Neonazi-Vereinigung Der "Thüringer Heimatschutz"

05. Januar 2016, 09:30 Uhr

Der "Thüringer Heimatschutz" ("THS") ist über Jahre die wichtigste neonazistische Vereinigung in Thüringen. Seit Mitte der 90er-Jahre aktiv, steht die Gruppe in Kontakt mit nahezu allen relevanten rechtsextremistischen Gruppen in Deutschland.

Sektionen in Thüringen existieren in Saalfeld/Rudolstadt, Gera, Jena, Sonneberg, Gera und Eisenach. Mitglieder der "Sektion Jena" sind bis zu ihrem Untertauchen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe, die späteren Terroristen der NSU.

Bereits während ihrer Aktivität im "Thüringer Heimatschutz" horten sie Waffen, legen Bomben und begehen Körperverletzungsdelikte. Der Jenaer Sektionschef Ralf Wohlleben ist der spätere Waffenbeschaffer der NSU. Dokumentiert wird die Militanz vieler Anhänger des "Thüringer Heimatschutzes" auch durch die Ergebnisse der Hausdurchsuchung im Oktober 1997 in einer Gaststätte im thüringischen Heilsberg, die von der Organisation als logistisches Zentrum genutzt wird. Die Polizei beschlagnahmt das bis dahin größte Waffenlager des Landes. Vier Schreckschusspistolen, 52 Schlagstöcke, neun Messer, acht Äxte und 70 selbstgebaute Stichwaffen werden sichergestellt, 56 Rechtsextreme werden verhaftet.

Das Spektrum der "THS"-Aktivität reicht von "Anti-Antifa"-Arbeit, dass heißt die Bekämpfung politischer Gegner, bis zur Organisation von Aufmärschen, wie beispielsweise für Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. Um Jugendliche an sich zu binden, werden aber auch Konzerte und Fußballturniere veranstaltet. Seit Ende der 90er-Jahre kommt es zu einem Masseneintritt der THS-Mitglieder in die NPD, vermutlich um einem Organisationsverbot zuvor zu kommen. Ab dem Jahr 2000 wird die NPD in Thüringen schließlich von Neonazis des "THS" beherrscht.

Literaturtipp Verfassungsschutzbericht des Landes Thüringen 1997, S. 22 ff;
Verfassungsschutzbericht des Landes Thüringen 1998, S. 38 f