Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
LiveLiveErgebnisse & TabellenSportartenSportarten

Fußball | Bundesliga"Eine sehr große Identifikation mit meiner Stadt" – Marco Rose zurück in Leipzig

von Till Oppermann

Stand: 08. September 2022, 14:05 Uhr

Marco Rose ist neuer Trainer bei RB Leipzig. Er passt gut zum Verein, weil er in seiner Heimatstadt arbeiten kann und seine Spielphilosphie bei Schwesterklub Salzburg entwickelte.

Darüber, wie lange Marco Rose überlegen musste, in seine Heimatstadt zurückzukehren, sind sich der neue RB-Trainer und sein Chef Oliver Mintzlaff nicht ganz einig. Fünf Sekunden seien bis zur Zusage vergangen, nachdem er Rose am Dienstag nach dem 1:4-Debakel gegen Donezk in der Champions League angerufen habe, zählt Mintzlaff. Rose antwortet während seiner Vorstellung am Donnerstag (8. September) im Trainingszentrum am Cottaweg grinsend: "Ich habe schon zehn bis fünfzehn Sekunden gebraucht."

Rose lebt mit seiner Familie in Leipzig

Womöglich dachte er während des Telefonats an seine Familie, mit der er in einem Leipziger Vorort wohnt. "Es ist nie einfach, in seiner Heimat eine öffentliche Position einzunehmen", sagt Rose, der als Kind bei Rotation anfing zu kicken, vom 1. FC Lok entdeckt wurde und dort zum Profi reifte. In Leipzig werde er nun an Ergebnissen gemessen, begründet der 45-Jährige. Der Vorteil: "Ich bin nah bei meiner Familie, kann meiner Tochter 'gute Nacht' sagen und bin bei meiner Frau." Das helfe besonders in schwierigen Zeiten, so Rose.

Wir wollen mit Marco die Kontinuität reinbekommen, die uns mal ausgezeichnet hat.

RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff

Oliver Mintzlaff (li.) hat in Marco Rose seinen Wunschkandidaten bekommen. Bildrechte: IMAGO / Picture Point LE

Mintzlaff lobt Roses Spielphilosophie

Die gab es zuletzt häufiger in Leipzig. Nach Jesse Marsch und seinem Vorgänger Domenico Tedesco ist Rose der dritte RB-Trainer binnen neun Monaten. "Wir wollen mit Marco die Kontinuität reinbekommen, die uns mal ausgezeichnet hat", hofft Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

Nachdem Marsch Tedesco eine verunsicherte Mannschaft überlassen hatte, führte sie dieser zur besten Rückrunde der Ligakonkurrenz und gewann den DFB-Pokal. Diesen Kredit verspielte er mit schlechten Ergebnissen zum Saisonstart – aber auch wegen seines zunehmenden stockenden Ballbesitzfußballs. Mintzlaff klingt kämpferisch: "Mit Marco haben wir von vornherein eine klare Überzeugung, was die Spielphilosophie betrifft."

Trainer-Lehrjahre in der RB-Schule

Rose steht nach Engagements bei Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund auch sportlich vor einer Rückkehr zu seinen Wurzeln. Denn seine Spielphilosophie habe sich in Salzburg entwickelt, erklärt Rose. Nachdem er 2013 nach nur einer Regionalligasaison als Trainer seines Heimatvereins 1. FC Lok aufgehört hatte, lotste ihn kein geringerer als Ralf Rangnick nach Österreich, wo Rose erst als Jugend- und dann als Cheftrainer bei RB Leipzigs Schwesterklub arbeitete.

Die Prägung durch Rangnick wird deutlich, wenn Rose über das Rezept spricht, mit dem er die Leipziger Mannschaft wieder konkurrenzfähig machen will: "Wir wollen hinten stabiler stehen, indem wir vorne mehr Druck machen." Marco Rose stehe für Dynamik und ein attraktives Spiel mit der richtigen Mischung aus Ballbesitz und Pressing, fachsimpelt der ehemalige Langstreckenläufer Mintzlaff.

2013: Marco Rose (re.) als Lok-Trainer nach einem Duell mit RB und den damaligen Coach Alexander Zorniger. Bildrechte: IMAGO / Picture Point

Rückkehr zu Viererkette?

Domenico Tedesco wurde in seinen letzten Spielen als RB-Trainer immer ratloser. Ihm gelang es nicht mehr den hochveranlagten Kader von seiner Taktik zu überzeugen. Rose hat das beobachtet und fordert: "Jeder muss verstehen, worum es geht." Ihm geht es um viel Energie und eine hohe Laufbereitschaft, außerdem könnte er die Grundformation der Mannschaft ändern.

In Dortmund setzte er gerne auf ein 4-4-2-System mit Mittelfeldraute, das auch zum Leipziger Kader passen würde. Der sei nämlich sehr zentrumsfixiert und habe kaum Flügelspieler, analysiert Rose. "Dafür haben wir mit David Raum einen Nationalverteidiger und Timo Werner ist wieder da und bringt viel Tempo in der letzten Linie mit."

Alexander Zickler (li.), der einst bei Dynamo Dresden den Durchbruch als Profi schaffte, ist seit langem Marco Roses Co-Trainer. Bildrechte: IMAGO/Kirchner-Media

Diese Mannschaft ist gut, sie ist hervorragend.

RB-Trainer Marco Rose

Besondere Verbindung mit Kurth und Zickler

"Diese Mannschaft ist gut, sie ist hervorragend", schwärmt Rose weiter. Um den Verein wieder auf den Erfolgsweg zu bringen, werden die Spieler dem Trainer und seinem Team helfen müssen. RB-Rückkehrer Marco Kurth, Frank Geideck und Alexander Zickler werden als Assistenztrainer arbeiten. Insbesondere mit dem gebürtigen Sachsen-Anhalter Kurth und dem früheren Dynamo-Profi Zickler verbindet Rose viel. Kurth und Rose spielten einst bei Lok-Vorgänger VfB Leipzig zusammen. Zickler begleitet ihn als Co-Trainer schon seit fast einem Jahrzehnt.

Linksfuß Marco Rose 1999 im Trikot des VfB Leipzig beim Ortsderby in Leipzig-Leutzsch. Bildrechte: IMAGO / Picture Point LE

Roses anderer Stamm-Assistent René Maric steht nicht zur Verfügung. Er wechselte Ende Junl in die Premier League zu Leeds United und dem letztjährigen RBL-Trainer Jesse Marsch. Nicht nur deshalb ist die Aufgabe des Trainerteams kompliziert, denn sie treffen auf eine Mannschaft, deren Mentalität zuletzt auch Mintzlaff in Frage stellte: "Die Erwartungshaltung ist, dass die Mannschaft die Verantwortung übernimmt." Rose kann sie glaubwürdig in die Pflicht nehmen: "Ich habe eine sehr große Identifikation mit meiner Stadt."

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 08. September 2022 | 17:45 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen