Fußball | 2. BundesligaFünf Gründe für den starken Saisonstart des FCM
Der 1. FC Magdeburg ist nach sechs Spieltagen immer noch ungeschlagen und stellt einen vereinsinternen Startrekord auf. Der Erfolg unter Trainer Christian Titz fußt auf mehreren Säulen. Fünf Gründe für den starken Saisonstart des FCM.
Sechs Spiele, zwölf Punkte, Tabellenplatz drei und nach wie vor ungeschlagen: Der Saisonstart des 1. FC Magdeburg kann sich sehen lassen. Auch im Topspiel gegen den Karlsruher SC am Sonntag (22. September) hätte der FCM um ein Haar den Sieg geholt und die Tabellenspitze übernommen.
In der vergangenen Saison waren die Sachsen-Anhalter ähnlich stark gestartet, erlebten dann allerdings einen Absturz, blieben zwischenzeitlich acht Spiele ohne Sieg und steckten lange im Abstiegskampf. Dieses Szenario scheint in dieser Spielzeit weitaus unwahrscheinlicher. Die erste Wochen der neuen Saison haben gezeigt, dass sich der FCM auf vielen Ebenen stabilisiert und weiterentwickelt hat. Der Startrekord in der 2. Bundesliga sowie die jüngsten Auftritte gegen zwei Topgegner bestätigen den Aufwärtstrend an der Elbe, der mehrere Gründe hat:
1. Stabile Defensive, starke Offensive
In der letzten Saison machte sich der FCM das Leben ein ums andere Mal selbst schwer. Mit Fehlern im Spielaufbau und groben individuellen Patzern in der Abwehr wurden die Gegner vor allem in der Hinrunde zum Toreschießen eingeladen. In der Rückrunde stabilisierte sich das Team - und der Trend setzt sich auch in dieser Saison fort. Die eingespielte Magdeburger Dreierkette agiert mittlerweile deutlich kompakter und konzentrierter und bekommt auch Standardsituation besser verteidigt. Mit sechs Gegentreffern aus sechs Spielen stellt man die drittbeste Abwehr. Bei den beiden Gegentoren gegen Karlsruhe habe sein Team zwar "unachtsam verteidigt", sagte Titz, allerdings gingen beiden Treffern auch starke Einzelaktionen voraus.
Auf der anderen Seite zeigt sich der FCM in der Offensive stark verbessert. Sommerneuzugang Martijn Kaars stellte seine Qualitäten bereits in den ersten Spielen mit fünf Torbeteiligungen unter Beweis. Magdeburg stellt mit 13 Toren nach Hamburg und Köln (14) zudem den besten Angriff der Liga. Nur zum Auftakt gegen Elversberg gelang kein eigener Treffer. Darüber hinaus überzeugt die Mannschaft mit Effizienz. Die 13 geschossenen Tore resultierten aus 78 Torschüssen (16,7 Prozent). Einzig Nürnberg weist eine bessere Quote auf (19 Prozent).
2. Breiter Kader
Magdeburg hat sich im Sommer unter Sportchef Otmar Schork gezielt verstärkt und dabei - im Vergleich zu den Vorjahren - vor allem auf Erfahrung gesetzt. Spieler wie Kaars, Philipp Hercher, Lubambo Musonda oder Marcus Mathisen kamen allesamt von Zweit- oder Drittligisten. Die Neuzugänge bringen Selbstbewusstsein mit und können das Team gemeinsam mit Stammspielern wie Baris Atik oder Dominik Reimann auch nach Rückstanden wieder aufbauen.
Zudem ist der Kader in Breite und Tiefe deutlich besser aufgestellt. Nahezu jede Position ist doppelt besetzt, was wohl einen der deutlichsten Unterschiede zur Vorsaison darstellt. Musste Titz in der Vergangenheit bei Ausfällen oft improvisieren, hat er nun deutlich mehr Optionen. Das spiegelt sich auch bei den Einwechslungen wider.
