Koloniale Vergangenheit Initiativen fordern neuen Namen für Nettelbeckufer in Erfurt

16. März 2020, 15:52 Uhr

Zwei Initiativen fordern einen neuen Namen für das Nettelbeckufer in Erfurt. Die Gruppen "Decolonize Erfurt" und "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" forderten am Montag, die Straße an der Gera nördlich der Innenstadt in Gert-Schramm-Ufer umzubenennen.

Gert Schramm wurde 1928 am Nettelbeckufer in Erfurt geboren. Weil er schwarz war, wurde er mit 14 Jahren von der Gestapo verhaftet und später ins KZ Buchenwald verschleppt. Schramm überlebte das Konzentrationslager und gründete 1980 das erste private Taxiunternehmen der DDR.

Nettelbeck an Kolonialverbrechen beteiligt

Gert Schramm stehe für eine solidarische Gesellschaft, die jetzt dringender denn je gebraucht werde, sagte Urs Lindner von "Decolonize Erfurt" MDR THÜRINGEN. Der ehemalige preußische Seefahrer Joachim Nettelbeck verkörpere hingegen den Prototypen der Militarisierung. "Er war am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt." Das Gert-Schramm-Ufer wäre die erste Straße in Erfurt, so argumentieren die Initiatoren, die nach einem schwarzen Menschen benannt werden würde.

Joachim Nettelbeck
Joachim Nettelbeck lebte von 1738-1824. Dieser Holzstich ist von etwa 1807. Bildrechte: imago/imagebroker

"Decolonize Erfurt" strebt zusammen mit der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" an, das Erbe kolonialer Unterdrückung im Stadtbild Erfurts herauszuarbeiten. Das geschieht beispielsweise mit dem Ziel, nach Tätern benannte Straßen umzubenennen. Als neue Namensgeber werden auch Opfer kolonialer Unterdrückung vorgeschlagen.

Quelle: MDR THÜRINGEN/ls

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