Fußball | 3. LigaPersonalkarussel bei Dynamo Dresden: Zwei sollen noch weg, einer will's, ein anderer bleibt
Noch eine Woche ist das Transferfenster offen. Trotz des Sieges in Oldenburg gibt es bei Dynamo Dresden bis zu drei Abgangskandidaten. Zu ihnen gehört auch Kapitän Tim Knipping, während Michael Akoto wohl bleibt. "Sport im Osten" analysiert die aktuelle Lage beim Drittligisten.
Last-Minute-Abnehmer für Shcherbakovski und Weihrauch gesucht
"Wir haben vielleicht noch die ein oder andere Personalie. Da geht es eher darum, einen Spieler abzugeben", hatte SGD-Sportchef Ralf Becker die Marschrichtung für die Schlussphase der Wechselperiode vorgegeben. Mit Jan Shcherbakovski und Patrick Weihrauch sollen zwei offensive Mittelfeldspieler möglichst sofort weg. Der gebürtige Weißrusse soll ähnlich wie schon Oliver Batista Meier (nach Verl) für bis zu eineinhalb Jahre verliehen werden, da er einen Vertrag bis 2025 in Dresden hat.
Patrick Weihrauch, der bis zur Winterpause in jeder Partie zum Einsatz kam, wurde in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass es schwer für ihn werde, zukünftig noch zu spielen. Weihrauch hatte Dynamo in der Hinrunde der Saison 2020/21 als Mittelfeldstratege noch Richtung Aufstieg geführt, war dann aber mit zwei Sprunggelenkoperationen fast ein Jahr aus dem Pflichtspielbetrieb raus. Bei nur noch einem halben Jahr Vertrag würde Dynamo ihm keine Steine in den Weg legen.
Akoto-Wechsel wohl vom Tisch
Anders als im Sommer hätte Michael Akoto, letzte Saison noch Dresdens Senkrechtstarter in der 2. Liga, nun im Winter ebenfalls gehen dürfen, wenn für ihn eine angemessene Ablöse einzunehmen gewesen wäre. Obwohl es gerüchtemäßig lose Interessensbekundungen von Akotos Jugendverein SV Wehen Wiesbaden gab, scheint ein Wechsel hier vom Tisch. So zeigte der Abräumer, der wegen eines Magen-Darm-Infekts von Niklas Hauptmann in die Startelf gerutscht war, eine starke Reaktion beim 3:1-Auswärtserfolg in Oldenburg. Schon in der ersten Hälfte war Akoto einer der Besseren in einem schwachen Dynamo-Team.
Akoto-Geste als Treuebekenntnis
Nach der Pause drehte der schnelle Deutsch-Ghanaer dann nochmal auf und bereitete den 1:1-Ausgleich von Ahmet Arslan per schöner Außenrist-Ablage vor. Beim anschließenden Torjubel lief Akoto auf den Dynamo-Fanblock zu, griff sich mit der rechten Hand das Klubwappen und tippte mit dem linken Zeigefinger mehrmals deutlich darauf. Die Geste offenbarte ein eindeutiges Treuebekenntnis. Akoto, dessen Arbeitspapier im Juni ausläuft, scheint sich in Dresden für einen neuen Vertrag ab Sommer anbieten zu wollen. Zudem müssten die Schwarz-Gelben für ihn bei einem Blitz-Abgang im Januar noch einen Ersatz auftreiben, da der flexible Defensivmann innen und außen sowie auch vor der Abwehr einsetzbar ist.
Bei Knipping stehen die Zeichen schon länger auf Trennung
Etwas komplizierter ist die Lage bei Tim Knipping. Der Vertrag des Kapitäns endet nach dieser Saison. Beide Seiten konnten sich über eine vorzeitige Vertragsverlängerung nicht einigen. Zunächst wollte Dynamo, dass die Identifikationsfigur noch vor dem nicht absehbaren Zweitliga-Abstieg 2022 einen neuen Kontrakt über 2023 hinaus unterschreibt. Damals wollte Knipping abwarten, ob es mit dem Klassenerhalt klappt. Im Spätsommer 2022 war Knipping bereit, bis 2024 unterzeichnen – allerdings nur für die 2. Liga. Diesmal zögerte Dresden.
Aus der gegenseitigen Wartespirale kam man nicht mehr heraus, zumal sich die Lage sportlich verschlechterte. Im Winter riefen die Dynamo-Verantwortlichen um Sportgeschäftsführer Ralf Becker und Trainer Markus Anfang den Konkurrenzkampf in der Verteidigung neu aus. Der ehemalige Abwehrboss fand sich plötzlich mit sichtlich schlechterer Miene auf der Bank wieder.
Als Kapitän auf der Bank: "Das hat wehgetan!"
"Ich glaube, man hat es mir letzte Woche angesehen, dass mir das schon sehr wehgetan hat", gestand Knipping nach der Partie in Oldenburg. Nach MDR-Informationen denkt der Spielführer deshalb über einen vorzeitigen Abschied noch im Winter nach. Schließlich würde er in Folge einer Rückrunde als Reservist dann selbst schwierig einen neuen Verein finden. Als potentielle neue Arbeitgeber kommen nun Klubs in Frage, die noch diese Saison den Sprung in die 2. Liga schaffen können. Dabei fallen Knippings Ex-Klub 1. FC Saarbrücken und der FC Ingolstadt ins Auge, die beide noch auf der Suche nach Defensiv-Verstärkungen sind.
Dynamo will Knipping kaum vorzeitig abgeben
Nun scheint sich der Wind durch das letzte Ligaspiel gedreht zu haben. Knipping wurde in der Pause beim Stand von 0:1 eingewechselt. Mit ihm und Stefan Kutschke als Anführer konnte Dynamo die Begegnung in Oldenburg locker zum 3:1 kippen. Trainer Markus Anfang befand hinterher: "Wir hatten in der ersten Halbzeit sowohl hinten als auch vorne nicht die Zweikämpfe gewonnen, da musste man halt darauf reagieren. Wir haben überlegt, mit Knippser noch einen Kopfballspieler reinzubringen. Alle Wechsel sind gut aufgegangen."
Heißt: Plötzlich wird Knipping anscheinend wieder gebraucht. Wie der MDR erfuhr, würde Dynamo ihn nun kaum so kurz vor Ende des Transferfensters ziehen lassen. Die SGD will den Konkurrenzkampf in der Abwehr hochhalten, sich nicht schwächen lassen und müsste in einem sehr engen Zeitfenster selbst für einen Ersatz auf dem Markt aktiv werden. Zwar ist ein Knipping-Abgang weiterhin nicht ausgeschlossen, aber doch eher unwahrscheinlich. Im kommenden Sommer dürfte das anders aussehen.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 30. Januar 2023 | 21:45 Uhr
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