Rechtsextremismus
Mutmaßliche "Jungsturm"-Neonazis arbeiteten jahrelang für Sicherheitsdienste
Jahrelang haben Neonazis Kampfsportveranstaltungen, Feuerwehrfeste und Festivals bewacht. Die Sicherheitsbranche bietet schon länger einen Anlaufpunkt für militante Neonazis. Auch mutmaßliche Mitglieder der Neonazi-Hooligan-Gruppe "Jungsturm" sollen als Sicherheitsmitarbeiter gearbeitet haben.
Mutmaßliche Mitglieder der Neonazi-Hooligan-Gruppe "Jungsturm" haben jahrelang als Sicherheitsmitarbeiter gearbeitet. Nach MDR THÜRINGEN-Recherchen waren die Männer in den letzten Jahren unter anderem bei Musik- und Kampfsportveranstaltungen beschäftigt.
Dem MDR liegen Fotos vor, die ab 2014 mutmaßliche "Jungsturm"-Mitglieder als Sicherheitsmitarbeiter unter anderem beim Elektro-Festival "Open Beatz, beim "Party.San"-Festival in Schlotheim und beim Rudolstadt-Festival zeigen. Außerdem waren die Rechtsextremisten bei Feuerwehrfesten und Kampfsportveranstaltungen als Sicherheitsmitarbeiter engagiert. Auch ein Foto von einem Konzert der rechtsextremen Band "Kategorie C" zeigt "Jungsturm"-Mitglieder als Sicherheitsleute.
Neonazis seit Jahren in der Sicherheitsbranche
Eine Sprecherin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen (Mobit) sagte MDR THÜRINGEN, die Sicherheitsbranche böte seit Jahren einen Anlaufpunkt für militante Neonazis, die hier ihren Lifestyle in Form von martialischem Auftreten und Macht umsetzen könnten.
"Hinzu kommt, dass es immer wieder Fälle gab und gibt, bei denen in Konfliktsituationen auch unrechtmäßig Gewalt gegen Menschen ausgeübt wird, die dem neonazistischen Weltbild nicht entsprechen", so der Mobit-Sprecher.
Neonazis überwachten Asylbewerberunterkünfte
Dass Neonazis in der Sicherheitsbranche eingesetzt werden, ist kein neues Phänomen. So waren mehrere Rechtsextremisten aus dem Umfeld der kriminellen Vereinigung "Freie Kameradschaft Dresden" über Jahre als Sicherheitsmitarbeiter tätig und sogar mit der Bewachung von Asylbewerberunterkünften beauftragt.
Ende April war die Polizei in Thüringen und Sachsen-Anhalt gegen die Neonazi-Hooligan-Gruppe "Jungsturm" vorgegangen. Vier mutmaßlichen Mitgliedern wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Raub sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Verhandelt wird der Fall ab dem 12. November 2020 vor der Staatsschutzkammer Gera. Es sind zunächst Verhandlungstermine bis in den März 2021 hinein vorgesehen.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Oktober 2020 | 19:00 Uhr
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