Fußball | 2. Bundesliga Aue verliert Abschiedsvorstellung, zeigt aber Mentalität
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33. Spieltag
Erzgebirge Aue hat sein vorerst letztes Heimspiel in der 2. Bundesliga zwar verloren, aber endlich die Einstellung gezeigt, die die Mannschaft solange durch die Liga getragen hat.

Irgendwie war am Ende alles wie immer: Erzgebirge Aue stand nach dem 0:3 (0:0) gegen Werder Bremen zum 20. Mal in dieser Saison mit leeren Händen da. Und trotzdem konnten die "Veilchen" nach diesem Spiel stolz sein. Zwei Treffer kassierte der Absteiger erst in der Nachspielzeit und einer schlimmen Verletzungsunterbrechung.
Schwere Kopfverletzung überschattet das Spiel
Auch deshalb war das Ergebnis am Ende nebensächlich. Abwehrspieler Dirk Carlson musste nach einem Zusammenprall mit seinem Teamkollegen Owusu minutenlang behandelt und später vom Platz getragen werden. Seine ausgestreckte Hand als Zeichen, dass es ihm gut gehe, war aus Auer Sicht der Glücksmoment bei der Abschiedsvorstellung. Favorit Werder Bremen sicherte sich vor mehr als 12.000 Zuschauern verdient den Sieg und kann die direkte Rückkehr in die Bundesliga am letzten Spieltag klar machen.
Sechs sinnvolle Wechsel
Nach dem 0:6-Debakel in Darmstadt rotierte Trainer Pavel Dotchev auf sechs Positionen. Barylla, Gonther, Cacutalua, Strauß und Trujic fanden sich auf der Bank wieder, Messeguem konnte verletzt nicht mitmischen.
Und Aue zeigte von der ersten Minute ein anderes Gesicht. Schon nach dem ersten Angriff jubelten die Fans. Tom Baumgart hatte den Ball über die Linie gedrückt, wurde aber zurück gepfiffen, weil Passgeber DImitrji Nazarov im Abseits stand.
Aue frech und mutig
Bremen bekam aber zu spüren, dass es kein Selbstläufer werden würde. Auch der Plan, den Widerstand mit einem frühen Tor zu brechen, ging schief, weil Aue griffig und bissig verteidigte und endlich die Tugenden auf den Platz brachte, die die Mannschaft so viele Jahre in der 2. Bundesliga ausgezeichnet hatte.
Aue lässt nur zwei gute Chancen zu
So kamen die spielerischen Qualitäten der Gäste nicht zum Tragen. Nur zwei Mal drohte Gefahr, doch der Heber von Top-Torjäger Marvin Ducksch segelte über das Tor und Romano Schmid wurde beim Abschluss noch energisch von Florian Ballas gestört. Insgesamt spielte Werder aber zu ungenau. Aue setzte stattdessen auf schnelle Abschlüsse, die mit Ausnahme des Nazarov Knallers aber nicht wirklich gefährlich waren.
Friedls Tor als Dosenöffner
Nach der Pause traf Bremen schnell zur Führung. Nach einem Doppelpass auf der rechten Seite bediente der gebürtige Leipziger Leonardo Bittencourt Marco Friedl, der aus Nahdistanz einschob. "Das war der Dosenöffner", freute sich Bittencourt, der Mitleid mit Aue hatte: "Der Abstieg für Aue tut mir weh. Als ich 2011 hier war, sah alles noch anders was. Wahnsinn, was aus diesem Verein geworden."
Aue muss sich in der 3. Liga neu sammeln, zeigte gegen Bremen aber über weite Strecken, wie es gehen kann und blieb das gesamte Spiel über leidenschaftlich. Der Zusammenprall zwischen Carlson und Owusu stand symbolisch für den Einsatz und das Pech, was Aue begleitet. Dass es in der Nachspielzeit so deutlich wurde, war am Ende ärgerlich, mehr aber auch nicht. Werder-Stürmer Füllkrug ehrlich: "Es war schwerer, als es das Ergebnis aussagt."
Das sagten die Trainer
Ole Werner (Bremen): "Es war ein hartes Stück Arbeit. Die Mannschaft hat Moral bewiesen, hat mental stand gehalten und in den entscheidenden Momenten die Tore gemacht. Wir freuen uns sehr über diesen Sieg, müssen aber nächste Woche gegen Regensburg nachlegen. Jetzt fängt die Arbeit wieder an. Wir haben keine Zeit, uns zurück zu lehnen. Das 1:0 war nach der Halbzeit extrem wichtig. Wir hatten in den ersten Halbzeit Probleme, gute Chancen zu erarbeiten und sind in den einen oder anderen Konter gelaufen."
Pavel Dotchev (Aue): "Das Ergebnis ist viel zu hoch. Die Leistung meiner Mannschaft war sehr ordentlich. Wir haben das gut gemacht. Das Anlaufen hat sehr viel Kraft gekostet. Es war viel Aufwand. Zum Schluss haben uns die Kräfte gefehlt. Nach den Wechseln haben wir bisschen die Linie verloren. Nach dem Zusammenprall war die Konzentration nicht mehr so da, dass war aber verständlich. Ich freue mich über die Reaktion nach dem Spiel in Darmstadt. Schade, dass das Ergebnis zu hoch ist. Es herrscht viel Enttäuschung und Leere. Wir müssen diese Woche sehr fokussiert arbeiten und versuchen, das Spiel in Dresden zu gewinnen. Danach werden wir versuchen eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen, damit wir mehr Freude mit Erzgebirge Aue haben werden."
von Sanny Stephan
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 08. Mai 2022 | 16:00 Uhr
Gernot vor 7 Wochen
Ich habe hier mit der teilweise überzogenen Häme so meine Befindlichkeiten. Wirklich schlimm für mich ist, daß wieder ein Stück Fussballtradition des Osten von der Bühne verschwindet. Darüber sollten mal alle Lästerer wirklich nachdenken. Statt mehr, werden es immer weniger Vereine, welche den Ansprüchen des deutschen Spitzenfußball gerecht werden. Und, irgendwann treffen sich die Spitzenteams Mitteldeutschlands alle in der NOFV OL Süd. Im Fall FC Erzgebirge ziehen diesesmal noch nicht einmal die Phrasen vom armen , stets benachteiligten , Ostverein . Dieser, hoffentlich nicht endgültige, Niedergang ist hausgemacht. Selbstüberschätzung, diverse Fehlentscheidungen, Kompetenzmängel.... in der Führung waren letztendlich die Ursache für den Abstieg. Ich hoffe der Verein bekommt es wieder " gebacken" und zieht die nötige Lehren.
oldie68 vor 7 Wochen
@Teamplayer Was ist da Fair ? Aufpassen manche wurden schon durchgereicht bis in die Oberliga .
Dann könnt ihr den Stollen verfüllen oder zu nageln .
Von allen unfairen Fans aus Sachsen und Thüringen
Teamplayer vor 7 Wochen
Eine in allen Belangen enttäuschende Saison für Wismut Aue ist fast zu Ende.
Mal sehen, wie es jetzt weiter geht?
Gelingt der sofortige Wiederaufstieg?
Zum Schluss aber trotzdem noch eine kleine Anmerkung:
Mannschaften wie Gera, Erfurt, Jena, Chemnitz, Lok und Chemie Leipzig würden gerne in der 3. Liga spielen.
VG an alle fairen Sportfreunde.