Fußball | SachsenpokalPrestige und Brisanz - Chemnitzer FC vor heißem Pokalderby gegen Erzgebirge AueViertelfinale
Die einen verspüren ein "Kribbeln", die anderen freuen sich auf ein "Highlight". Wenn der Chemnitzer FC am Mittwoch Erzgebirge Aue im Viertelfinale des Sachsenpokals empfängt, geht es vor allem um eines: Prestige.
Chemnitz ist im Derbyfieber! Seit feststeht, dass der CFC im Viertelfinale des Sachsenpokals am Mittwoch (20:20 Uhr im MDR FERNSEHEN und Liveticker in der SpiO-App) auf Erzgebirge Aue trifft, "geistert" das Thema in der Stadt und in der Kabine "durch die Köpfe", blickte Christian Tiffert am MDR-Mikrofon freudig voraus.
Wichtige Einnahmen im Hinterkopf
Für den Chemnitzer Cheftrainer ist es gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit. Dreieinhalb Jahre war er als Profi für Aue aktiv. Am Mittwoch kommt es zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Trainer Pavel Dotchev. Der hat nur "positive Erinnerungen" an seinen Ex-Schützling: "Er war eher ein zurückhaltender Spieler. Aber er macht es als Trainer hervorragend. Er hat so viel Erfahrung. Die muss er auch weitergeben." Allzu viel Zeit für warme Worte wird es am Mittwoch aber nicht geben. Dafür ist die Brisanz des Duells zweier Traditionsklubs und Rivalen zu groß. "Wir wissen um die Bedeutung des Spiels. Das weiß auch der Gegner. Wir haben ein richtig geiles Derby vor der Brust", betonte Tiffert.
Doch auch losgelöst von jeglichem Ehrgeiz ist die Partie für beide Teams enorm wichtig. Sachsenpokal-Rekordsieger Chemnitz (12 Siege) will seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen, um in der kommenden Saison wieder im lukrativen DFB-Pokal anzutreten. Aue ist mehr denn je auf eben jene Einnahmen angewiesen, denn über die 3. Liga werden die "Veilchen" die Qualifikation für den DFB-Pokal trotz des Aufwärtstrends der vergangenen Wochen wohl nicht mehr stemmen. Allein die Antrittsgage für die erste Runde beläuft sich auf rund 200.000 Euro.
"Es kribbelt" bei Erzgebirge Aue
Apropos Aufwärtstrend: Der wurde am vergangenen Wochenende gegen 1860 München jäh gestoppt. Trotz der 1:3-Niederlage spielt Aue aber als Favorit um den Einzug ins Sachsenpokal-Halbfinale. "Wir haben etwas wiedergutzumachen. Die Leistung gegen 1860 war nicht so, wie ich es erwartet habe", sagte Trainer Dotchev auf der Pressekonferenz vorab und sprach von "einem Spiel, in dem es um viel geht. Vor allem um Prestige". Sportchef Matthias Heidrich pflichtete ihm bei. "Es kribbelt. Wir wollen den Pokal am Ende gewinnen. Das ist unser großes Ziel. Aber uns erwartet keine leichte Aufgabe."
Noch unklar ist, welche Elf Dotchev auflaufen lässt. Nach den intensiven vergangenen Wochen steht das Thema Belastungssteuerung ganz oben auf der Liste. Aktuell gehe es "nur um Regeneration und Motivation. Wir verlieren viel Substanz", erklärte der 57-Jährige, versprach aber: "Ich werde das Beste auf den Platz schicken, was ich zur Verfügung habe."
Tiffert: "Wir haben nichts zu verlieren - im Gegenteil"
Auch beim Gastgeber stehen hinter dem Personal noch einige "Fragezeichen". Auch wenn keine schwere Verletzung hinzugekommen ist, gibt es hier und da ein paar "Problemchen", wie es Tiffert ausdrückte. Zudem läuft es sportlich für sein Team aktuell alles andere als zufriedenstellend. Der CFC steckt nach vier Niederlagen in Serie ohne eigenen Treffer in einer Ergebnis-Krise. Die leisen Hoffnungen auf die Meisterschaft in der Regionalliga gehören der Vergangenheit an. Das große Manko: Chemnitz schießt keine Tore mehr.
Nach der jüngsten Niederlage gegen Altglienicke hat Tiffert dennoch "allen Grund dazu, positiv zu sein. Einstellung und Mentalität haben gepasst. Die Erfolgserlebnisse werden automatisch kommen." Doch auch er weiß, dass sich die aktuelle "Negativserie nicht wegdiskutieren" lässt. Für ihm kommt der Pokalkracher auch deshalb "zur richtigen Zeit". Losgelöst vom Liga-Alltag müssen seine Spieler "im Kopf frei sein". Es gilt, die "Anspannung der Spieler in die richtigen Bahnen zu lenken", denn "wir haben nichts zu verlieren - im Gegenteil".
Die nötige Erfahrung dafür hat Tiffert in seinen Reihen. Allen voran Chris Löwe, der beim letzten Pokal-Duell beider Kontrahenten bereits auf dem Platz stand und sich beim 3:2-Erfolg im Finale 2010 auch in die Torschützenliste eintrug. An sein "erstes größeres Highlight" in seiner Karriere erinnert sich der 33-jährige Linksverteidiger gut. Auch wenn die Vorzeichen damals andere waren: Aue hatte den Aufstieg in die 2. Bundesliga und die Teilnahme am DFB-Pokal bereits sicher. "Deswegen ist da eine andere sportliche Brisanz drin", erklärte Löwe. "Entscheidend wird sein, dass wir dagegenhalten und einen großen Kampf liefern. Der Rest kommt dann meistens alleine."
Hochrisikospiel - Polizei appelliert an Fans
Dazu beitragen soll aus Chemnitzer Sicht natürlich auch die Kulisse. Das Stadion an der Gellertstraße wird nahezu ausverkauft sein. Fast alle 14.000 Tickets sind bereits vergeben, darunter 1.800 an die Gäste aus dem Erzgebirge. Abseits aller Rivalität auf dem Rasen hoffen die Beteiligten auf einen friedlichen Ausgang. Die Partie ist als Hochrisikospiel eingestuft. Mehrere hundert Polizisten sind im Einsatz. Im Vorfeld appellierte die Polizei in einem offenen Brief an die beiden Fanlager um einen friedlichen Verlauf. Szenen wie beim letzten Aufeinandertreffen 2015 (2:1 für Aue), als es zu Ausschreitungen kam, sollen in jedem Fall vermieden werden. Die sportliche Brisanz ist schon groß genug. Oder um es mit Tifferts simplen Worten auszudrücken: "Es ist ein Highlight".
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jsc
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 22. März 2023 | 20:15 Uhr
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