Fußball | Champions League "Wir sind noch im Spiel" - RB Leipzig darf nach Remis gegen Manchester City hoffen

Nach dem umkämpften Remis gegen Manchester City hat RB Leipzig noch gute Chancen auf eine kleine Sensation in der Champions League. Die zweite Halbzeit bewies: Mit der richtigen Portion Mut kann Leipzig selbst der europäischen Elite die Stirn bieten.

Emil Forsberg 1 min
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Die Frage des Abends: Warum spielte RB Leipzig gegen Manchester City zwei so krass verschiedene Halbzeiten?

Do 23.02.2023 02:28Uhr 00:40 min

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"Das waren zwei völlig verschiedene Halbzeiten", sagte RB-Trainer Marco Rose am Mittwochabend nach dem 1:1 (0:1) gegen Manchester City und brachte damit die Partie auf den Punkt. "In der ersten waren wir nicht im Champions-League-Modus, sind hinterhergelaufen, hatten wenig Aggressivität." In der zweiten Hälfte wurde Leipzig dann für den eigenen Mut belohnt und muss sich fast vorwerfen lassen, zu wenig aus den eigenen Chancen gemacht zu haben.

Durch die Ausgangslage ist vor dem Achtelfinal-Rückspiel am 14. März in Manchester noch alles offen. Ein Weiterkommen gegen das milliardenschwere Starensemble unter Pep Guardiola wäre die nächste kleine Sensation in Leipzigs Königsklassen-Geschichte und ist aufgrund der außerordentlichen Leistungssteigerung jetzt sogar realistischer als vor dem Hinspiel.

Leipzig läuft die erste Halbzeit hinterher

Manchester übernahm ab der ersten Minute in der mit 45.228 Zuschauern natürlich ausverkauften Red Bull Arena die komplette Spielkontrolle und zirkulierte den Ball geduldig mit vielen Spielverlagerungen nah um den Leipziger Strafraum herum. Ohne den in Manchester gebliebenen Star-Spielmacher Kevin De Bruyne, dafür aber mit den flexiblen Ilkay Gündogan, Riyad Mahrez und Bernardo Silva erspielten sich die "Citizens" in den Halbräumen vor der Leipziger Abwehrkette in der ersten Halbzeit 76% Ballbesitz.

RBL ließ zwar nur wenig zu, kam auch nicht in die Zweikämpfe und lief dem drückend überlegenem Gegner nur hinterher. In dieser kräftezehrenden Phase fiel auch Citys Führungstor durch Mahrez (27.), der nach einem katastrophalen Fehlpass von Xaver Schlager mit einem Steckpass von Gündogan in den Strafraum geschickt wurde und dort seelenruhig abschließen konnte.

Pechvogel Schlager erzählte später im MDR-Interview, wie sein Patzer zustande kam: "Sie haben uns Laufen geschickt und das war das Problem. Dann passieren auch solche Fehler. Weil wenn du dann den Ball hast, hast du einen Puls von 180. Und da die richtige Entscheidung zu treffen, ist manchmal nicht so einfach." An dem Spiel änderte sich auch nach dem Tor nichts. Manchester City hatte den Ball und Leipzig stand kompakt, ohne Werner oder Silva in Kontermöglichkeiten zu bringen. So entstand bis zur Pause so gut wie keine weitere Torchance.

Xaver Schlager 1 min
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Er gab ManCity unfreiwillig die Vorlage zum 1:0. Hinterher erklärte Xaver Schlager, wo das Problem in der ersten Halbzeit lag.

Do 23.02.2023 02:22Uhr 00:59 min

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RB verwandelt sich in eine Spitzenmannschaft

Ab der 46. Minute begann dann ein komplett anderes Spiel. Leipzig ging beherzter in die Zweikämpfe und traute sich auch mit dem Ball viel mehr zu. Der erste richtige Profiteur der neuen Spielweise war der zur Pause eingewechselte Benjamin Henrichs, der in der 55. Minute innerhalb des Strafraums völlig frei zum Schuss kam, den Ball aber knapp neben den Pfosten setzte.

"Das ist brutal. Das nimmst du mit nachhause und machst dir viele Gedanken, wenn du im Bett liegst," sagte Henrichs. Warum Leipzig nach der Pause so verwandelt aus der Kabine kam, konnte sich der 26-jährige Rechtsverteidiger aber selbst nicht erklären: "Vielleicht hatten wir das Gefühl, nichts mehr zu verlieren zu haben? Ich weiß es nicht."

Benjamin Henrichs 1 min
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Einwechsler Benjamin Henrichs belebte Leipzigs Spiel, vergab aber auch eine dicke Torchance. Das ist dem Rechtsverteidiger nicht egal.

Do 23.02.2023 02:16Uhr 00:21 min

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Rose erklärte auf der Pressekonferenz, dass diese Spielweise eigentlich von Anfang an der Plan gewesen sei: "In der zweiten Halbzeit war es so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben City unter Druck gesetzt, haben selber viel den Ball gehabt und das gespielt, was wir uns insgesamt vorgenommen haben".

Leipzig auf Augenhöhe und sogar darüber hinaus

In der 66. Minute bracht Rose dann Christopher Nkunku, der für weitere Unruhe im gegnerischen Strafraum sorgte. Nur vier Minuten später fiel der Ausgleich. Josko Gvardiol stieg nach einer Ecke drei Köpfe höher als Ruben Dias, Englands Fußballer des Jahres 2021, und köpfte zum hochverdienten Ausgleich ein.

Dass Leipzig gegen den englischen Meister und Mitfavoriten auf den Champions-League-Titel in dieser Phase auf Augenhöhe und beim Ausgleich sogar wortwörtlich darüber hinaus agieren konnte, zeigt, dass die Mannschaft zu einigem fähig ist. Das junge Team hat am Mittwochabend aber gelernt, dass sie sich auch gegen die ganz großen Gegner auf ihr eigenes Spiel besinnen müssen. Die Aggresivität, der Mut und die vertikale Spielweise, die in der Bundesliga so oft von Erfolg gekrönt sind, können am richtigen Tag selbst gegen Manchester City reichen. Vielleicht ist der 14. März 2023 ja so ein Tag.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 22. Februar 2023 | 21:45 Uhr