Fußball | Regionalliga BSG-Leistungsträger Bury: "Hauptsache, alle Vereine überstehen die Krise"
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Alexander Bury, Leistungsträger von Regionalligist Chemie Leipzig, sprach im "SpiO"-Talk über ungeliebte Laufeinheiten, die phänomenale Solidarität der BSG-Fans, und die Schwierigkeit, die Saison zu Ende zu bringen.

In einer Welt ohne Corona-Pandemie wäre das Probstheider Bruno-Plache-Stadion am jüngsten Sonntag aus allen Nähten geplatzt. Unten auf dem Rasen hätte die Elf der BSG Chemie Leipzig versucht, ihren Derby-Coup gegen den ewigen Rivalen 1. FC Lok aus dem vergangenen Oktober zu wiederholen. Und Alexander Bury, seit 2016 ein offensiver Schlüsselspieler der Grün-Weißen, wäre mittendrin im Geschehen gewesen.
"Für monotones Laufen bin ich nicht der Typ"
In der noch immer gewöhnungsbedürftigen Krisengegenwart jedoch bleibt auch das Trainingsgelände der Leutzscher im Alfred-Kunze-Sportpark weiter verwaist und dem Regionalliga-Fußballer und Student Bury daher nichts anderes übrig, als sich jeden Tag aufs Neue hochzuquälen, die – vorsichtig gesagt – ungeliebten Laufschuhe zu schnüren und irgendwie das Fitnesslevel nicht abrutschen zu lassen.
"Für das monotone Laufen, dafür bin ich nicht der Typ, dafür kann ich mich schwer motivieren", gestand der 28-Jährige am Montag (6. April) im "SpiO"-Talk des MDR offen und ehrlich. "Ich zwinge mich, ich mache es auch, aber wenn man nicht weiß, wann es wieder losgeht, ist es schwer. Es fehlt einfach der Ball am Fuß."
Soli-Aktion bringt der BSG 185.000 Euro
So sehr Bury seine fußballerischen Grundbedürfnisse – Töppen, Ball, Platz, Mitspieler – auch vermisst, an was es nicht mangelt, ist die ungebrochene Solidarität der grün-weißen Fangemeinde mit ihrem Verein und der Mannschaft. Auf mindestens 80.000 Euro hatten die Verantwortlichen die Einnahmeverluste aus den nun fehlenden Heimspielen taxiert. Doch binnen kürzester Zeit nahm die BSG bei der Aktion "Das kann doch einen Leutzscher nicht erschüttern" 185.000 Euro über verkaufte Hilfspakete und Spenden ein.
"Ich habe mir schon fast gedacht, dass die Chemiker total ausrasten, aber das ist schon krass und ein bisschen utopisch, auch wie schnell das ging", geizte der Offensivspieler des Regionalliga-Zwölften verständlicherweise nicht mit Superlativen.
Ich habe mir schon fast gedacht, dass die Chemiker total ausrasten, aber das ist schon krass und ein bisschen utopisch, auch wie schnell das ging.
Wie weiter mit der Saison? "Du wirst eh jemandem auf den Schlips treten"
Weit weniger zuversichtlich wurde Bury, als es um das Thema "Wie weiter mit der unterbrochenen Saison?" ging. "Egal, wie du es machst, du wirst eh jemandem auf den Schlips treten", meinte er. Das aus seiner Sicht "Gerechteste und Gesündeste wäre, die Liga abzubrechen". Es dürfte lediglich Aufsteiger, stattdessen keine Absteiger geben.
Sogar Chemies Erzrivalen 1. FC Lok, in dessen Kader Alexander Bury in der Saison 2012/13 stand, würde er "den Aufstieg gönnen." Die Blau-Gelben würden allerdings als derzeitiger Tabellenzweiter – punktgleich, aber mit einer Partie weniger – in die Röhre schauen.
Bury will bei Chemie bleiben
Aber welche Entscheidung darüber auch immer irgendwann getroffen wird: "Hauptsache ist, dass alle Vereine diese schwere Krise überstehen." Nicht zuletzt aufgrund der phänomenalen Untersützung ihrer Fans hat die BSG Chemie zumindest für die nächste Zeit ein beachtliches Polster.
Doch noch niemand weiß, wie lange die Ausnahmesituation anhält und wann auch im Fußball so etwas wie Normalität zurückkehren kann. Alexander Burys Vertrag läuft aus. Er selbst hofft, dass "ich weiter bei Chemie spiele. Das ist mein Zuhause. Und wenn alles passt, würde ich gerne noch mal verlängern." Aber auch mit neuem Vertrag wird er sich wohl oder übel zunächst noch mit seinen Laufschuhen begnügen müssen.
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mhe
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR aktuell | 06. April 2020 | 11:40 Uhr