalen Wettkämpfen eröffnen zu wollen, womit diesen Sportlern unter neutraler Flagge auch der Weg zu den Sommerspielen 2024 in Paris offen stehen könnte. "Wir haben Russland sanktioniert, weil der Einmarsch in die Ukraine eine Verletzung des olympischen Waffenstillstands war und ist. Die schrecklichen Bilder entsetzen uns jeden Tag von Neuem. An diesen Sanktionen wird auch festgehalten", sagte er.
Zugleich hätten die Athleten "mit diesem Krieg nichts zu tun". Berichterstatter des UN-Menschenrechtsrats hätten zudem "schwere Bedenken" gegenüber einem Ausschluss geäußert, sagte Bach: Eine Suspendierung der Athleten verstoße den Berichterstattern zufolge "gegen das Nichtdiskriminierungsverbot der Vereinten Nationen". Gleichwohl betonte Bach, dass nur eine "strikte Neutralität" individueller Athleten in Frage komme.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das IOC derweil erneut aufgefordert, Russland nicht zu Wettkämpfen zuzulassen: "Die olympischen Prinzipien und Krieg stehen in einem fundamentalen Gegensatz zueinander."
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mze
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 28. Januar 2023 | 16:00 Uhr
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