Fußball | Champions LeagueKlare Heimpleite gegen Donezk: RB misslingt Wiedergutmachung gründlichGruppe F - 1. Spieltag
Der Auftakt in die Champions-League-Saison sollte für RB Leipzig eine Wiedergutmachung nach der Niederlage in Frankfurt werden. Gegen Donezk stand am Ende die nächste klare Pleite. RB-Coach Tedesco ist nun gefragt.
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RB Leipzig hat den Auftakt in die Fußball-Champions-League mächtig verpatzt. Am Dienstag verlor der DFB-Pokalsieger gegen Shakhtar Donezk klar mit 1:4. Gegen effektive Ukrainer zeigten die Gastgeber eine über weite Strecke uninspirierte Vorstellung. Der Druck auf Trainer Domenico Tedesco dürfte nun nicht kleiner werden. Eigentlich hatte RB die Partie nach dem 0:4 gegen Frankfurt zur Wiedergutmachung nutzen wollen. Stattdessen ist der Klub nun in der Krise.
RB begann mit fünf Neuen im Vergleich zum Frankfurt-Spiel. Unter anderem feierte Innenverteidiger Abdou Diallo sein Debüt für die Leipziger. Die Gastgeber bemühten sich von Beginn an um offensive Momente, aber viel gelang dabei nicht. Die beste Gelegenheit zur Führung hatte Christopher Nkunku, der nach einer schnellen Kombination über Timo Werner und André Silva an Keeper Anatoliy Trubin scheiterte (12.).
Riesenfehler von Gulacsi
Dann leistete sich ausgerechnet der sonst so solide Keeper Peter Gulacsi einen Aussetzer. Der Ungar hatte nach einem Rückpass jede Menge Zeit, den Ball weiterzuleiten, zog die Kugel aber so lange unter seinem Fuß hin und her, bis Marian Shved ihn bedrängte, Gulacsi versprang der Ball - und der Angreifer schob die Kugel aus 30 Meterns ins leere Tor (16.).
Von diesem Rückstand erholte sich Leipzig bis zur Pause nicht mehr. Das Spiel blieb uninspiriert und langsam. Auch die neu ins Team gekommenen Xaver Schlager und Dominik Szoboszlai konnten keine Akzente setzen.
Nach dem Wechsel hatte Leipzig seine beste Phase. Die nutzte Mohamed Simakan, der nach einer Kombination frei in den rechten Winkel traf (57.). Die Freude darüber hielt eine Minute. Dann nutzte erneut Shved einen Pass von Mykhaylo Mudryk zur erneuten Führung. Der nach der Pause starke Mudryk erhöhte per Konter eiskalt vor dem chancenlosen Gulacsi (76.). Bezeichnend: Direkt davor hatte Szoboszlai mit André Silva einen Mitspieler angeschossen.
Leipzigs Angriffe verliefen ohnehin viel zu langsam und zu fehlerhaft. Steilpässe landeten regelmäßig im Toraus. Richtig gute Gelegenheiten waren Mangelware. Der eingewechselte Lassina Traoré machte nach Vorarbeit von Mudryk dann alles klar (85.). Nach der Partie drehten die RB-Fans der Mannschaft den Rücken zu und sangen, wie schon während des Spiels: "Wir wollen Euch kämpfen sehen."
Ganz anders die Stimmung bei Donezk: Das Team, das seit 2014 nicht mehr im eigenen Stadion spielen kann, ständig umziehen muss und in der eigenen Liga wegen des Kriegs nur in der Nähe von Luftschutzkellern antreten darf, feierte den Sieg auch mit der Flagge der Ukraine.
Stimmen zum Spiel
Domenico Tedesco (Trainer RB Leipzig): "Es ist schwierig, die passenden Worte zu finden. Der Spielverlauf war Wahnsinn, einfach Wahnsinn. Er hat vieles aus den vergangenen Wochen widergespiegelt. Die Jungs wollten. Es wäre nicht fair, ihnen fehlende Mentalität zu unterstellen. Sie sind angesprintet. Sie sind nach vorne gelaufen.
