Fußball | Regionalliga Derby-Vorfreude mit brisanter Vergangenheit: Heißes Re-Match zwischen Jena und Erfurt erwartet
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23. Spieltag
Die Ausgangslage für das Thüringenderby zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt (Samstag, 4. März, ab 16 Uhr live im MDR) könnte kaum konträrer sein zur letzten Begegnung beider Vereine auf dem Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld. Der damalige Tabellenletzte der 3. Liga, RWE, ist nun wieder in der Regionalliga und plötzlich ganz heißer Kandidat auf die Meisterschaft. Für beide Vereine geht es nicht nur um Ehre und die Derby-Krone: Ein Sieg wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Aufstiegsrelegation.
Die "Auferstehung" des FC Rot-Weiß Erfurt
Totgesagte leben länger, so könnte man es mit Blick auf das anstehende Derby leicht schadenfreudig formulieren. Denn die Erinnerungen der Erfurter Fans an die letzte Begegnung auf Jenaer Rasen dürften alles andere als positiv sein. In der Saison 2017/18 endete die zehnjährige Mitgliedschaft von RWE in der 3. Liga nach einer Spielzeit mit vielen Pleiten und Pannen, Insolvenzantrag inklusive. Die frisch aufgestiegenen und in der Tabelle besser platzierten Jenaer ließen es sich daher nicht nehmen, bei ihrem bisher letzten Heimspiel gegen Erfurt die Musik von "Spiel mir das Lied vom Tod" über die Stadionlautsprecher erklingen zu lassen – ein denkwürdiger Auftritt. Das Spiel endete 1:0 für Jena.
Nun treffen sich – nach Erfurts zweijährigem Gastspiel in der Oberliga – die Clubs in der Mitte wieder und das unter anderen Vorzeichen. Nach individuellen Schwächephasen stehen beide Vereine weit oben im Tableau. Erfurt darf sich derzeit sogar Tabellenführer nennen, mit einer Partie weniger als die Konkurrenz und ist plötzlich ein heißer Kandidat auf die Meisterschaft und eine mögliche Rückkehr in Liga drei. Doch auch Jena ist nah dran an der Spitze, würde mit einem Sieg sogar auf nur einen Zähler an Erfurt heranrutschen.
Verein | Spiele | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. Rot-Weiß Erfurt | 21 | 46:19 | 44 |
2. Energie Cottbus | 22 | 47:20 | 43 |
3. Carl Zeiss Jena | 22 | 34:13 | 40 |
Erfurt bleibt gelassen: "Es geht nicht um Leben oder Tod"
Von dem Druck des anstehenden Derbys nichts wissen will indes RWE-Trainer Fabian Gerber. Eine Kampfansage oder ähnliches ist dem Übungsleiter im Voraus der Partie kaum zu entlocken, dennoch ist die Vorfreude groß: "Es wird das hocherwartete Spitzenspiel werden", verspricht Gerber auf der Pressekonferenz am Donnerstag (2. März 2023).
Dennoch wolle man weder das Derby an sich noch die brisante Vergangenheit des letzten Auftritts in Jena überinterpretieren. "Der Emotionalität am Samstag muss auch ich ein Stück weit entgegenwirken. Es geht nicht um Leben oder Tod, sondern um drei Punkte. Alles drum herum darf uns nicht tangieren", warnt der Coach im MDR-Interview und weiter: "wenn man sich zu viel Druck macht und glaubt, man muss etwas Besonderes machen, dann ist das falsch". Auch Mittelfeldflitzer Nazzareno Ciccarelli hält den Ball flach: "Jeder freut sich auf das Spiel. Man merkt das in der Kabine, es wird viel darüber gesprochen. Aber sonst ist alles wie immer".
Den Matchplan muss Gerber im Vergleich zum Hinspiel jedoch ein wenig anpassen. Die schmerzlichen Ausfälle von Verteidiger Samuel Biek und Top-Stürmer Romario Hajrulla machen es notwendig. Gerber hofft zwar, die Ausfälle adäquat ersetzen zu können, aber das ist "natürlich schwierig bei den Top-Spielern". Auch Osayamen Osawe Rückkehr am Samstag ist äußerst fraglich, der Stürmer laboriert derzeit noch an seiner Zerrung.
