Fußball | 2. Bundesliga Dynamo Dresden praktisch abgestiegen
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33. Spieltag
Was für eine dramatische Schlussphase: Dynamo Dresden ist praktisch aus der 2. Bundesliga abgestiegen - trotz eines späten Sieges beim SV Sandhausen.

Dynamo Dresden ist trotz eines späten 1:0-Sieges beim SV Sandhausen praktisch abgestiegen. Die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski hat vor dem letzten Spieltag drei Punkte Rückstand auf den Karlsruher SC (spätes 3:3 gegen Bielefeld) auf dem Relegationsplatz, aber auch das deutlich schlechtere Torverhältnis. Das Siegtor durch Marco Hartmann war somit wertlos.
Vor der Pause war es eine dezente Partie. Beiden Teams, nicht nur Dresden mit seiner Terminhatz, schien die lange Saison in den Knochen zu stecken. Sandhausen hatte zunächst mehr vom Spiel und durch Angreifer Aziz Bouhaddouz (17.) und Verteidiger Tim Kister (18.) zwei Chancen. Der Deutsch-Marokkaner setzte zunächst die Kugel aus zwölf Metern knapp rechts vorbei, dann scheiterte der lange Kister bei einem Kopfball an Chris Löwe, der auf der Linie rettete. Danach machten sich die Dresdner, die mit vier Offensivakteuren begonnen hatten, auf und nisteten sich teilweise in der Hälfte der Gastgeber ein. Aber gefährlich wurde das Team von Markus Kauczinski, das unbedingt ein Tor brauchte, dabei kaum. Bei einer Ecke kam René Klingenburg etwas überraschend an den Ball, er traf die Kugel am kurzen Pfosten aber nicht richtig (39.),
Rot und Last-Minute-Tor ohne Jubel
In der zweiten Halbzeit passierte zunächst nicht viel. Dann wurde es turbulent: Nach einem Mega-Fehler des Ex-Dresdners Kister stand Simon Makienok frei vor dem Kasten, knallte die Kugel aber rechts vorbei (67.). Fünf Minuten später leistete sich Chris Löwe eine Tätlichkeit und musste mit Rot vom Platz (72.). Dresden steckte nicht auf, Torwart Kevin Broll bewahrte sein Team bei Kontern vor einem Rückstand. Die Konkurrenz schien mitzuspielen, aber die Schwarz-Gelben brauchten ein eigenes Tor. Das schafften sie durch Ex-Kapitän Marco Hartmann in der 90. Minute tatsächlich, aber der Jubel erstarb geradezu. Denn fast gleichzeitig hatte Karlsruhe gegen Bielefeld noch das 3:3 erzielt – und das nach 0:3-Rückstand. Angesichts von drei Punkten Rückstand und 14 Toren Unterschied ist Dynamo damit praktisch abgestiegen.
Saison zum Vergessen
Damit muss die SGD die 2. Liga nach insgesamt vier Jahren wieder verlassen. Und das nach einer Saison zum Vergessen: Zunächst passte der vom unerfahrenen Trainer Cristian Fiel bevorzugte Ballbesitzfußball nicht zum Spielermaterial und den Neuzugängen. Sportchef Ralf Minge hatte die Förderung von Fiel zur Chefsache erklärt und ursprünglich sogar sein Schicksal daran geknüpft. Anfang Dezember wurde Fiel beurlaubt, auf ihn folgte der erfahrenere Markus Kauczinski. In der Winterpause wurde für kurze Zeit das "Kaufhaus des Ostens" eröffnet. Mit dem im Sommer nicht verwendeten Geld ging Minge einkaufen. Sechs Neue kamen, von denen aber auch nur Stürmer Patrick Schmidt (Heidenheim) und Mittelfeldspieler Ondrej Petrak (Nürnberg) das Team besser machten.
Nach Corona: Termin-Hetze für Dynamo
Ein Zwischenspurt in der Rückrunde mit zwei Siegen, unter anderem gegen Erzrivale Aue, ließ die Schwarz-Gelben dennoch kurz hoffen. Dann kam Corona. Wegen dreier positiver Fälle konnte Dynamo erst verspätet in den Re-Start einsteigen. Man hetzte von Spiel zu Spiel und war am Ende, wie Kauczinski sagte "einfach durchgenudelt". Ikone Minge wird den Klub verlassen. Immerhin hat er die Sachsen finanziell konsolidiert, so dass sie in der 3. Liga eine gute Rolle spielen könnten. Zehn Millionen Euro beträgt das Eigenkapital. Ein Nachfolger von Minge wird gesucht.
