Ostball | Folge 2 Braucht der deutsche Basketball mehr Typen wie Nelson Weidemann von den NINERS Chemnitz?

18. Juli 2023, 10:24 Uhr

Nelson Weidemann spielt bei den NINERS Chemnitz die bislang beste Bundesliga-Saison seiner Karriere. Und abseits des Parketts sorgt der 23-Jährige mit seiner direkten Art für Diskussionen. Braucht der deutsche Basketball mehr Typen wie ihn? Folge 2 von "Ostball", dem Podcast über erstklassigen Basketball aus dem Osten. Eine Geschichte über mündige Spieler und den Umgang mit ihnen.

Daniel George
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Ostball – der Basketball-Podcast aus dem Osten

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Treffpunkt Kabine. Nur: warum? Eigentlich ist heute doch trainingsfrei bei den NINERS Chemnitz. Zeit zum Entspannen. "Ich will nachher trotzdem noch ein paar Würfe nehmen", sagt Nelson Weidemann und wählt deshalb das Trainingszentrum des Bundesligisten für das Podcast-Gespräch.

Es ist auch dieser Ehrgeiz, der erklärt, warum Weidemann die bislang beste BBL-Saison seiner Karriere spielt.

Folge 2 von "Ostball" in der Übersicht:

Der Protagonist

Nelson Weidemann trägt seit vergangenem Sommer das Trikot der NINERS Chemnitz. In seiner dritten BBL-Saison hat der 23-Jährige den Durchbruch geschafft.

Der Aufbauspieler spielt bei den NINERS eine wichtige Rolle, trifft seinen Dreier zuverlässig, bringt an beiden Seiten des Parketts reichlich Energie ins Spiel und steht pro Partie fast 20 Minuten auf dem Parkett.

Nelson Weidemann von den Chemnitz Niners
Nelson Weidemann (am Ball) ist vom FC Bayern München nach Chemnitz ausgeliehen. Bildrechte: IMAGO / Andreas Burmann

Die vergangenen beiden Spielzeiten verbrachte Weidemann bei der BG Göttingen (2020/2021) und in Bamberg (2019/2020). Der FC Bayern München hatte ihn dorthin ausgeliehen. Noch immer steht Nelson Weidemann bei den Bayern unter Vertrag, ist zunächst bis 2023 nach Chemnitz ausgeliehen.

Seine Geschichte

Nelson Weidemann ist eines der größten Talente des deutschen Basketballs. Doch der 23-Jährige sticht nicht nur sportlich heraus: Abseits des Parketts gibt sich Weidemann ehrlich, authentisch, hat keine Angst vor öffentlichen Konfrontationen.

Seine Art ist eine Seltenheit in der Bundesliga – und damit sorgt Nelson Weidemann für das, was dem deutschen Basketball in den vergangenen Jahren oft gefehlt hat: Diskussionen.

Nelson Weidemann
"Wenn mich etwas stört, habe ich keine Hemmungen, das auch mal anzusprechen – auch nicht, wenn ein Mikrofon oder eine Kamera auf mich gerichtet ist", sagt Nelson Weidemann. Bildrechte: IMAGO / Alexander Trienitz

Die spannendsten Aussagen

Im Podcast erklärt Nelson Weidemann, wie ihn das Aufwachsen in seiner Heimatstadt Berlin geprägt hat: "Dadurch kommt bei mir diese freie, ein bisschen asoziale Schnauze zum Vorschein. Ich bin nicht Klischee-Deutsch, nicht immer politisch korrekt."

Der 23-Jährige spricht über Schlägereien auf der Straße und Drogen-Dealer. Und er sagt: "Wenn ich Basketball nicht gehabt hätte, hätte das auch in eine ganz andere Richtung gehen können. Dann hätte ich abrutschen können." (ab Minute 3:30).

Nelson Weidemann und Jasper Günther
Nelson Weidemann (r.) 2015 für Alba Berlin am Ball: Das Aufwachsen in der Hauptstadt habe ihn geprägt, sagt der 23-Jährige heute. Bildrechte: IMAGO / Camera 4

Wer an mündige Spieler in der BBL denkt, der denkt vor allem an einen: Bastian Doreth, Kapitän von medi Bayreuth. In "Ostball" erklärt der 32-Jährige, warum ihm die Art von Nelson Weidemann so gut gefällt – aber auch, warum manche Verantwortliche es lieber sehen, wenn ihre Profis den Mund halten (ab Minute 08:00).

