Landtagswahl 2019 Mike Mohring im Portrait

12. Oktober 2019, 19:56 Uhr

"Meinen größten Kampf in diesem Jahr habe ich schon gewonnen", erklärte Mike Mohring im Juni. Kurz zuvor hatte der 47-Jährige von seinen Ärzten die Bestätigung erhalten, dass seine Ende 2018 diagnostizierte Krebserkrankung überstanden ist. Nach OP, Chemotherapie und Reha geht es für Mohring nun darum, die Thüringer CDU als Spitzen- und Ministerpräsidenten-Kandidat durch den Landtagswahlkampf zu führen.

Mike Mohring steht vor einer schweren Aufgabe: die Thüringer CDU wieder an die Macht führen. Nach fast einem viertel Jahrhundert ununterbrochen in Regierungsverantwortung, mussten die Christdemokraten 2014 erstmals auf der Oppositionsbank Platz nehmen. Aus Mohrings Sicht eine lehrreiche Zeit. Zu beobachten, wie die rot-rot-grüne Landesregierung agiere, sei "wie ein Spiegel unseres früheren Auftretens" gewesen, so Mohring in einem Interview. Darin räumt der 47-Jährige unumwunden ein: Auch die CDU habe früher die Opposition links liegen lassen und über die Köpfe der Menschen hinweg Politik gemacht. "Die Jahre in der Opposition haben uns zu der Einsicht gebracht, dass man, nur weil man die Mehrheit hat, nicht immer auch Recht hat." Fakt ist: Die Thüringer CDU ist stark um ein neues Image bemüht. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Christdemokraten selber als "Thüringenpartei" bezeichnen. Seit einigen Monaten firmiert sie, abermals selbst auserkoren, als "Die Volkspartei". Farben und Schriftart des Logos sind neu gestaltet worden.

"Zustand der CDU ist ausbaufähig"

Doch noch ist nicht alles Gold, was neu glänzt. "Der Zustand der CDU ist ausbaufähig", erklärt Spitzenkandidat Mohring. Er sieht vor allem Schwächen in der Kommunikation und inhaltliche Unklarheiten, die es auszuräumen gelte. Als Beispiel führt Mohring den Umgang seiner Partei mit dem Youtuber Rezo an. Mit einer adäquaten Reaktion auf dessen Video-Kritik an der CDU hätte die Partei "eine Gruppe junger Leute erreichen können." Weil diese aber ausblieb, sei "eine Chance vertan worden". Als nicht gerade förderlich dürfte Mohring auch die Äußerungen seines Parteikollegen Daniel Günther empfunden haben. Der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins hatte in einem viel beachteten Interview ausgerechnet Mohrings Konkurrenten um den Thüringer Ministerpräsidentenposten gelobt. Bodo Ramelow sei im Bundesrat "ein netter Nachbar", hatte Günther den Linken gelobt und dessen Partei in den Augen Vieler damit zu einer Art Ost-SPD gemacht. Mohring reagierte wenig später bei "Markus Lanz" durchaus humorvoll: "Ich bin ja schon froh, wenn die beiden keinen gemeinsamen Wahlkampfauftritt machen."

Zusammenarbeit mit AfD abgelehnt

Fest steht jedoch, dass Ramelow Mohrings größtes Hindernis auf dem Weg an die Macht werden wird. Der Linken-Spitzenkandidat ist laut Umfragen deutlich beliebter als der CDU-Mann; nicht zuletzt hilft ihm dabei sein geschickter Umgang mit dem Amtsinhaber-Bonus. Mohring will Ministerpräsident werden. Beobachter attestieren ihm, dieses Ziel sogar um jeden Preis erreichen zu wollen. Der höchste zu zahlende Preis wäre dabei vermutlich, sich von der AfD als Steigbügelhalter zum Ministerpräsidenten machen zu lassen. Bislang lehnt Mohring eine Zusammenarbeit mit der "Höcke-AfD" zwar ab. Vor allem Linken-Politiker hatten sich zuletzt aber skeptisch geäußert, dass Mohring nach der Wahl bei seinem Nein bleibt. Die CDU reagierte empört und nannte die Äußerungen aus den Reihen der Linken "abenteuerlich" und "ehrabschneidend".

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Mike Mohring, der Spitzenkandidat der Thüringer CDU, stellt sich im Interview den Fragen von Hörern sowie MDR-AKTUELL-Moderator Matthias Reiche. Es geht um Straßenausbau-Beiträge und bessere Mobilität im ländlichen Raum.

MDR AKTUELL So 13.10.2019 05:00Uhr 48:50 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wahlen/interview-mohring-landtagswahl-thueringen-100.html

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Durch Viererbündnis zum Ministerpräsidenten?

Mohrings Husarenstück könnte nach der Wahl ein mögliches Vierer-Bündnis sein, durch das er zum Ministerpräsidenten würde. Dazu müsste der Apoldaer ein Bündnis schmieden, das es so noch nie gegeben hat: Eine Koalition aus CDU, FDP, Grünen und SPD. Während sich FDP und Grüne möglicherweise auf ein solches Experiment einließen, erscheint ein Ja der Thüringer SPD dazu eher als unwahrscheinlich. Zu sehr tragen die Genossen Mohring immer noch dessen Umgang mit ihnen während der gemeinsamen Regierungszeit zwischen 2009 und 2014 nach.

Aber welche Option bleibt Mohring noch? Gern und oft spricht der 47-Jährige von einer "demokratischen Verantwortung", die seine Partei wahrzunehmen habe. Diese Verantwortung könnte nach der Landtagswahl auch darin bestehen, eine rot-rot-grüne Minderheitenregierung zu tolerieren. Noch hat sich der CDU-Spitzenkandidat dazu öffentlich nicht dezidiert geäußert.

Quelle: MDR THÜRINGEN

1 Kommentar

Breakpoint am 12.10.2019

Wenn Linke und AfD zusammen über 50 % der Mandate erzielen, kann der Herr Mohring im Dreieck springen. Von "Jamaika" nach "Kenia" bis "Simbabwe". Er hätte mit der CDU keinerlei Machtoption. --- Aber wir erinnern uns noch gut an 2014, wo sich Mohring (wenn es rechnerisch gereicht hätte) von der AfD zum Ministerpräsidenten befördern lassen wollte. Björn Höcke damals über Mohring: "... ein junger Stürmer, voll im Saft ...". So ganz jung ist der Mike nun nicht mehr, und der Saft hat womöglich auch gelitten - aber sein Ehrgeiz brennt ohne Limit. Deshalb ist es riskant, den Beteuerungen der CDU-Wahlkämpfer Vertrauen zu schenken.

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