Stimmen zum Spiel in Sandhausen
Markus Kauczinski (Dynamo-Trainer): "Wir haben noch einmal alles raus gehauen. Auch in Unterzahl haben wir eine sehr leidenschaftliche Leistung gezeigt. Heute können wir erhobenen Hauptes heraus gehen. Aber wir sind alle todtraurig. Wenn man es nicht in der eigenen Hand hat, dann passiert das halt am Ende. Ich glaube, dass man in Dresden auch wieder etwas aufbauen kann. Nun heißt es Wundenlecken ein, zwei Tage - und dann stürzen wir uns wieder in die Arbeit."
Dresdens Torschütze Marco Hartmann: "Wir wollten es für unsere Ehre zeigen, alles andere hatten wir nicht in der Hand. Der Sieg war für unseren Stolz."
Patrick Schmidt (Dynamo-Stürmer): "Dass du nach so einem Kampfspiel mit einem Siegtor kurz vor Schluss und Karlsruhe ein 3:0 dreht, absteigst, ist Wahnsinn und schwer zu beschreiben. Das tut mir wahnsinnig leid für diesen Verein, die Fans und das Umfeld."
Jannis Nikolaou (Dynamo-Verteidiger): "Wir haben heute nochmal Moral gezeigt, aber wir sind nicht hier abgestiegen. Wir haben auf anderen Plätzen genug Punkte liegengelassen."
cke/mze/rho
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 21. Juni 2020 | 15:35 Uhr
Wolfgang vor 30 Wochen
Zu meinem Kommentar vor 1 Tag habe ich einigen Widerspruch erhalten. Damit habe ich kein Problem, zumal sich eine sehr angeregte Diskussion angeschlossen hat. Nimmt man nun den Widerspruch und mehrere andere Kommentare hinsichtlich der Ursachen für den Abstieg aus 2.BL, dann liest sich das vereinfacht so: Vereinsführung - nicht schuldig (Minge ein bisschen), die Trainer - kaum schuldig, die Spieler fast nicht schuldig.
Als schuldig wird die wessihafte DFL ausgemacht
Das ist m.E. viel zu kurz gesprungen. Mit Verschwörungstheorien hat noch niemand Siege eingefahren.
Ich bleibe bei meiner Meinung, daß die Vereinsführung sich nicht in nutzlosen Rrchtsstreitigkeite verzetteln sollte, sondern gründlich analysieren und notwendige Veränderungen einleiten. Es gibt schon Veränderungsbedarf.
Viel Glück Dynamo.
Hubert vor 30 Wochen
Hallo alter dynamo fan,
die eine Antwort von Dir war für BSG der Echte bestimmt, ich habe es erst später bemerkt. Trotzdem habe ich mich über den sehr guten Beitrag gefreut. Ich wollte mit meiner ersten
Antwort Dich keinesfalls korrigieren oder irgendwie kritisieren. Ich hatte ja auch nicht mal richtig "Hallo, alter dynamo fan"als Anrede gebraucht.
Ich denke aber, den Sinn hast Du
erkannt (ich sage mal ganz einfach Du)
Wenn was unklar ist, bitte melde Dich.
Dyn. Grüße
Dynamo vor 30 Wochen
Diese "Entwicklung" zieht sich durch die gesamte Saison. Immer wieder wurde rumgefaselt, euromäßig stehen wir gut da. Warum wurden da aber nichts spätestens in der Winterpause ein, zwei echte Spielerverstärkungen geholt. Nur mit vielen Ergänzungsspielern erreichst du keine Steigerung. Das muss man den dafür Verantwortlichen bei Dynamo zur Last legen. Hier haben die Herren Minge (trotz seiner großen Verdienste für Dynamo in der Vergangenheit) und Walter eine große Aktie dran. Die 3.Liga wird aber kein Spaziergang, Spielerverstärkungen wird es keine geben, höchstens viele Abgänge, die sich die 3.Liga nicht antun wollen. 23.06.2020, 09:32