Alexander Waibl (Trainer Dresdner SC)
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Volleyball | Bundesliga Stolz und Sorgen beim Dresdner SC nach Halbfinal-Aus

27. April 2023, 11:14 Uhr

Der Dresdner SC hat eine schwierige Saison mit einer Bronzemedaille gerettet. Nun stehen schwierige Wochen vor dem DSC: Der Etat für die aktuelle Saison ist noch nicht gedeckt, Fragezeichen stehen vor der Zukunft, Leistungsträgerinnen verlassen den Verein.

"Ich bin unfassbar stolz", sagte Trainer Alexander Waibl. "Ich habe mich noch nie so sehr über eine Bronzemedaille gefreut", strahlte Angreiferin Jennifer Janiska. Der Dresdner SC hat am Mittwochabend (26.04.2023) eine beinahe verkorkste Saison noch mit einer Medaille abgeschlossen. Nach dem Halbfinal-Aus gegen Stuttgart überwogen beim DSC Stolz und Freude. Doch der Blick in die Zukunft ist nicht sorgenfrei.

Stuttgart-Spiel als Spiegelbild der Saison

Das Spiel der Dresdnerinnen gegen Über-Gegner MTV Stuttgart war ein Spiegelbild der Saison. Der DSC zeigte teilweise Spitzen-Volleyball und wies beim 25:17 im zweiten Satz Stuttgart so deutlich in die Schranken wie noch kein anderes Team in dieser Saison. Doch das junge DSC-Team konnte das Niveau nicht konstant hochhalten. Hinzu kam eine Verletzung: Zuspielerin Kveta Grabovska musste im dritten Satz mit Verdacht auf Gehirnerschütterung raus, nachdem sie aus kurzer Distanz den Ball an den Kopf bekam. Als Ersatz kam Larissa Winter – die erst 19-jährige hatte am Morgen noch im Training gefehlt, weil sie in einer fünfstündigen Abiturprüfung saß.

Fehlende Konstanz und Verletzungen

Fehlende Konstanz und viele Verletzungen – das beschäftigte den DSC bereits die ganze Saison. Zum Beispiel zum Ende der Hauptrunde, als die Dresdnerinnen nach vier Niederlagen in Serie noch auf den fünften Platz und damit auf einen ungünstigeren Playoff-Platz abfielen. Oder zum Beispiel durch die schweren Knieverletzungen der Leistungsträgerinnen Mika Grbavica oder Sarah Straube. "Die Saison war schwierig, weil wir mit vielen unerfahrenen Leuten gespielt haben und noch dazu diese Unzahl an Verletzungen hatten", blickt DSC-Coach Waibl zurück.

Waibl: "Team erfahrener aufstellen"

So mischt sich in das Fazit bei Waibl auch ein Hauch Selbstkritik: "Es gibt in paar Sachen, die ich ein bisschen anders machen würde. Wir sind daran, unser Team erfahrener aufzustellen, damit wir stabiler sind", kündigt der 55-Jährige an, in der kommenden Saison mit einem nicht mehr ganz so jungen Team spielen zu wollen. "Das ist in großen Teilen aber auch eine Budgetfrage."

Alexander Waibl (Trainer Dresdner SC)
Alexander Waibl: "Das ist eine Budgetfrage" Bildrechte: IMAGO / Pressefoto Baumann

Aktuelle Saison: Fünfstelliger Betrag fehlt noch

Damit spricht der Meistertrainer zwei finanzielle Probleme des DSC an: Den Etat für diese und die finanziellen Möglichkeiten der kommenden Saison. Denn obwohl die Spielzeit für den DSC mit dem Halbfinal-Aus beendet ist, müssen die Dresdnerinnen noch Geld einwerben. Nach Auskunft von DSC-Geschäftsführerin Sandra Zimmermann fehlt für die aktuelle Saison noch ein mittlerer fünfstelliger Betrag.

"Große Hausaufgaben" für kommende Saison

Für die kommende Saison steht der DSC nach Aussage von Zimmermann sogar vor einer "Mammutaufgabe. Wir wollen das Budget wachsen lassen. Damit das aber gelingt, haben wir große Hausaufgaben." Dreh- und Angelpunkt für die Gewinnung neuer Sponsoren sind dabei eingeschränkte Möglichkeiten in der heimischen Spielstätte, der Margon-Arena. Diese ist mit maximal 3.000 Zuschauern limitiert, zudem regnet es immer noch durch das Dach. "Die Auslastung stößt seit Jahren für uns an die Grenzen. Wir haben eine Hallen-Auslastung von mehr als 90 Prozent. Damit ist kein Wachstum möglich", so Zimmermann.

"Richtungsweisende Gespräche" zur Hallen-Sanierung

Laut DSC-Geschäftsführerin ist der Verein derzeit in "richtungsweisenden Gesprächen mit Stadt und Land" zu Sanierung der 27 Jahre alten Halle. Eine Entscheidung soll in den kommenden Wochen fallen. „Wir dürfen da jetzt im Druck nicht nachlassen.“

Finanziell, so sagt DSC-Trainer Waibl frustriert, sei man aktuell nicht mehr in den Top 3 der Liga. Die Etats von Stuttgart oder Potsdam seien "signifikant höher", so Zimmermann.

Medienberichte: Strubbe und Haneline verlassen DSC

Und so werden Leistungsträgerinnen des DSC künftig auch innerhalb der Bundesliga wechseln und nicht mehr wie früher vorrangig ins finanzstarke Ausland. Medienberichten zufolge werden beispielweise DSC-Eigengewächs und Nationalspielern Monique Strubbe sowie Kayla Haneline zur neuen Saison nach Stuttgart wechseln und damit künftige DSC-Kontrahentinnen werden.

Monique Strubbe (Dresdner SC) IN aKTION
Monique Strubbe wechselt wohl nach Stuttgart. Bildrechte: IMAGO / Pressefoto Baumann

Nur vier Spielerinnen haben noch einen Vertrag

Möglicherweise steht sogar ein sportlicher Umbruch beim DSC an. Mit den Außenangreiferinnen Janiska und Julia Wesser, Mittelblockerin Lena Linke und Zuspielerin Grabovska haben nur vier Spielerinnen einen Vertrag für die kommende Saison. Für Waibl ist die Arbeit also auch nach dem letzten Saisonspiel nicht vorbei. "Man schaut die ganze Zeit nach vorn. Da bleibe ich auch noch die nächste Zeit dran", sagt Waibl. Damit in der kommenden Saison trotz aller Schwierigkeiten wieder eine Medaille rausspringt.

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Dirk Hofmeister

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Trotz der Niederlage gegen den MTV Stuttgart zeigte sich DSC-Trainer Alexander Waibl stolz auf sein Team, das im zweiten Halbfinale gegen den Favoriten einen großen Kampf lieferte.

Mi 26.04.2023 21:47Uhr 02:36 min

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 26. April 2023 | 21:45 Uhr

1 Kommentar

revolvere vor 52 Wochen

beim ssc hat man mit dem 2. platz wohl geglaubt, einer direkten konfrontation mit dem mtv aus dem weg zu gehen. das ist
gründlich daneben gegangen. - alles gute für die neue saison.