Jahresrückblick 2022 | September Nach acht Jahren – Ära Helge Leonhardt endet beim FC Erzgebirge Aue
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Er war die schillernde Figur beim FC Erzgebirge Aue: Helge Leonhardt hielt den kleinen Verein sechs Jahre in der zweiten Liga, doch vor allem die letzten beiden Trainer-Fehlschüsse waren zu viel. Im September trat er als Präsident zurück.

Nach acht wilden Jahren mit vielen Höhen, aber auch Tiefen ist im September 2022 Schluss: Helge Leonhardt tritt als Präsident des Zweitliga-Absteigers FC Erzgebirge Aue zurück. Damit übernahm der 63-Jährige die Verantwortung für die sportliche Misere des Vereins. "Ich hoffe sehr, dass damit ein geordneter Neuanfang gestaltet werden kann und dass damit weitere Eskalationen, die den Verein öffentlichen Schaden bringen würden, verhindert werden können", schrieb Leonhardt.
Ende von Leonhardt ist auch Ende von Rost
Vorausgegangen war ein katastrophaler Drittliga-Saisonstart unter dem neuen Trainer Timo Rost. Aue stand nach neun Spieltagen ohne Sieg auf dem letzten Tabellenplatz. Und wenige Tage nach dem Ende von Helge Leonhardt war auch die Zeit von Rost abgelaufen. Mit Rost, der zuvor mit der SpVgg Bayreuth den Aufstieg in Liga 3 geschafft hatte, sollte wieder mehr Ruhe und Bodenständigkeit einkehren. Das misslang gründlich. Alle 19 Neuzugänge kamen auf Wunsch des 44-Jährigen, die Ergebnisse blieben aber aus. Offensichtlich hatte Rost die Stärke und Spielweise der Liga unterschätzt.
Unerfahrenem Rost fehlt Sportdirektor
Ein Problem und Fehler der Vereinsführung war sicher auch, dass nach der Ausbootung von Pavel Dotchev der Sportdirektorposten nicht neu besetzt wurde, sondern dem Liga-unerfahrenen Rost die komplette Kaderplanung überließ. Mit dem einstigen Aufstiegstrainer Dotchev ging man im Unfrieden auseinander. Seit Anfang Dezember ist der Bulgare, der noch Vertrag bei den Veilchen besaß, wieder an Bord – und zwar zum dritten Mal als Cheftrainer des Drittligisten. Zudem hat Aue mit Matthias Heidrich seit September einen Sportchef mit Stallgeruch, der mittlerweile sogar zum Geschäftsführer aufgestiegen ist.
Was bleibt von acht Jahren Helge Leonhardt?
Sportlich blickt der FC Erzgebirge Aue auf seine erfolgreichste Zeit zurück. Sechs Jahre in Folge spielten die Veilchen unter Leonhardt in der 2. Bundesliga. Das ist für den kleinen Verein aus dem Erzgebirge ein Riesenerfolg. Auch bei der Trainerauswahl hatte Helge Leonhardt zunächst meist ein gutes Händchen. Mit Pavel Dotchev gelang 2016 der sofortige Wiederaufstieg in Liga zwei. Ein Jahr später zauberte er Domenico Tedesco aus dem Hut, dem das Wunder Klassenerhalt gelang. Auch mit den unerfahrenen Hannes Drews und Daniel Meyer gelang es, die Liga zu halten. Darüber hinaus erwies sich die Verpflichtung von Dirk Schuster 2019 als Glückgriff. Aue etablierte sich in den zwei Saisons unter Schuster im Mittelfeld der Liga. Und auch finanziell stand der Verein trotz Corona-Krise gut da.
Trainer-Fehlgriff besiegelt Abstieg
Doch auch in diesen erfolgreichen Jahren gab es Verpflichtungen und Trennungen von Trainern, die für Außenstehende nicht begreiflich waren. Das 57-Tage-Missverständnis Thomas Letsch blieb ohne Konsequenzen, weil die Mannschaft in der Folge irgendwie die Kurve bekam. Im August 2019 wurde dann Meyer trotz starkem Start entlassen, zwei Jahre später der Vertrag von Schuster trotz zweimaligem Klassenerhalt aufgelöst. Mit der Verpflichtung von Aljaksej Schpileuski im Sommer 2021 vergaloppierte sich Leonhardt aber komplett. Co-Trainer Marc Hensel und Dotchev konnten den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Im vergangenen Sommer ging es zurück in die 3. Liga. Und dort folgte der folgenschwere Fehlschuss Timo Rost.
Die besten Sprüche von Helge Leonhardt
Ansprache vor dem letzten Heimspiel 2018/19: "Es leben die Mütter als Grundpfeiler der Gesellschaft. Den Frauen, die noch keine Mütter sind, eine Botschaft: Werdet Mütter und tragt die DNA, tragt die DNA zu Wismut Aue. Glück auf!"
Interview Anfang November 2021: "Dem Fußballer ist es egal, ob er in Neapel spielt, in Aue oder Dresden. Wichtig ist, dass er sein Geld auf dem Konto hat, ein ordentliches Umfeld und einen soliden Verein. Wir haben auch herrliche Wälder und herrliche Menschen. Wenn ich einkaufen will, fahr ich nach Dresden oder Leipzig, da bist du in einer Dreiviertelstunde dort. Die Mädels von den Spielern können doch dorthin fahren. Die können die Siegprämie mitnehmen und sich Handtaschen kaufen."
Aufstiegsfeier 2016: "Der Erfolg war das Kollektiv, der Erfolg war die Einheit, der Erfolg war die Kraft des Erzgebirges! Pavel Dotchev, ein guter Mann, er hat die Mannschaft geschliffen. Wir haben gesagt: Wir holen uns das zurück, was die uns voriges Jahr genommen haben. Wir gehen zurück in die Liga!"
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Dieses Thema im Programm: Sport im MDR AKTUELL Nachrichtenradio | 28. Dezember 2022 | 14:40 Uhr