Fußball | 3. Liga"Es ist mein Verein, darum sitze ich jetzt hier" – Pavel Dotchev meldet sich in Aue zurück
Voller Zuversicht und mit dem Glauben an die Qualität der Mannschaft hat sich Pavel Dotchev zum dritten Mal als Cheftrainer des FC Erzgebirge Aue vorgestellt. "Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten", blickte er voraus.
Vier Tage nach dem offiziellen Trainingsauftakt hat der neue, alte Cheftrainer Pavel Dotchev zum nunmehr dritten Mal seinen Dienst beim FC Erzgebirge Aue angetreten. "Es geht um wichtigere Sachen als um mich und meinen Vertrag. Es geht um den Verein, es ist mein Verein, darum sitze ich jetzt hier. Und ich bin überzeugt davon, das Richtige zu tun", betonte der 57-Jährige bei seiner Vorstellung am Montagmittag (12. Dezember).
Heidrich: "Basis für gemeinsamen Weg ist da"
Die von Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich vorangetriebene Rückholaktion kam durchaus überraschend. Nachdem der einstige Zweitliga-Aufstiegstrainer in der Vorsaison als Sportdirektor und später auch Feuerwehrmann auf der Bank mit unbefristetem Vertrag den Abstieg nicht mehr verhindern konnte, hatte ihn die damalige Klubführung um Helge Leonhardt kurzerhand für den anschließend früh gescheiterten Timo Rost aufs Abstellgleis gesetzt.
Viel ließ sich Dotchev zum Thema nicht entlocken – außer, dass er unter der alten Führung nicht mehr in Aue aufgeschlagen wäre und "nichts gemacht" habe, "was nicht in Ordnung war". Für Januar war bereits ein Termin vor dem Arbeitsgericht terminiert. Nun aber sei "eine Basis da, um den Weg gemeinsam miteinander zu gehen. Die Aufarbeitung von dem, was geschehen ist, war Teil der Lösung, um jetzt hier oben zu sitzen", sekundierte Heidrich.
Keine Auskunft zu Dotchevs Vertrag
Zur offenen Frage um Inhalt und Laufzeit des Trainervertrages wollte aber auch er sich nicht äußern. Drittliga-Rekordtrainer Dotchev wiederum unterstrich: "Ich bin nur Trainer und habe mit Matthias Heidrich einen Mann an meiner Seite, der mich voll unterstützt. Ich weiß, was zu tun ist und was die Liga verlangt." Es sei in den letzten Monaten "keine leichte Situation" für ihn gewesen, berichtete der erfahrene Fußballlehrer.
"Ich habe alles aus der Ferne verfolgt. Es hat wehgetan, was in der letzten Zeit passiert ist und wie mein Verein mit Pauken und Trompeten runtergeht", sagte Dotchev. Man habe die 3. Liga "unterschätzt und sich selbt überschätzt", kritisierte der einstige bulgarische Nationalspieler. Er forderte mit Blick auf das leidgeplagte Auer Umfeld: "Die Fans möchten Tatsachen sehen. Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten und vorleben, was bei uns auf dem Rücken steht – Kumpelverein."
"Kein Aktionismus" auf dem Transfermarkt
Aue liegt nach 17 Spielen mit lediglich 14 Punkten auf Abstiegsplatz 18. Zwei Punkte fehlen zum rettenden Ufer. Dass die Nichtabstiegszone überhaupt wieder in unmittelbarer Reichweite gerückt ist, lag nicht zuletzt an der Arbeit von Interimstrainer Carsten Müller, der ein Ende September vollkommen verunsichertes Tabellenschlusslicht unter seiner kurzen Ägide immerhin noch zu elf weiteren Zählern in acht Partien führte. "Carsten hat uns in einer schwierigen Phase begleitet und den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser geführt", dankte Matthias Heidrich dem jetzt wieder Vollzeit-Nachwuchsleiter.
Genau fünf Wochen bleiben Pavel Dotchev nun noch in der Vorbereitung, ehe es am 16. Januar daheim gegen den FC Ingolstadt weitergeht. "Es ist eine Herausforderung für uns alle. Uns erwartet viel Arbeit, wir dürfen keine Fehler mehr machen", weiß er. Trotz ihrer Misserfolge und Enttäuschungen in den zurückliegenden Monaten "glaube ich an die Qualität der Mannschaft", stellte Dotchev klar, der in diesem Zuge auch "keinen Aktionismus" auf dem Transfermarkt ankündigte. "Wir machen nur etwas, wenn wir glauben, dass es uns sportlich weiterbringt."
Heidrich hofft auf Emmerich – Trainingslager abgesagt
Zudem muss die endgültige Konstellation des Trainerteams hinter Dotchev noch geklärt werden. Jörg Emmerich, der die Verantwortung in den ersten vier Tage vor Dotchevs Ankunft trug, "könnte jemand sein, den wir gut gebrauchen könnten", ließ Matthias Heidrich durchblicken. Allerdings hat der frühere Auer Kapitän auch noch die U19 zum Regionalliga-Klassenerhalt zu führen.
Improvisation braucht es zudem in der aktuellen Trainingsorganisation. Aufgrund des heftigen Wintereinbruchs im Land musste das eigentlich geplante Trainingslager in Frankfurt/Main kurzerhand abgesagt werden. "Vor Ort sind uns die Trainingsbedingungen um die Ohren geflogen. Somit fahren wir nicht, wir bleiben hier, die Inhalte bleiben aber die gleichen", informierte Sportchef Heidrich.
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mhe
Dieses Thema im Programm:MDR+ | Sport im Osten | 12. Dezember 2022 | 12:30 Uhr
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