Fußball | Regionalliga "Große Ungerechtigkeit" - Spitzentreffen zur Drittliga-Aufstiegsregelung
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Es wird wieder gesprochen - immerhin. Zu einer möglichen Neuregelung der Aufstiegsregelung von der Regionalliga in die 3. Liga fand jetzt ein hochkarätig besetztes Treffen statt. Doch der Widerstand bleibt.
Kommt jetzt Bewegung in die Drittliga-Aufstiegsfrage? Am Freitag (14.04.2023) fand in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main ein hochkarätig besetztes Treffen zur Aufstiegsregelung in die 3. Liga statt. Es war das erste Mal in dieser seit Jahren schwelenden Debatte, dass zwei Regional- und Landesverbände, Regionalligaclubs und hochrangige DFB- und Drittligavertreter an einen Tisch kamen.
NOFV- und BFV-Chef dabei
Für den Nordostdeutschen Fußballverband waren neben Präsident Hermann Winkler auch Geschäftsführer Till Dahlitz und der Spielausschussvorsitzende Uwe Dietrich anwesend. Der bayerische Landesverband hatte dem NOFV kürzlich Unterstützung im Kampf für eine gerechtere Aufstiegsregel zugesichert und war mit seinem Präsidenten Christoph Kern vor Ort. Die Riege der Revolutionäre wurde durch Chris Förster (Geschäftsführer FC Carl Zeiss Jena) und den Präsidenten der Spielvereinigung Unterhaching, Manfred Schwabl komplettiert. Für den DFB nahmen Manuel Hartmann (DFB-Geschäftsführer Spielbetrieb) und Peter Frymuth (DFB-Vizepräsident Spielbetrieb) an dem Treffen teil. Die Interessen der Drittligisten wurden durch den Leiter des Ausschusses dritte Liga, Tom Eilers, vertreten.
Schnelle Lösung eher unwahrscheinlich
Fünf Regionalligen, aber nur vier Aufsteiger und regelmäßige Aufstiegsspiele zwischen Nord, Nordost und Bayern, während die Meister aus West und Südwest direkt aufsteigen – es ist ein strukturelles Dilemma, über das gestern rund zweieinhalb Stunden teilweise hitzig diskutiert wurde. Eine schnelle Lösung scheint nach dem gestrigen Treffen unwahrscheinlich. "Alle Parteien sind sich einig, dass die jetzige Situation eine große Ungerechtigkeit darstellt. In der Frage, wie man dieses Problem lösen kann, liegen wir allerdings weit auseinander", erklärte NOFV-Präsident Hermann Winkler.
Widerstand gegen Drittliga-Aufstockung
Der Nordostdeutsche Fußballverband und die Regionalligavertreter fordern eine Aufstockung der dritten Liga auf 22 Mannschaften bei dann fünf Auf- und Absteigern. Dagegen wehrt sich die dritte Liga mit Unterstützung des DFB vehement. "Der Widerstand gegen unsere bevorzugte Lösung 22 und 5 ist wie erwartet groß. Insbesondere Tom Eilers als Vorsitzender des Ausschusses dritte Liga hat klargemacht, dass eine Lösung nur auf Ebene der Regionalligen gefunden werden kann und nicht zu Lasten der dritten Liga gehen darf", so Winkler. Die Fronten sind verhärtet, auch bislang wenig ausgereifte Ideen wie eine angedachte Erhöhung des Nachwuchsfördertopfes zugunsten der Drittligaclubs ändern daran vorerst nichts.
Regionalligaklubs ernüchtert, aber kampfbereit
Für die Hoffnungen der Regionalligaspitzenclubs aus Bayern, dem Norden und dem Nordosten war der gestrige Tag ein Dämpfer. "Wir sind da nicht naiv hingefahren und wussten, dass es schwierig wird. Aber es ist schon schwer erträglich, wenn alle Seiten eine himmelschreiende Ungerechtigkeit erkennen, aber niemand bereit ist, diese zu lösen", monierte Chris Förster vom FC Carl Zeiss Jena und brachte erneut das Druckmittel eines außerordentlichen DFB-Bundestages ins Spiel, sollte bis Ende Mai keine mehrheitsfähige Lösung auf dem Tisch liegen. "Wir müssen den Druck über die Öffentlichkeit hochhalten. Die jetzige Lösung ist hochgradig ungerecht und verstößt gegen elementare Grundwerte des DFB. Sie darf nicht zum Dauerzustand werden."