Wie letztlich die Strategie gegen Jena aussehen soll, da lässt sich Gerber nicht in die Karten schauen. "Wir haben den Gegner sehr gut analysiert und glauben auch ausfindig gemacht zu haben, wo sie zu knacken sind. Man muss sie ständig bespielen und ins Laufen kriegen, die Defensive wie die Offensive", deutet der Trainer die Marschrichtung für Samstag an.
Auch Jena mit Understatement: "ganz normales Meisterschaftsspiel"
Auf der anderen Seite blicken auch die Gastgeber von Carl Zeiss Jena erstaunlich ruhig auf das anstehende Spiel. Trainer René Klingbeil blieb auf der Pressekonferenz am Freitag (3. März 2023) äußerst gelassen: "Man sollte auch darauf achten, dass man nichts Besonderes macht. Es ist ein ganz normales Meisterschaftsspiel". Auch bei Erfurt sei das nicht anders, so Klingbeil und betont: "wir sind sehr demütig, in dem, was wir tun".
Das wirkt doch etwas untertrieben, denn Jena hat durchaus gute Chancen gegen den Tabellenführer. Nicht nur erwartet die Gäste aus der Landeshauptstadt ein ausverkauftes Stadion, sondern dazu die beste Verteidigung der Liga – das letzte Gegentor kassierte Jena im Januar.
Dass auf der anderen Seite eine der besten Offensiven der Liga (46 Tore) aufwartet, bringt auch Jena-Kapitän Bastian Strietzel nicht aus der Fassung. Zwar lobt er gegenüber dem MDR die Spielfreude der Erfurter und ihre Geschwindigkeit im Angriff, doch die Gegneranalyse hätte Muster offenbart, "um dagegen anzugehen". Aus einer stabilen Defensive heraus seien auch die leicht favorisierten Erfurter zu knacken.
Komplett frei von Ausfällen ist auch die Jenaer Mannschaft nicht am Samstag. Zu dem seit Januar verletzten Ugur Tezel (Knie) gesellte sich im Februar Takero Itoi (Sprunggelenk) – beide werden keine Rolle gegen Erfurt spielen. Auch über Ersatzkeeper Alexios Dedidis schweben ein paar Fragezeichen. Zuletzt klagte der Torwart noch über Hüftbeschwerden und hadert derzeit noch mit einem Infekt, wie Klingbeil auf der Pressekonferenz durchblicken ließ.
Die aktuelle Form
Schwer zu sagen, welcher Club mit der breiteren Brust ins Derby gehen wird. Nach dem 1:1 im Hinspiel verlor Rot-Weiß nur noch zwei Partien und arbeitete sich Stück für Stück in Richtung Tabellenspitze, von der die Erfurter mittlerweile freudenstrahlend auf den Rest der Liga blicken dürfen. Eine dieser Niederlagen setzte es jedoch erst Ende Februar beim Ligakonkurrenten aus Altglienicke, der den bis dahin niederlagenfreien Lauf Erfurts im Kalenderjahr 2023 beendete.
Jena dagegen verlor unter Neu-Trainer René Klingbeil nur genau ein Spiel: Den Auftakt nach der Winterpause gegen Hertha BSC II. Danach startete ein wahrer Erfolgslauf mit einem Unentschieden und nunmehr vier Siegen in Serie. Vor dem anstehenden Derby sind also beide Teams in absoluter Siegerlaune. Oder mit den Worten von René Klingbeil: "Wir wollen ein Fest, das wir feiern können".
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ori
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 04. März 2023 | 16:00 Uhr
Lok vor 12 Wochen
Eine Poeten-Battle.
Gefällt mir.
Denke auch, dass ein Unentschieden nicht so überraschend wäre.
Schade, dass wir in der Liga in Sachsen nicht so ein schönes Derby haben.
wicky_67_return vor 12 Wochen
Alles Gute und natürlich auch hoffentlich 3 Punkte für unsere Rot-Weißen Jungs!!! Auf ein geniales Derby und diesmal hoffentlich endlich auch einmal wieder ohne ein ungeahntes Brutalofoul gegen einen unserer Jungs!!! Nur der RWE!!!!!!!!!🇮🇩♦️◻️🍀📢RWE⚽⚽⚽💪👍✌️
AufmerksamerBeobachter vor 12 Wochen
Komisch, bei OstportTV steht es als live-Spiel drin mit einem Link auf den MDR.
16:00 .. scheint nicht so, das man dafür eine unbedeutende Regionalzeitung abonnieren muß.. wobei, Regionalliga => Regionalzeitung