Fußball | 3. Liga"Existenz war bedroht": Neuer Aue-Vorstand kritisiert Arbeit von Ex-Boss Helge Leonhardt
Die neue Führung von Fußball-Drittligist Erzgebirge Aue hat die Situation nach ihrer Inthronisierung als existenzbedrohend geschildert. Finanzvorstand Schlesinger kritisierte die Ausgaben unter Ex-Präsident Leonhardt. Zudem sei dabei die Transparenz oft nicht gewährleistet gewesen.
Der neue Vorstand von Fußball-Drittligist FC Erzgebirge Aue hat die Arbeit des alten Präsidiums um Ex-Chef Helge Leonhardt kritisiert. Am Donnerstag (30. März) veröffentlichte der Klub auf seiner Homepage eine "Zwischenbilanz" der neuen Verantwortlichen. Dabei äußerten sich Finanzvorstand Thomas Schlesinger und der für Kommunikation verantwortliche Robert Scholz. Die Veilchen hatten nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga den Start in die 3. Liga gehörig versemmelt. In der Folge gingen der neue Trainer Timo Rost und der langjährige Boss Helge Leonhardt.
Schlesinger: "Investitionen waren viel zu hoch und zudem ohne Erfolg
Im 12. November 2022, als das insgesamt vierköpfige Führungsquartett unter Präsident Roland Frötschner mit großer Mehrheit auf einer Mitgliederversammlung gewählt worden war, sei die Existenz des Vereins bedroht gewesen, erklärte Schlesinger: "Die Planung im März 2022 für die Saison 2022/2023 hatte ein Plus vorgesehen und wurde damals so vom Aufsichtsrat genehmigt. Durch ungedeckte und ungenehmigte Ausgaben in den Profikader zum Start der Saison wurden wissentlich durch den damaligen Vorstand ein Verlust von 1,4 Millionen Euro in Kauf genommen und Verträge geschlossen, die es so ohne entsprechende Gegenfinanzierung niemals hätte geben dürfen. Leider stellte sich ja im Nachgang heraus, dass die Investitionen viel zu hoch waren und zudem ohne Erfolg blieben. In Kombination führten diese Dinge zur Bedrohung der Existenz des Vereins."
Sponsoren halfen mit einem sechsstelligen Betrag
Man habe deshalb am 30. November einen mittleren sechsstelligen Betrag "dank des Einsatzes von Sponsoren, die bereits in früheren Krisen, wie 2011, geholfen hatten" organisiert. Daneben wurde mit Pavel Dotchev ein neuer, alter Cheftrainer installiert, um auch die sportliche Misere in den Griff zu bekommen.
Die jährlichen Investitionen in den Kader inklusive Abfindungen für Spieler und Trainer waren enorm. Wie diese Entscheidungen damals getroffen wurden, war oft nicht transparent, da es faktisch keinerlei Beschlüsse gibt.
Thomas Schlesinger, Vorstand für Wirtschaft und Finanzen bei Erzgebirge Aue | Quelle: FC Erzgebirge Aue
Kommunikation im "Sinne des Vereins und keiner Einzelperson"
Ohne ihn explizit zu erwähnen, bemängelte Schlesinger die alte Struktur unter Helge Leonhardt. Nun habe es einen gemeinsamen Nenner gegeben: "Dieser heißt Kommunikation zwischen Aufsichtsrat, Vorstand und Geschäftsführung – und das immer im Sinne des Vereins und keiner Einzelpersonen. Wichtig ist, dass dabei Entscheidungswege, die seit langem in der Satzung verankert sind, auch eingehalten werden. Nur so ist es möglich, dass sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Eine Garantie für den sportlichen Erfolg haben auch wir nicht – aber die Lösung der strukturellen und daraus resultierenden finanziellen Probleme. Dafür sind wir angetreten."
"Vermögen de facto nicht vorhanden"
Auf Eigenkapital könne man dabei nicht bauen: "Speziell in den erfolgreichen Zweitligajahren 2016 bis 2021 wurde kein Geld für schlechte Zeiten zurückgelegt. 2015 betrug das Eigenkapital 500.000 Euro und 2021 waren es immer noch 500.000 Euro; Substanz oder Vermögen ist de facto nicht vorhanden." Die alte Führung habe dem sportlichen Erfolg offenbar alles untergeordnet: "Die jährlichen Investitionen in den Kader inklusive Abfindungen für Spieler und Trainer waren enorm. Wie diese Entscheidungen damals getroffen wurden, war oft nicht transparent, da es faktisch keinerlei Beschlüsse gibt."
Eigenanteil am Stadionbau bis heute nicht komplett gezahlt
Hinzu komme, dass Verbindlichkeiten gegenüber dem Erzgebirgskreis aus dem Stadionbau in Zweitligazeiten viel leichter hätten abgebaut werden können als in wirtschaftlich schwierigen Phasen. Der fünfprozentige Eigenanteil wurde bis heute aber immer noch nicht vollständig bezahlt. Dabei habe der Vorstand um Präsident Lothar Lässig bereits 2014 diese Summe angespart, so Schlesinger.
Für die neue Drittliga-Saison plant der Klub mit einem Etat für den Profibereich von rund vier Millionen Euro. Kosten müssten gesenkt werden. Robert Scholz sagte: "Am Ende soll die Kostensenkung rund eine halbe Million Euro betragen. Mehr ist nicht drin." Das Ziel sei es weitere zwei oder drei Großsponsoren zu gewinnen. Da sei man auf dem Weg.
cke
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 01. April 2023 | 16:00 Uhr
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