Wir sind super aus der Halbzeit gekommen und haben den Ausgleich erzielt. Doch dann fliegt das Ding nach dem zweiten Torschuss von Donezk wieder rein. Das ist bitter. Wir haben einfach zu leicht die Bälle verloren und mussten viele Konter verhindern. Dadurch sind wir weniger mutig geworden und haben weniger nach vorne gespielt.
Natürlich bin ich jetzt nach dem Spiel sehr enttäuscht. Bei diesem Spielverlauf muss ich schon echt schlucken. Morgen sieht die Welt aber schon wieder anders aus. Da müssen wir dann nach vorne schauen und uns auf Dortmund fokussieren."
Peter Gulacsi (Torwart und Kapitän RB Leipzig): "Das 0:1 war ein Riesen-Fehler von mir, das darf nicht passieren. Anschließend haben wir uns zurückgekämpft und den Ausgleich erzielt. Der zweite Treffer von Schachtar Donezk hat uns dann mental kaputt gemacht. Sehr, sehr bitter. Wenn man sich das Spiel ansieht, waren wir 90 Minuten auf dem Gaspedal. Aber wir wollen nichts schönreden.
Nach dem 1:2 haben wir ein bisschen aufgemacht, waren dadurch hinten aber nicht mehr so abgesichert. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Vieles läuft aber gerade auch gegen uns. Wir sind gerade sehr fehleranfällig und werden eiskalt bestraft. Der Saisonstart ist sehr schlecht. Wir haben nun am Wochenende ein Topspiel gegen Borussia Dortmund, wo wir alles geben müssen.
Der Trainer kann nichts für die Gegentore. Wir haben uns Chancen erspielt und alles riskiert. Der Trainer hat mit unseren Fehlern auf dem Platz nichts zu tun, wir sind alles erwachsene Menschen. Wir – Mannschaft und Trainer, müssen den Turnaround schaffen. Wir wollten bereits heute eine Reaktion zeigen, das ist uns nicht gelungen. Wir haben nicht schlecht gespielt. Im Grunde waren die vier Gegentore vier Eigentore."
Igor Jovicevic (Trainer Donezk) bei "DAZN": "Dieser Sieg ist für die Ukrainerinnen und Ukrainer, für die Soldaten, die für unseren Frieden kämpfen. Das ist sehr wichtig, ich weiß, dass es für sie viel bedeutet. Viele, viele Menschen sind Fans von Shakhtar Donezk."
Nun warten Dortmund, Real und M'gladbach
Nach dem Auftritt bei Europa-League-Sieger Frankfurt und dem Heimspiel gegen Donezk geht es für RB nun gegen nochkarätige Konkurrenz: Am Sonnabend kommt Vizemeister Borussia Dortmund, dann geht es zu Real Madrid und Bor. M'gladbach. Das Programm hat es in sich.
Medien: RB bietet 500.000 Euro für Eberl
Bei den Fohlen noch nicht dabei sein dürfte Leipzigs Wunsch-Manager Max Eberl, der bei Gladbach noch einen Vertrag bis 2026 besitzt. Die "Bild" berichtete am Dienstag, dass RB 500.000 Euro Ablöse für Eberl bietet. Dessen Vertrag am Niederrhein ruht auf seinen Wunsch hin. Gladbach würde fünf Millionen Ablöse verlangen. Unklar sei auch noch der Zeitpunkt des Einstiegs. Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff möchte ihn lieber heute als morgen. Eberl will nach einer mentalen Auszeit wohl eigentlich erst im neuen Jahr wieder starten. Nach einem "sky"-Bericht habe man sich auf Anfang Dezember als Eintrittstermin geeinigt.
cke
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 07. September 2022 | 19:30 Uhr
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