Bastian Doreth Medi Bayreuth -10- rechts Nelson Weidemann NINERS Chemnitz -0- links
Bastian Doreth (r.), hier im Duell mit Nelson Weidemann, will den BBL-Profis mit einer Spielergewerkschaft eine Stimme geben. Bildrechte: IMAGO/Peter Kolb

Ganz anders ist das bei Steffen Herhold, dem Geschäftsführer der NINERS Chemnitz. Denn er sagt in "Ostball" über Nelson Weidemann: "Wir lieben den Jungen." Und: "Ich würde Nelson empfehlen, dass er so bleiben soll, wie er ist. Das Leben ist zu kurz, um sich zu verbiegen und etwas zu sein, was man nicht ist." (ab Minute 17:30)

Steffen Herold, Geschäftsführer Niners Chemnitz
"Wir würden uns immer vor Nelson stellen, weil wir wissen, wie er tickt", sagt NINERS-Geschäftsführer Steffen Herhold. Bildrechte: imago images/Alexander Trienitz

Und so glaubt Nelson Weidemann auch weiter an seinen großen Traum: Er will in die nordamerikanische Profiliga NBA, die beste Liga der Welt. "Ich will am Ende meiner Karriere sagen können, dass ich alles probiert habe, um das zu schaffen", sagt der Aufbauspieler und erklärt, was ihm im deutschen Basketball im Umgang mit Talenten fehlt. (ab Minute 22:30)

Nelson Weidemann
"NO MORE WAR" – Nelson Weidemann scheut sich auch vor politischen Statements nicht. Bildrechte: MAGO / Alexander Trienitz

Was braucht der deutsche Basketball, um zu wachsen? Welche Rolle spielen Typen wie Weidemann dabei? Diese Fragen beantwortet zum Abschluss der Folge der Chefredakteur des Fachmagazins "BIG", Martin Fünkele.

Er sagt: "So ein Wachstum muss eine Sportart immer aus sich selbst heraus schaffen, eine eigene Identität schaffen, eine eigene Kultur. Wir müssen es einfach schaffen, immer mehr Menschen in involvieren und eine Relevanz in deren Leben haben." (ab Minute 29:00)

Martin Fünkele, Chefredakteur des Basketball-Fachmagazins "BIG"
Martin Fünkele ist seit vergangenem Jahr der Chefredakteur des Fachmagazins "BIG". Zuvor war der 48-Jährige jahrelang als Pressesprecher des Bundesligisten aus Ulm tätig. Bildrechte: MDR/BIG

Über den Podcast "Ostball" – das ist der Podcast über erstklassigen Basketball aus dem Osten. Alle zwei Wochen erzählt Moderator Daniel George in einer neuen Folge die besten Geschichten des ostdeutschen Basketballs.

Mit Chemnitz und Weißenfels bei den Männern sowie Halle bei den Frauen gibt es schließlich drei Erstliga-Standorte im Osten. Aber auch viele Protagonisten wie Spieler, Trainer und Verantwortliche, die mittlerweile anderswo tätig sind, haben dort ihre Wurzeln.

Wo der Podcast zu hören ist

Podcasts FCM und HFC
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Daniel George
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Über den Moderator Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Er erkannte schnell, dass es auf dem Parkett für mehr als eine stabile Landesliga-Karriere beim großartigsten Dorfverein der Welt, dem TSV Niederndodeleben, nicht reicht.

Also begann der Zwei-Meter-Center mit dem Schreiben über Basketball. Zunächst für die Mitteldeutsche Zeitung über den Oberligisten BC Anhalt aus Dessau, dann über den Regionalligisten Aschersleben und schließlich über den Bundesligisten Weißenfels.

Inzwischen hat er für den MDR mehrere Dokumentationen über Basketball produziert: unter anderem "Plan A" über Nationalspieler Andreas Obst und "Built to win" über die SBB Baskets Wolmirstedt. Außerdem schreibt er für das Fachmagazin "BIG" über Basketball im Osten. Im Podcast "Ostball" spricht er nun auch regelmäßig über den Sport seines Herzens.

Mehr erstklassiger Basketball

MDR (Daniel George)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Mai 2022 | 15:00 Uhr

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