Fußball | Bundesliga Der Tedes-K.o. – ein Kommentar zur Lage bei RB Leipzig
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Nach neun Monaten ist das Cheftrainer-Kapitel von Domenico Tedesco bei RB Leipzig schon beendet. Aber die RB-Probleme liegen tiefer als nur am binnen wenigen Wochen implodierten Tedesco-Ansatz, kommentiert Thomas Kunze.
Acht Gegentore in den letzten beiden Spielen gegen Shaktar Donezk und Eintracht Frankfurt kombiniert mit defensiver Instabilität, offensiver Einfallslosigkeit und poröser mentaler Beschaffenheit – die Beurlaubung von Domenico Tedesco bei RB Leipzig, dieser Tedes-K.o., ist keine Überraschung, die zu früh oder zu spät kam. Nein, RB-Vorstandsboss Oliver Mintzlaff hat zum richtigen Zeitpunkt auf die Notbremse getreten. Das ist allerdings auch das Einzige, was funktioniert hat bis hierher.
Tedescos Struktur wurde zum fußballerischen Gefängnis
108 Tage nach dem DFB-Pokalsieg und einer Rückrunde vom anderen Stern passten Trainer und Mannschaft plötzlich so gar nicht mehr zusammen. Domenico Tedesco ist ein Trainer, der Struktur liebt – Struktur, die Kontrolle erlaubt; deswegen so viel Ballbesitz, deswegen so wenig Risiko, deswegen kein RB-Remmidemmi wie zu Zeiten von Ralf Rangnick, Ralph Hasenhüttl und Co.
Tedescos Ansatz ist eigentlich kein Problem – wenn aus Struktur am Ende kein fußballerisches Gefängnis wird. Wurde es aber für das Team. Der Eine fremdelte mit der Position, der Andere mit der Aufgabe, der Nächste verstand gar nicht, was der Trainer eigentlich fordert.
Diese Mannschaft ist falsch zusammengebaut
Die Rechtsverteidigerposition ist ein gutes Beispiel. Nach Lukas Klostermanns Ausfall probierten sich dort Benjamin Henrichs, Hugo Novoa, Mohamed Simakan und Amadou Haidara – keiner der vier ist Rechtsverteidiger. Womit wir beim Kader sind und damit außerhalb des Einflussbereichs des Coaches.
Diese Mannschaft ist falsch zusammengebaut. Die Aussicht auf werthaltige Spieler mit Perspektive wie David Raum oder die romantische Vorstellung der Heimkehr von Timo Werner haben den Blick verklärt. Chefscout Christopher Vivell und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff haben einen Kader zusammengestellt, der spät zusammenkam und nicht wirklich harmoniert – zumindest nicht mit der Idee des am Mittwochvormittag fortgeschickten Trainers.
Es braucht zwingend einen Sportdirektor
Nach Jesse Marsch im vergangenen Jahr nun also Domenico Tedesco: Zwei frühe Trainerentlassungen in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten sind kein Zufall, sondern Planungsfehler. Und egal ob jetzt Marco Rose gegen Dortmund, Real Madrid und Borussia Mönchengladbach zaubert oder zaudert – erstmal muss dringend und zwingend ein echter Sportdirektor her mit eigener Kompetenz und echten Kompetenzen in der Geschäftsstelle. Einer wie Max Eberl eben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 07. September 2022 | 17:45 Uhr
Thommi Tulpe vor 21 Wochen
Der FCM hat sich im krassen Gegensatz zum Konstrukt nie auf seine "Fahnen" geschrieben, dem FC Bayern Konkurrenz seien zu wollen. Warum sollte Blau-Weiß ein "Domenico-Tedesco-Problem" bekommen?
Wieder einmal sehr sinnfreier Kommentar, Herr Soldat.
nasowasaberauch vor 21 Wochen
Am Ende erinnerte es an den Abgang bei S04. Der Spielstil von Tedesco hat sich nicht angepasst/weiterentwickelt und die Neuverpflichtungen machten die Truppe so noch inhomogener. Der Fußballer des Jahres ward nicht mehr oder nur noch wenig gesehen, da stimmte nichts mehr. Eine fragwürdige Kaderplanung gepaart mit unpassendem System machen das Desaster.
Horst Schlaemmer vor 21 Wochen
Dem Kommentar kann ich vollauf zustimmen. Der Kader wurde im Sommer fragwürdig zusammengebaut. Besonders unverständlich: Der Abgang von Mukiele und dass dann nicht nach einem zweiten Rechtsverteidiger und einem guten Rechtsaußen gesucht wurde. Stattdessen Raum für Angelino (warum eigentlich?) und mit Diallo gleich noch ein Linksfuß. Auch Timos Rückkehr sehe ich kritisch. Dessen Position ist noch gar nicht gefunden. Andere Vereine (siehe Union, Frankfurt) machen gerade vor, wie man mit viel weniger Geld TOP-Mittelstürmer holen kann, die durchsetzungsfähig und ballsicher sind. Ein guter Sportdirektor tut not.