Politik Prognose zur Landtagswahl: Rot-Rot-Grüne ohne Mehrheit

27. Oktober 2019, 18:23 Uhr

Nach Ende der Landtagswahl in Thüringen gibt es eine Prognose: Danach verliert Rot-Rot-Grün seine Mehrheit im Parlament, die CDU muss sich mit Platz 3 begnügen, die FDP zittern.

Die rot-rot-grüne Koalition in Thüringen verliert ihre Mehrheit im Landtag. Der Prognose zufolge wurde die Linke bei der Landtagswahl am Sonntag mit Spitzenkandidat und Ministerpräsident Bodo Ramelow zwar stärkste Kraft mit 29,5 Prozent. Weil die SPD (8,5 Prozent) Stimmen einbüßt und sich die Grünen (5,5 Prozent) kaum verbessern können, kommen die drei Parteien zusammen nur auf 40 der 88 Sitze.

Deutlich verbessern kann sich die AfD, die laut Prognose auf 24 Prozent kommt (2014: 10,6 Prozent). Die CDU büßt ein Drittel ihrer Stimmen ein und kommt nur noch auf 22,5 Prozent. Die FDP muss zittern: Sie kommt laut Prognose bei 5,0 Prozent.

Voraussichtlich höhere Wahlbeteiligung

Im Laufe des Tages hatte sich eine höhere Wahlbeteiligung bei der Wahl im Vergleich zu 2014 abgezeichnet. Nach Angaben des Landeswahlleiters hatten bis 16 Uhr landesweit rund 54,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Im Jahr 2014 waren es zur gleichen Zeit 30 Prozent. Briefwähler sind nicht enthalten. Die Beteiligung bis 18 Uhr ist noch nicht bekannt.

Rot-Rot-Grün will weiterregieren, CDU das Linksbündnis ablösen

Die Wahllokale hatten um 8 Uhr geöffnet und schlossen um 18 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt veröffentlichen die Forschungsinstitute ihre Prognose zum Wahlausgang.

Bei der Wahl kämpft Bodo Ramelow um sein Amt als erster linker Ministerpräsident Deutschlands und um eine Fortsetzung seiner rot-rot-grünen Koalition. Die Linkspartei lag in den jüngsten Umfragen zwar vorn, für eine Mehrheit für Rot-Rot-Grün könnte es dennoch nicht reichen.

Die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Mike Mohring will das Linksbündnis von Ramelow ablösen. Die Christdemokraten lagen in den Umfragen allerdings mit einigem Abstand hinter den Linken.

AfD kann auf starkes Ergebnis hoffen, FDP muss zittern

Die AfD um ihren Landeschef Björn Höcke kann mit einem starken Ergebnis rechnen. Die Oppositionspartei, die bei der Landtagswahl 2014 auf 10,6 Prozent gekommen war, könnte ihr Ergebnis verdoppeln. Unklar ist, ob die FDP unter ihrem Spitzenkandidaten Thomas Kemmerich die Fünf-Prozent-Hürde überwinden kann. Die jüngsten Umfragen sagten den Liberalen ein Ergebnis zwischen vier und fünf Prozent voraus.

Der Wahlsonntag in Thüringen

Menschen bei einer FDP-Wahlparty
Lange Gesichter bei der FDP. Die Liberalen müssen zittern, ob sie den Wiedereinzug in den Landtag schaffen. Bildrechte: MDR/Robin Hartmann
Menschen bei einer FDP-Wahlparty
Lange Gesichter bei der FDP. Die Liberalen müssen zittern, ob sie den Wiedereinzug in den Landtag schaffen. Bildrechte: MDR/Robin Hartmann
Menschen bei SPD-Wahlparty
Die SPD sackte auf einen Tiefststand ab. Die Sozialdemokraten kommen nur noch auf 8,2 Prozent, ein Minus von über 4 Punkten. Bildrechte: MDR/Fabian Stark
Wahlparty der Grünen
Die Stimmung auf der Wahlparty der Grünen war gedrückt. Nach Stand der Hochrechnung ist unsicher, ob sie die fünf-Prozent-Hürde schaffen würden. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé
Menschen bei einer Wahlparty der Partei Die Linke
Die Linkspartei mit Ministerpräsident Bodo Ramelow erzielte bei der Landtagswahl am Sonntag ein Rekordergebnis von mehr als 30 Prozent. Bildrechte: MDR/Fabian Stark
Mike Mohring im Interview
CDU-Spitzenkandidat und -Landeschef Mike Mohring äußerte sich deprimiert: "Die Demokratische Mitte hat verloren", sagte er in der ARD. Mit diesem Ergebnis habe niemand gerechnet. Bildrechte: MDR/Jörg Pezold
Menschen jubeln
Die AfD konnte mit ihrem Spitzenkandidaten Björn Höcke das Ergebnis von 10,6 Prozent aus dem Jahr 2014 mehr als verdoppeln. Bildrechte: MDR/Robin Hartmann
Helfer Bei Stimmauszählung
Die Auszählung in Erfurt-Schmira. Bildrechte: MDR/Birgit Schindler
Steffen Dittes
Steffen Dittes von den Linken sagte auf der Wahlparty in Erfurt: "Heute haben wir Grund zu feiern. Und morgen machen wir uns an die Arbeit." Bildrechte: MDR/Fabian Stark
Auszählung der Stimmzettel in Eckstedt.
In Eckstedt im Kreis Sömmerda wird ausgezählt. Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann
Wahlparty der CDU
Um 18 Uhr kam die Prognose: Demnach wird die Linke stärkste Kraft in Thüringen. Die Linke-Landesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow sprach in einer ersten Reaktion von einem historischen Ergebnis für ihre Partei. Bildrechte: MDR/Ann-Kathrin Canjé
Wahlhelfer bei der Arbeit.
Der Thüringer Landtag wird am 27. Oktober neu gewählt. Bildrechte: MDR/Jan Schönfelder
Wahllokal im Gasthaus Zur Kaiserlinde in Zimmernsupra.
Wer nicht an die Zeitumstellung gedacht hatte, stand morgens zunächst vor verschlossenen Türen. Bildrechte: MDR/Jana Hildebrand
Bodo Ramelow wirft seinen Wahlzettel ein.
Bodo Ramelow (Linke) bei seiner Stimmabgabe. Bildrechte: MDR/Birgit Schindler
Mike Mohring gibt seinen Wahlzettel zur Landtagswahl ab.
Mike Mohring (CDU) gibt seinen Wahlzettel zur Landtagswahl ab. Bildrechte: MDR/Alexander Reißland
Björn Höcke (AfD) bei der Stimmabgabe.
Björn Höcke (AfD) bei der Stimmabgabe. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Wolfgang Tiefensee gibt seinen Wahlzettel zur Landtagswahl ab.
Wolfgang Tiefensee (SPD) gibt seinen Wahlzettel zur Landtagswahl ab. Bildrechte: MDR/Birgit Schindler
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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit vom Tag | 27. Oktober 2019 | 18:00 Uhr