Große Brisanz in der Debatte
Worte, die auch in Richtung des eigenen Verbands eine Menge Brisanz in sich tragen. Der NOFV fürchtet einen möglichen außerordentlichen DFB-Bundestag, weil dort womöglich auch über eine Neustrukturierung der Regionalligen und eine drohende Aufspaltung der Regionalliga Nordost abgestimmt werden könnte.
NOFV und BFV wollen NFV ins Boot holen
Stattdessen wollen der NOFV und der BFV weiter Allianzen schmieden und den ebenfalls von den Aufstiegsspielen betroffenen, aber bislang sehr zurückhaltend auftretenden, Norddeutschen Fußballverband mit ins Boot holen. Winkler: "Wir werden das gestrige Gespräch auswerten und brauchen dann eine breite Unterstützung auch aus dem Norden, um unsere Interessen durchzusetzen." Zudem will Winkler auch die Verbände im Westen und Südwesten in die Diskussion einbeziehen, ebenso wie die DFL. Es ist ein zähes Werben um Unterstützung. Und die Zeit drängt. Auf seinem Verbandstag im vergangenen November hat sich der NOFV verpflichtet, bis Ende Mai einen mehrheitsfähigen Vorschlag zur Änderung der DFB-Spielordnung vorzulegen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 15. April 2023 | 16:00 Uhr
Danny vor 23 Wochen
@Lok das ist gar nicht schwer zu erklären. DFB und DFL sind nicht bereit, der 3. Liga mehr Geld zu bewilligen. Der Festbetrag wird durch 20 minus zweite Mannschaften (momentan also 18) geteilt. SCF II und BVB II schaffen den Klassenerhalt, es wird aufgestockt auf 22 - und schon muss durch 20 geteilt werden. Das ist der einzige Grund, sportliche Aspekte spielen da überhaupt keine Rolle. Verkauf das ganze Ding als "Scheich-Soundso-Liga" und die stimmen auch einer 26-er Staffel zu.
Micha R vor 23 Wochen
@ Hafenbraeu
Letzte Frage habe ich bereits beantwortet. Überflüssig, sie noch mal zu stellen. Für Vorschläge bin ich auch nicht zuständig! Zumal Vorschläge zur Lösung dieses "gordischen Knoten" (keine Aufstockung und keine 5 Absteiger der 3.Liga einerseits und andererseits für alle 5 Regionalligen ein Direkaufsteiger) sind bereits vor 4 Jahren öffentlich diskutiert worden: Schaffung einer zweistaffeligen bundesweiten 4. Liga, gebildet aus den unter Profibedingungen arbeitenden spielstärksten Mannschaften aus allen 5 Regionalligen, welche trotz eigener Ambitionen den angestrebten Aufstieg in die 3.Liga (noch?) nicht geschafft haben. Diese Liga bedürfte zur wirtschaftlichen Absicherung auch Fernsehgelder, was allerdings wohl frühestens nach Auslaufen des Jetzigen Fernsehvertrages möglich wäre.
Dagegen spräche der zwangsläufige Bedeutungsverlust der Regionalligen. Aber selbst die 1991 direkt unterhalb der 2.Bundesliga gestartete NOFV-Oberliga existiert trotzdem immer noch...
Lok vor 23 Wochen
Vielleicht erklären sich die Vertreter der 3. Liga mal detailliert, warum sie die Aufstockung so vehement ablehnen? 22 Mannschaften, 5 Absteiger, das heißt, 17 Truppen halten die Klasse. Derzeit steigen von 20 Mannschaften 4 Truppen ab, also 16 Vereine halten die Klasse. Ist doch keine Verschlechterung, ganz im Gegenteil. Das Problem der fünf Aufsteiger aus den Regionalligen wäre gelöst. Ja, der Spielplan wäre zwei Spieltage voller in Liga drei, dann eben die Winterpause mal eins, zwei Wochen verkürzen, oder jeweils eine Woche von Winter- und Sommerpause. Grundsätzlich sollte auch in Frage gestellt werden, warum es bei der Verteilung der Direktaufstiegsplätze bisher nur nach Vereinen/ Mitgliederzahlen/ Einwohnern geht und die Fläche komplett außen vor bleibt. Da liegt ja das Kernproblem und das ist zutiefst unsolidarisch. Einwohnerdichte und Fläche gehören ausgewogen gewichtet, und nicht noch Überlegungen, wie man die größten Reisewege in Liga vier noch weiter vergrößert. BGG