Handwerk aus Thüringen Pflegen mit Pflegers: Seifenlädchen auf der Langen Brücke
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Eigentlich sollten sie ihre Produkte auf Weihnachtsmärkten verkaufen, doch Corona lässt das nicht zu. In unserer Serie über Thüringer Traditionshandwerker und -handwerkerinnen stellen wir diesmal eine Seifenmacherin vor. Das kleine Eckgeschäft an der Langen Brücke in Erfurt lockt in normalen Zeiten viele Touristen an.

Carolin Pfleger steht mit Einmalhandschuhen hinter ihrer weißen Holztheke und klebt kleine Pappbanderolen an ihre frisch geschnittene Lemongras-Seife. Es ist ein niedliches kleines Geschäft. Liebevoll eingerichtet. Es könnte auch in Kopenhagen sein, oder Amsterdam.
Auf mehreren weißen Regalböden stehen säuberlich sortiert rund 20 verschiedene Sorten Seife. Es riecht sauber, duftet. Aber es ist nicht penetrant. "Rapunzel", "Sweet Orange", "Pink Sugar" verströmen einen dezenten Duft. In Metallregalen auf der anderen Ladenseite gibt es kleine Deko-Sachen, Kerzen, Handtücher. Es ist ein Laden, den viele Frauen lieben.
Seifen in Handarbeit
Gegründet hat ihn aber ein Mann: Carolins Vater. Ihre "Mom", wie sie immer sagt, hat die Seifen gemacht - als Hobby. Das war vor 17 Jahren. Heute ist Carolin 32 Jahre alt und steht nicht mehr nur zum Gucken daneben. Sie macht mit. Gemeinsam mit ihrer Mutter.
Wenn sie gemeinsam in der kleinen Seifenküche arbeiten, stehen schnell fünf bis sechs Töpfe auf dem Herd. Auf der Langen Brücke werden die Seifen also nicht nur verkauft, sondern auch in Handarbeit hergestellt. Die Seifenküche ist klein, halb Lager, halb Produktionsstätte und das nächste Projekt, das Carolin angehen will. Hier soll ausgebaut werden.
Carolin Pfleger ist gelernte Fotografin. Hatte erst beides gemacht - Foto-Studio und Seifenladen, sich dann aber für die Seife entschieden. Seit vier Jahren betreibt sie den Seifenladen zu 100 Prozent. Sie benannte ihn um und stylte ihn durch. "Madame Pflegers" heißt das Geschäft seitdem.
Mit dem Namen hätte man sicherlich auch etwas anderes machen können. Aber irgendwie war das natürlich bei einem Seifenladen das Naheliegendste. Und dann haben wir einfach unsere Familiennamen genommen. Und seitdem werden wir auch gesehen. Wer Pfleger heißt und Seife macht - das passt. Deshalb sind wir zu Madame Pflegers Seifenlädchen gekommen.
Corona macht erfinderisch
Während des ersten Lockdowns im Corona-Jahr war der Laden zu. Nun im Teil-Lockdown ist er geöffnet. Mit den neuen Regeln dürfen noch zwei Kunden hinein. Deshalb und weil der Stand auf dem Weihnachtsmarkt dieses Jahr auch wegfällt, hat sich Carolin Pfleger etwas einfallen lassen: Sie hat ein Fenster ihres Ladens zu einer kleinen Verkaufsluke umgebaut.
Und dann können alle Erfurter oder Tagestouristen, wenn sie erlaubt sind, am Fenster unsere Seifen kaufen. Es ist quasi dann Weihnachtsmarkt-Feeling.
Lockdown, Weihnachtsmarkt-Absage - das sei das eine. Aber die fehlenden Touristen das andere. Carolin Pfleger war überrascht, wie viele Touristen sonst Erfurt und ihren Laden besucht haben. Aber:
Ich bin glücklich über unsere Erfurter, weil die bleiben uns treu und kommen gerne vorbei.
In den Regalen finden sie Seifen aus regionalen oder fairen Stoffen. Bienenwachs aus Thüringen kommt vor, Kaffeesatz vom "Klara Grün", einem Café, ein paar Meter weiter, und Kakao-Butter von fair gehandelten Kakaobohnen.
Perfekt zum Händewaschen: Rückfettende Seife
"Pink Sugar" ist eine von Carolin Pflegers Lieblingsseifen. Nur pink ist sie diesmal nicht. Das sei aber auch immer eine kleine Überraschung, wie sich die Bestandteile verbinden und schließlich fest werden. Vier bis sechs Wochen ruhen die Seifen nämlich nach der Produktion noch, bevor sie angschnitten werden und im Laden in die Regale wandern. Die braune "Pink Sugar" glitzert oben ein bisschen, drin steckt Buttermilch. Das sei ohnehin ein Vorteil der handgemachten Seifen, sagt Carolin Pfleger.
Die sind alle Anti-Corona, weil Seife einen bestimmten ph-Wert hat, der einfach desinfizierend ist. Unsere handgemachten Seifen werden überfettet gesiedet - das heißt, sie pflegen die Haut. Du kannst also 20 Mal am Tag die Hände waschen, ohne dass sie austrocknen.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 05. Dezember 2020 | 07:40 Uhr
Nawienn vor 12 Wochen
Und wenn der ganze Schnee verbrennt
die Asche bleibt uns doch,
von daher ran an die Seife.
Schönen Tag noch...
Critica vor 12 Wochen
Das ist doch schön. Gefällt mir. Und - Seife wird derzeit massenhaft gebraucht.