Die Landtagswahl in Thüringen in Zahlen Wahlberechtigte: 1,73 Millionen Thüringer
Erstwähler: 75.000
Stärkste Wählergruppe: Über-60-Jährige (716.000)
Stimmen: zwei - eine für den Direktkandidaten des Wahlkreises, eine für die Wahl der Landesliste einer Partei
Wahlkreise: 44
Parteien mit eigener Liste: 18
Listenkandidaten: 399, davon 113 Frauen
Öffnungszeit der Wahllokale: 8:00 bis 18:00 Uhr

Den Erhebungen zufolge steuert Thüringen auf eine schwierige Regierungsbildung zu. Im Landtag sind 88 Sitze zu vergeben, je 44 Direkt- und Listenmandate. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate könnte die Zahl noch steigen. Insgesamt treten 18 Parteien an, auf deren Listen die Namen von 399 Kandidaten stehen. Die Wähler dürfen zwei Kreuze machen. Mit der Erststimme wird ein Direktkandidat im jeweiligen Wahlkreis gewählt, mit der Zweitstimme oder Landesstimme eine Partei.

Interesse an Briefwahl höher als vor fünf Jahren

Viele Thüringer haben bereits vor dem Wahlsonntag gewählt. Landeswahlleiter Günter Krombholz hatte am Freitag mitgeteilt, mehr als jeder achte Wahlberechtigte - 13,2 Prozent - habe Briefwahlunterlagen angefordert. Das seien deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt bei der Wahl vor fünf Jahren mit einem Anteil von 10,1 Prozent. Bis vergangenen Mittwoch hätten rund 174.000 Wähler die Unterlagen an ihre Gemeinde zurückgeschickt oder dort abgegeben.

Rund 1,7 Millionen Wahlberechtigte waren im Freistaat aufgerufen, das Parlament für die nächsten fünf Jahre zu bestimmen - darunter 75.000 Erstwähler.

Quelle: MDR THÜRINGEN/mm, dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit vom Tag | 27. Oktober 2019 | 18:00 Uhr

165 Kommentare

martin am 28.10.2019

Uih, jetzt bin ich aber überrascht. Ich stimme Ihrer Aussage völlig zu. Für eine Pseudo-Demokratie wohlgemerkt.

Gut, dass wir in der BRD keine Pseudo-Demokratie haben - auch wenn ein erklecklicher Anteil der Thüringer Wähler eine Partei gewählt hat, deren Spitzenkameraden es mit Demokratie nicht so haben ....

martin am 28.10.2019

Sie schreiben: "eine Demokratie muss auch die AfD aushalten" - stimmt. Die Zulassung der AfD ist der beste Beweis für eine funktionierende Demokratie - auch wenn die AfD-Fans tapfer behaupten, dass unsere Demokratie kaputt sei.

Sie schreiben ferner: "Auch das ist Demokratie mit andersdenkenden zu sprechen." - auch hier haben Sie meine Zustimmung. Ich verstehe unter "miteinander sprechen" allerdings einen Dialog. Ich erlebe etliche AfD-Fans jedoch so, dass sie an einem echten Dialog kein Interesse haben, sondern nur Ihre Parolen, Propaganda oder nennen wir es "Weltsicht" hinausbrüllen wollen.

Und nein, es gibt in der AfD nicht nur einige. Meiner Meinung nach ist das eher ein Markenzeichen oder gar Teil des Markenkerns.

martin am 28.10.2019

Betriebsräte können erst in Betrieben ab 5 Wahlberechtigten gegründet werden. In Betrieben zwischen 5 und 20 Wahlberechtigten besteht er aus einer Person (häufig auch "Betriebsobmann" genannt) - mit nicht vollumfänglichen Mitbestimmungsrechten. Erst ab 21 Wahlberechtigten wird ein BR aus 3 (oder je nach Betriebsgröße auch mehr) Mitgliedern und unterschiedlichen Funktionen gewählt.

Ich empfehle Ihnen daher, dass Sie sich an Ihren eigenen Vorschlag halten.

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