Schulen und Kindergärten Deutlich mehr Kinder in Notbetreuung - Dünne Personaldecke in Thüringen
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Die Berufe, für die eine Notbetreuung der Kinder vorgesehen ist, sind eng gefasst. Doch in Kitas und Schulen werden deutlich mehr Kinder betreut als zu Beginn der Coronakrise. Die Einrichtungen stoßen an ihre Grenzen.

Seit Beginn der Woche ist die Zahl der in Thüringer Schulen und Kindergärten notbetreuten Kinder deutlich gestiegen. Erfurt und Jena berichten sogar von einer Verdopplung der Kinderzahlen in den Einrichtungen.
Vor allem die Personalsituation werde immer angespannter, heißt es. Eine Sprecherin der Stadt Jena sagte MDR THÜRINGEN, mit einer weiteren Öffnung der Kindertagesstätten, wie es der Bund jetzt flächendeckend vorsehe, gerate man an sowohl an personelle wie auch an räumliche Grenzen.
Erzieherinnen müssen oft auf eigene Kinder aufpassen
Die Gründe sind vielfältig. So ist die Personaldecke auch deshalb dünn, weil Pädagogen nur dann eine Notbetreuung ihrer eigenen Kinder in Anspruch nehmen dürfen, wenn beide Elternteile in systemrelevanten Berufen arbeiten. Da aber die Partner in anderen Berufen häufig mehr verdienten, blieben die Erzieherinnen oder Erzieher zu Hause bei dem Kind beziehungsweise den Kindern, hieß es von mehreren Seiten. Zum anderen bereite es Schwierigkeiten, die Vorgaben - also Gruppengröße von zehn Kindern und kein Gruppenwechsel der Pädagogen - einzuhalten.
Schulen stehen vor ähnlichen Problemen
Im Moment sei die Betreuung der Kinder in den Kindergärten gewährleistet, heißt es aus dem Erfurter Rathaus. Doch auch dort spricht man von von einer "herausfordernden" Personalsituation. Mussten in der Vorwoche zum Beispiel noch knapp 800 Kinder betreut werden, so sind es in dieser Woche fast 1.500. Tendenz steigend. Für die erste Maiwoche sei bereits ein weiteres erhebliches Plus signalisiert worden.
Ähnlich ist die Situation in den Erfurter Schulen. Dort stieg die Zahl der zu betreuenden Kinder binnen einer Woche von 242 auf 427. Meist handelt es sich um Grundschüler. Der Ruf nach Kinderbetreuung wird unterdessen auch aus anderen Berufsgruppen immer lauter. So sagte die Abteilungsleiterin Kinder- und Jugendförderung im Jugendamt Erfurt, Doris Schwiefert, MDR THÜRINGEN, Eltern werde immer weniger Toleranz entgegengebracht, weil sie wegen der Kinderbetreuung an ihren Arbeitsplätzen fehlten.
Bildungsministerium hält an Regeln für Notbetreuung fest
Andere Eltern bemerkten am veränderten Verhalten ihrer Kinder, dass ihnen die sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen fehlten. Die Schilderungen aus den Kommunen decken sich mit den Erfahrungen der Landeselternvertretung. Man könne im Großen und Ganzen gut mit der derzeitigen erweiterten Regelung umgehen, sagte Sprecherin Claudia Koch MDR THÜRINGEN. Die Personalknappheit nennt aber auch sie als großes Problem. Die Elternvertreter fordern daher, dass auch für Erzieher und Lehrer gilt: Auch bei nur einem Elternteil in diesen Berufen haben Kinder einen Anspruch auf Notbetreuung.
Im Thüringer Bildungsministerium stößt dieses Anliegen zwar auf Verständnis. Es werde aber zurzeit nichts an den Regelungen geändert, auch wenn die Argumente nachvollziehbar und auf weitere Berufe übertragbar seien, sagte ein Sprecher MDR THÜRINGEN. Eine Notbetreuung müsse eine Notbetreuung bleiben. Die Berufsgruppen seien sehr eng gefasst, um das zu gewährleisten.
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Quelle: MDR THÜRINGEN/mm
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. April 2020 | 19:00 Uhr