Fußball | RegionalligaChemnitzer FC: Wie rechtsextremistisch ist Kamenica Furor?
Es verdichten sich Hinweise, dass sich in der neuen CFC-Fangruppierung "Kamenica Furor" führende Rechtsextremisten und Gewalttäter befinden. Der Verein gibt sich zurückhaltend.
Eigentlich hätte Ruhe einkehren können in die Chemnitzer Fanszene. Bereits 2020 hatte sich die rechtsextreme Fangruppierung NS-Boys aufgelöst. Und nach MDR-Informationen hat Kaotic Chemnitz denselben Schritt vollzogen. Kaotic ist eine rechtsextremistische Fangruppierung, die sogar vom Verfassungsschutz beobachtet worden ist. Beim letzten Heimspiel vor Weihnachten am 9. Dezember 2022 gegen Hertha BSC II trat nun die neue Gruppierung Kamenica Furor erstmals mit einer Zaunfahne auf. Mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass es sich bei Kamenica Furor um eine rechtsextremistische Gruppierung handelt.
Führungspersönlichkeit aus Szene bei Kamenica Furor involviert
Die Polizei Chemnitz bestätigt zumindest, "dass Einzelpersonen, die uns aus der Vergangenheit aus der rechtsextremistischen Szene bekannt sind, offensichtlich mit dieser Gruppierung ein Stückweit in Verbindung stehen." Das hat die Polizei durch Beobachtungen im Stadion "und auf anderen Veranstaltungen (…) festgestellt." Eine solche Veranstaltung war der Klinikum-Cup des Chemnitzer FC Mitte am 14. Januar. Das Fußballturnier für 12-jährige Nachwuchskicker ist auf den Rängen von hunderten CFC-Anhängern aus der aktiven Fanszene lautstark unterstützt worden.
CFC-Präsidentin Romy Polster hat im MDR-Interview bestätigt, dass sie selbst beobachtet hat, dass ein führendes Mitglied der rechtsextremistischen Szene in der Halle einen Doppelhalter von Kamenica Furor gehalten hat. "Ich war ja selbst da, ich hab’s ja gesehen. Natürlich weiß ich, wer da die Fahne geschwenkt hat", so Polster. Dabei handelt es sich nach MDR-Informationen um Christoph D., der wegen gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung bereits eine Haftstrafe verbüßt hat. Kein Mitläufer, sondern eine Führungspersönlichkeit der rechtsextremistischen Szene in Chemnitz.
Verein prüft Sachlage und Erscheinungsverbot
Ein Anhänger des CFC, der nicht zur aktiven Fanszene gehört, war ebenfalls beim Klinikum-Cup und schilderte dem MDR schriftlich: "Zeitweise schwenkte Christoph D. die große Fahne oder hielt einen Doppelhalter. Auch Tim K. und Anton E. habe ich vor Ort gesehen." Bei Tim K. und Anton E. handelt es sich ebenfalls um führende Chemnitzer Rechtsextremisten, die beide eine enge Verbindung zum Kampfsport haben. Bedingung des CFC-Anhängers für seine Aussage war die Anonymisierung seines Zitats: Er habe "keine Lust, von diesen Menschen bedroht zu werden."
Wenn begründete Tatbestände vorliegen, dass es tatsächlich eine rechtsextreme Gruppierung ist, dann werden wir die ersten sein, die diese Gruppierung verbieten.
CFC-Präsidentin Romy Polster | MDR-Interview
Der Chemnitzer FC will die Gruppierung Kamenica Furor aber nicht verbieten oder mit einem Erscheinungsverbot belegen, sagt Vereinspräsidentin Romy Polster: "Das sind alles nur Mutmaßungen. Und allein der Tatbestand, dass jemand diese Fahne (von Kamenica Furor, d. Red.) in der Hand hat, ist für mich noch nicht ausreichend, dass die komplette Gruppierung von jungen Leuten in die rechte Ecke gestellt werden muss." Im Moment will Polster die Sachlage noch prüfen und nicht vom Hausrecht Gebrauch machen oder ein Erscheinungsverbot für Kamenica Furor verhängen. "Wenn begründete Tatbestände vorliegen, dass es tatsächlich eine rechtsextreme Gruppierung ist, dann werden wir die ersten sein, die diese Gruppierung verbieten", kündigt die Vereinspräsidentin an.
CFC im Gespräch mit den Fangruppierungen
Polster verweist darauf, dass sie in den letzten Monaten viel mit verschiedenen Fangruppierungen gesprochen hat. Wörtlich sagte sie im MDR-Interview: "Wir haben uns sogar mit den rechtsextremen Personen in Kontakt gesetzt und gesagt, was wir erwarten und von ihnen verlangen – nämlich, dass sie das Stadion frei von Rechtsextremismus machen und halten. Und das ist uns gelungen." Das bedeutet wohl: Bekannte Rechtsextremisten dürfen in der Kurve stehen, verpflichten sich aber, das Stadion frei von Rechtsextremismus zu halten.
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 11. Februar 2023 | 16:00 Uhr