Handball | Bundesliga SCM-Geschäftsführer Schmedt: "Größte Herausforderung seit der Wende"
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Saison fortsetzen oder abbrechen? In Zeiten der Corona-Krise quält diese Frage auch die Klubs und Verantwortlichen der Handball-Bundesliga (HBL). Am Dienstag (21.04.2020) soll sich entscheiden, wie es weitergeht. Im "SpiO"-Talk sprechen wir mit Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt vom Tabellendritten SC Magdeburg.
"Wir müssen den SCM über die Klippe hieven"
Der SC Magdeburg hat Schmedt zufolge das Glück, dass bereits 14 der 17 Heimspiele absolviert wurden. Das sei von großer finanzieller Bedeutung. "Handball-Spiele ohne Publikum funktionieren nicht", sagte Schmedt und fügte an: "Es ist die größte Herausforderung für den SCM seit der politischen Wende 1990. Wir müssen den SCM über die Klippe hieven."
Es sei entscheidend, dass alle Klubs die nächsten Monate wirtschaftlich überstehen und die nächste Saison erreichen. Dann könnten auch Geisterspiele ein Thema sein. Die HBL solle dennoch versuchen, so viele Partien wie möglich ins nächste Jahr zu legen, um wieder mit Zuschauern spielen zu können, so Schmedt.
Schmedt: Großteil der Vereine wird für Abbruch plädieren
Die SCM-Spieler befinden sich aktuell in Kurzarbeit, halten sich bei ihren Familien individuell fit. Obwohl SCM-Coach Bennet Wiegert weiterspielen will, habe Schmedt auch Verständnis für die Mehrheit der Klubs, die aus finanziellen Gesichtspunkten abbrechen wollen. Er selbst plädiert für einen Saisonabbruch. Laut Schmedt haben die Vereine unterschiedliche Voraussetzungen und müssten an erster Stelle erhalten bleiben.
Der SCM-Geschäftsführer verwies auf die Möglichkeit der Klubs, bis Freitag für einen vorzeitigen Abbruch zu votieren. Für eine Entscheidung am Dienstag müsse es eine klare Entscheidungslage geben, betonte Schmedt.
Schwenker: "Keinen Zweifel" an Abbruch
Am Montagmittag (20.04.2020) hatte der Sport-Informations-Dienst gemeldet, dass HBL-Präsident Uwe Schwenker "keinen Zweifel mehr" an einem Abbruch der Saison habe. "Wir haben unsere Punkte in chronologischer Reihenfolge abgearbeitet und die Klubs transparent mitgenommen", sagte der 61-Jährige. Es gebe keine Alternative, die Zeit sei nicht mehr da.
Dieser Einschätzung schloss sich Schmedt im "SpiO"-Talk an. Es sei unrealistisch, die 60 verbliebenen Punktspiele in wenigen Tagen durchzubringen. Falls abgebrochen würde, starte die Vorbereitung auf die kommende Saison Mitte Juli.
THW Kiel wäre deutscher Meister
Momentan stimmen die 36 Erst- und Zweitligisten über einen vorzeitigen Abbruch der aktuellen Saison ab, am Dienstag kommt es zur nächsten Videokonferenz der Verantwortlichen. Für ein vorzeitiges Saisonende bedarf es einer Dreiviertelmehrheit.
Die Berechnung der Abschlusstabelle könnte dann anhand einer Quotientenregel erfolgen, der aktuelle Tabellenführer THW Kiel wäre Deutscher Meister. Laut Schmedt sei diese Regelung die fairste, die man treffen kann.
Vereine sind nicht über den Berg
"Eine solche Entscheidung läge im Verantwortungsbereich des HBL-Präsidiums, genauso wie alle anderen Varianten", erklärte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem Portal "Sportbuzzer". Eine komplette Annullierung halte Bohmann für nicht wahrscheinlich.
Mit einem vorzeitigen Saisonende sehen Bohmann und Schwenker die HBL-Klubs nicht über den Berg. Denn: "Die Planungen für die Finanzierung der kommenden Saison sind praktisch nicht möglich", betonte Bohmann. Schwenker sagte im "Sportclub" des NDR: "Die Klubs werden diese Saison überstehen, dazu haben sie alle ihre entsprechenden Maßnahmen ergriffen. [...] Aber die große Schwierigkeit und auch die existenziell sehr, sehr wichtige Zeit kommt eigentlich mit Beginn der nächsten Spielzeit."
fth
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 20. April 2020 | 19:30 Uhr