3. Die Joker stechen
Denn der Ausgleichstreffer zum 2:2 gegen Karlsruhe durch Hercher war bereits das fünfte Jokertor in dieser Saison. Auch beim glücklichen Sieg gegen Köln hatte Titz mit Falco Michel den Torschützen zum zwischenzeitlichen Ausgleich eingewechselt. Gegen Karlsruhe bewies Magdeburgs Trainer gleich in doppelter Hinsicht ein gutes Händchen: Die Vorarbeit vor dem 2:2 kam durch den ebenfalls eingewechselten Tatsuya Ito, der das Offensivspiel nach seiner Einwechslung deutlich belebte. Fast hätte der Japaner in der Nachspielzeit sogar den Siegtreffer erzielt, einzig die Latte stand im Weg.
4. Titz bleibt sich treu
Dass der FCM ballbesitzorientierten Fußball spielt, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch in dieser Saison liegt Magdeburg mit durchschnittlich 55 Prozent Ballbesitz weit vorne (nur Hertha hat mit 56 Prozent mehr). Der bevorzugte Spielaufbau mittels flachem Kombinationsspiel und hohem Pressing erwies sich zwar schon in der Vergangenheit als durchaus effektiv, war jedoch auch sehr fehleranfällig. Nicht umsonst standen Titz und sein Spielsystem bereits in der Kritik, als die Ergebnisse ausblieben.
Vom Ballbesitzfußball rückte Titz zwar nicht ab, aber vor allem die bereits in der Vorsaison vorgenommene Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr trägt weiter ihre Früchte. Das nach wie vor hohe Pressing ist durch die defensiven Mittelfeldspieler deutlich besser abgesichert. Darüber hinaus kommt der FCM mit Pässen in die Tiefe schneller in Abschlussaktionen. Auch lange Bälle in die Spitze werden vermehrt eingestreut. Titz hat seinen Fußball in seinen mittlerweile dreieinhalb Jahren in Magdeburg ein Stück weit angepasst, ohne jedoch von seiner eigentlichen Spielidee abzurücken. Der 53-Jährige sitzt auch deshalb fest im Sattel.
5. Die Einstellung stimmt
Fünf Punkte hat der FCM in dieser Saison bereits nach Rückständen geholt. Das eindrücklichste Beispiel lieferte das Team beim fast schon wahnwitzigen 2:1-Sieg in Köln. Der Gegner schoss 33 Mal aufs gegnerische Tor, Magdeburg nur elfmal. Und dennoch entführte der FCM drei Punkte, weil die Chancen eiskalt genutzt wurden und die Mannschaft auch nach Rückschlägen mittlerweile einen psychisch stabileren Eindruck macht.
Auch beim jüngsten Unentschieden gegen Karlsruhe wurde Magdeburg nach den zwei Gegentreffern binnen sechs Minuten, die den Spielverlauf auf den Kopf stellten, nicht nervös und wartete geduldig auf seine Chance. Nicht umsonst hob Titz nach der Partie die "richtig gute Bereitschaft und Mentalität" seines Teams hervor: "Wir sind ruhig geblieben und haben mit zunehmender Spieldauer noch mehr Kontrolle reinbekommen."
Wohin geht die Reise?
Allzu überbordend fällt die Euphorie wegen des starken Saisonstarts in Magdeburg nicht aus. Dafür sind die Erinnerungen an den Absturz in der vergangenen Saison noch zu präsent. Die Art und Weise, wie die Mannschaft in den ersten Spielen auftritt, darf aber Hoffnung auf einen ruhigeren Saisonverlauf machen.
Nun gilt es, die Form in die nächsten Wochen mitzunehmen und auch gegen vermeintlich schwächere Gegner konstant zu punkten. Ob der FCM auch auf Dauer ein Kandidat für die vorderen Tabellenplätze ist, ist eine andere Frage. Platz drei ist nicht mehr als Momentaufnahme, im Vordergrund steht nach wie vor der Klassenerhalt. Der Grundstein dafür ist allemal gelegt.
Jonas Schlott
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Dieses Thema im Programm:Sport in MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 23. September 2024 | 12:40 Uhr
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