Fußball | Regionalliga Halberstadt will sich mit "erhobenem Haupt" aus der Regionalliga verabschieden
Hauptinhalt
33. Spieltag
21. Mai 2023, 09:02 Uhr
Trotz des seit Samstag besiegelten Abstiegs herrscht beim VfB Germania Halberstadt keine große Trauerstimmung. Im vorerst letzten Regionalliga-Heimspiel will sich Cheftrainer Manuel Rost mit einem ordentlichen Auftritt von den heimischen Fans verabschieden. Gegen die VSG Altglienicke wird das keine leichte Aufgabe.
„Ich hab größten Respekt vor meiner Mannschaft“, sagte Halberstadt-Coach Manuel Rost über das 2:2 gegen Chemie Leipzig vom vergangenen Wochenende. Die verletzungsgebeutelte, junge Truppe hatte sich trotz der aussichtslosen tabellarischen Situation und einem 0:2-Rückstand in der Schlussphase noch einen Punkt erkämpft. „Das ist der Beweis für alle, was für eine Mentalität und was für eine Moral meine Jungs haben. Hier reißt sich jeder bis zum Schluss den Arsch auf.“
Abstieg besiegelt
Allerdings reichen Mentalität und Moral in der Regionalliga nicht aus - man braucht schon auch Punkte. Und dieser Punkt gegen Chemie Leipzig kommt für die Germania deutlich zu spät. Seitdem FSV Zwickaus Abstieg aus der 3. Liga durch die Niederlage gegen Dresden eine Stunde nach dem Abpfiff in Leutzsch rechnerisch feststand, war Halberstadts Abstieg in die Oberliga Süd besiegelt.
„Hier läuft seit Samstag natürlich keiner freudig strahlend über den Hof“, beschreibt Rost die Atmosphäre im Verein in der Woche danach. „Aber es herrscht auch keine große Trauerstimmung. Wir wussten ja schon lange, dass es ein heißer Ritt auf der Rasierklinge wird. Wir konnten die Situation ja schon realistisch einschätzen.“
Halberstadt soll "sportliche Werte" zeigen
Auch wenn die Saison damit sportlich für den VfB beendet ist, sind die beiden übrigen Spiele für Rost nicht irrelevant: „Jetzt geht es um Charakter, um sportliche Werte. Wir wollen bis zum Schluss Leistung zeigen und im besten Fall natürlich beide Spiele gewinnen.“
Das erste dieser beiden Abschiedsspiele findet am Sonntag (21. Mai, 13 Uhr) vor heimischen Publikum gegen die VSG Altglienicke statt. Gegen die Berliner gab man im Januar den Sieg erst durch einen Gegentreffer in letzter Minute aus der Hand. „Die VSG ist natürlich wieder der Favorit. Aber es ist das letzte Heimspiel der Saison und wir wollen uns wie im Hinspiel ordentlich verkaufen. Wenn unser Plan wieder aufgeht, haben wir darauf gute Chancen“, sagt Rost.
Angespannte personelle Situation
Der mit vielen Nachholspielen bestückte Saisonendspurt hat seine Spuren im Halberstädter Kader hinterlassen. Nach fünf Spielen in 15 Tagen standen Rost in dieser Trainingswoche nur noch 13 bis 14 Spieler aus der ersten Mannschaft zur Verfügung. Das ist eine Chance für Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung, wie dem 19-jährigen Silvio Rust, der auf der rechten Abwehrseite gesetzt sein dürfte.
Der Fokus bei der Kaderplanung für die nächste Saison ist sowieso auf junge Spieler aus der Region und der eigenen A-Jugend gerichtet. Das unterstrich auch die Verpflichtung des Co-Trainers Marco Wagner, der in der Region verwurzelt ist und sich in der Oberliga Süd durch seinen aktuellen Job als Cheftrainer beim SV Westerhausen bestens auskennt.
Trainer und Verein ziehen an einem Strang
„Wir können die leistungsorientierten Rahmenbedingungen beibehalten. Wir schmeißen nicht direkt wieder alles hin, sondern bleiben unserem Weg mit jungen, talentierten Spielern treu“, erklärt Rost die Marschroute für die kommenden Jahre. Genauso wisse der Verein aber auch, an welchen Schwachstellen er beim Kader für die neue Saison anknüpfen müsse.
„Die Kaderstruktur war in der Zusammenstellung schwierig“, mahnt Rost. Für eine erfolgreiche Oberliga-Saison benötige er eine stabilere Achse aus erfahrenen Spielern, die die wilden, hungrigen Talente drumherum auf einem zielstrebigen Pfad hält. Auch so soll die mangelnde Effektivität vor dem gegnerischen Tor in den Griff gekriegt werden.
Diese und andere Schwächen wurden laut Rost bereits schonungslos aufgearbeitet. „Ich bin daher weiterhin vollkommen überzeugt von meinem Job und gehe auch nächste Saison jeden Tag mit der größten Freude zur Arbeit“, sagt Rost. Verein und Trainer zögen in der Planung am selben Strang. Das ist auch wichtig bei dem langfristigen "Drei-, Vier-Jahres-Plan", der von Germania-Präsident Erik Hartmann im MDR-Gespräch ausgerufen wurde.
Rost freut sich auf die Abschieds-Spiele
Vor diesem wichtigen Sommer gelte es laut Rost umso mehr, sich auf den letzten Metern der Saison ordentlich von den Fans zu verabschieden. "Wir haben uns in den letzten Spielen weder versteckt noch abschlachten lassen. Jetzt wollen wir diesen positiven Trend auch in unseren Abschieds-Spielen bestätigen und mit einer kleinen Kirsche versehen. Deswegen verspüren wir aber keinen Druck. Wir haben die Chance, uns noch zwei mal von unserer besten Seite zu präsentieren. Und auf diese Herausforderung freuen wir uns."
---
jas
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 21. Mai 2023 | 16:00 Uhr
