Sport | Jahresrückblick 2020 | Dezember | Fußball | Regionalliga Rückblick: Die Rettung des Chemnitzer FC
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Ein Monat - eine Meldung. Für unseren Rückblick auf 2020 haben wir uns zwölf Sport-Themen des Jahres herausgesucht. Im Dezember: Die Rettung des Chemnitzer FC.

Der 8. Dezember war für den Fußball-Regionalligisten Chemnitzer FC ein guter Tag. Denn da stimmte die Gläubigerversammlung mit überwältigender Mehrheit dem Insolvenzplan des CFC zu. In nur 17 Minuten war diese Kuh vom Eis. Insolvenzanwalt Oliver Junghänel sagte "Sport im Osten", dass es praktisch "keinen Gesprächsbedarf" gegeben habe, 61 der 62 Gläubiger hätten zugestimmt: "Eine Quote von nahezu 100 Prozent ist nicht alltäglich, das spricht für die gute Arbeit im Vorfeld." 145.000 Euro werden ausgezahlt, eine Quote von fünf Prozent.
CFC-Vorstandschefin glücklich
Vorstandschefin Romy Polster, die mit ihrer Catering-Firma ebenfalls zu den Gläubigern gehört hatte, war erleichtert: "Das ist genial und toll. Danke für das Vertrauen, das tut gut und gibt uns Kraft für die Zukunft." Sie hoffe, dass weiter zusammen am Neuaufbau gearbeitet werden kann.
Insolvenz im April 2018
Im April 2018 hatte der damalige Drittligist Insolvenz anmelden mussten. Es folgten der Abstieg in die Regionalliga, der sofortige Wiederaufstieg und postwendend der erneute, allerdings auch sehr knappe und bittere Abstieg. Nach dem Neuaufbau eines Teams steht man auf Rang neun - der Anschluss an die Spitze ist verloren. Die Profi-Mannschaft ist nach einer Ausgliederung im Januar 2019 in einer "CFC-Fußball-GmbH" organisiert. 51 Prozent der Stimmanteile besitzt wiederum der insolvente Chemnitzer Fußballclub e.V., also der eingetragene Verein.
"Soap-Opera CFC"
Wichtig für den Klub ist in diesen Tagen die neue Eigenständigkeit. Nach der Insolvenz wurde eine Art "Soap-Opera CFC" aufgeführt. Es folgten Streitigkeiten, Drohungen und Zerwürfnisse auf vielen Ebenen. Mit dem Nazi-Skandal, als einem toten Ex-Hooligan gedacht wurde, als absolutem Tiefpunkt. Irgendwann stand auch die Liquidierung des Klubs im Raum. Insolvenzverwalter Klaus Siemon agierte nicht immer taktisch geschickt, Sportchef Thomas Sobotzik warf nach rechtsextremen Drohungen irgendwann entnervt hin.
Neuer Aufsichtsrat und neuer Plan
Dann aber schaffte Vorstandsvorsitzende Romy Polster, bei der der CFC ebenfalls in der Kreide stand, die Wende zum Guten. Ihr gelang es die Reihen zu schließen. Im Dezember 2019 wählte die Mitgliederversammlung einen neuen Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Knut Müller, auch der Vater vom Chemnitzer Fußballstar Michael Ballack, Stephan Ballack, engagierte sich in diesem Gremium. Man verkündete den Plan, einen eigenen Insolvenzplan aufzustellen und dabei auch die Mitglieder mit ins Boot zu holen.
Über eine halbe Millionen Euro kamen zusammen
Mit Hilfe von Spendengeldern von Fans und Sponsoren, über eine halbe Million Euro kamen zusammen, 40.000 Euro brachten Trikotspenden von Michael Ballack, konnte dieser Plan dann bis zum Dezember 2020 in die Tat umgesetzt werden. "Tiefe Gräben" (R. Polster) seien dabei überwunden worden. Romy Polster sagte nach der erfolgreichen Gläubigerversammlung: "Der CFC ist wieder da!".
Hintergründe
cke
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 08. Dezember 2020 | 19:30 Uhr