Fußball | RegionalligaIst der Lok-Code geknackt? CFC-Fest beim Spitzenreiter in Leipzig-Probstheida15. Spieltag
Angrefressen und trotzig auf der einen Seite, ausgelassen und glücklich auf der anderen Seite: Regionalliga-Spitzenreiter Lok Leipzig läutet nach der ersten Niederlage eine "neue Phase" an. Der Chemnitzer FC zeigt seine Tugenden.
"Spitzenreiter, Spitzenreiter" – fast schon trotzig wirkten die Gesänge der Fans des 1. FC Lok Leipzig nach diesem denkwürdigen Flutlicht-Freitagabend im Rücken des Völkerschlachtdenkmals. Die "Loksche" hatte gerade ihre erste Saisonniederlage kassiert, als letzter Vertreter aller fünf Regionalligen hatten die Blau-Gelben bis Freitagabend eine komplett weiße Weste. Gegen den Chemnitzer FC verlor das Team von FCL-Coach Jochen Seitz nun mit 0:2 (0:1).
Nicht trotzig, aber durchaus angefressen, war Lok-Kapitän Djamal Ziane: "Wir werden jetzt erstmal zwei, drei Tage fest und sauer sein", ärgerte sich der Mittelstürmer. "Wir sind sehr enttäuscht. Wir hatten uns viel vorgenommen zu Hause." Und auch Seitz war angefressen: "Sehr ärgerlich."
CFC-Kapitän Zickert: "Aufopferung und Leidenschaft"
Nicht trotzig, sondern ganz und gar ausgelassen ließen sich derweil die Chemnitzer Kicker von ihren mehr als 1.000 mitgereisten Fans feiern. Dem CFC war gelungen, was in zuvor 14 Regionalliga-Partien keinem anderen gelang: Das Team von Interimscoach Niklas Hoheneder klaute dem Nordost-Spitzenreiter die Punkte. Wie war das möglich? "Mit sehr viel Aufopferung und Leidenschaft. Wir mussten sehr viel investieren", sagte CFC-Kapitän und Ex-Lok-Kicker Robert Zickert nach der Partie.
Hoheneder erklärte, was auch für künftige Gegner der Leipziger interessant sein könnte: "Wir haben sie gut analysiert. Wir haben versucht, hoch zu stehen, hoch anzulaufen, sie immer wieder vor Probleme zu stellen. Wir haben ihre Muster erkannt, sie spielen viel über die Außen, und dann versucht, dies so gut wie möglich zu unterbinden."
Ist der Lok-Code geknackt?
Ist der Lok-Code damit geknackt? Chemnitz gelang es tatsächlich, gerade in der Phase kurz vor der Pause und im Verlaufe der zweiten Halbzeit, den wuchtigen Angriff von Lok zu entschärfen. Doch auch der FCL hatte seine Chancen: "Wir hatten gleich zu Beginn drei, vier Dinger. In den ersten 20 Minuten müssen wir in Führung gehen. Wir fangen gut an und dann kriegen wir so ein Eierding, das da hinten reinrollt", ärgerte sich Ziane.
Auch nach dem Seitenwechsel gab es Gelegenheiten zum Ausgleich – wie etwa durch Alexander Siebeck (73.). Ähnlich erging es Lok bereits beim jüngsten Auswärtsspiel in Greifswald – nur, dass Noel Eichinger sein Team im hohen Norden mit einem Sonntagsschuss zumindest das 1:1 rettete.
Ziane: "Jetzt beginnt eine neue Phase"
Das gelang am Freitagabend gegen Chemnitz nicht. Nach der ersten Niederlage wird sich zeigen, wie stabil der Ligaprimus ist. Das wissen auch die Protagonisten. "Der Trainer hat gesagt, jetzt beginnt eine neue Phase, an dieser Niederlage zu wachsen und zu reifen", berichtete Ziane. "Jetzt wird sich zeigen, was wir für eine Truppe sind. Bis jetzt kannten wir das nur ohne Niederlage." Und auch Coach Seitz schaute voraus: "Wir müssen unsere Lehren ziehen. Warum hat diese stattgefunden?", fragte er rhetorisch und gab gleich eine Antwort: "Dass wir uns mehr auf das Spiel konzentrieren, die äußeren Bedingungen ausblenden, Schiedsrichterentscheidungen, die Emotionalität, ein bisschen runterfahren. Das sind Themen, die wir ansprechen müssen."
Lok bleibt Spitzenreiter
Ziane ist beim Blick in die Zukunft dabei nicht bange: "Selbst wenn die anderen ihren Kram machen, bist Du immer noch sieben Punkte vor", sagte der Kapitän über die Tabellenkonstellation. Halle, Jena und Hertha BSC II könnten den Rückstand an diesem Wochenende zumindest wieder einstellig werden lassen.
Bezüglich der kommenden Herausforderungen bis zur Winterpause meinte Lok-Routinier Ziane: "Ich glaube, von den Charakteren her sind wir so eine gute Truppe, dass wir das auch gut wegstecken. Wir haben sehr viele gesperrte und verletzte Jungs, die gefehlt haben. Das ist keine Ausrede, aber die kommen die Wochen auch zurück", erhofft sich der 32-Jährige auch wieder baldige personelle Verstärkung.
Verrücktes Spiel – mit Schiri-Wechsel
Nicht trotzig, sondern ganz und gar erleichtert war einer, der bei den von Seitz angesprochenen "äußeren Bedingungen" beteiligt war. Referere Toni Bauer, der wegen der Wadenverletzung des Hauptschiedsrichters Rasmus Jessen wenige Minuten nach Wiederanpfiff vom Assistenten zum Referee auf dem Platz aufstieg, sagte nach der Partie: "Jetzt gönnen wir uns ein kleines Bier." Das werden wohl auch die meisten Anhänger der beiden Kontrahenten getan haben – die Lok-Fans aus Frust, die Chemnitzer aus Freude.
Dirk Hofmeister
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SPORT IM OSTEN | 09. November 2024 | 14:00 Uhr
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