Kommunalservice Weimar Müllentsorger freuen sich über Verständnis und Unterstützung
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Dass die Müllentsorgung systemrelevant ist, wird wohl keiner bezweifeln. Aber mit welchen Problemen kämpfen die Entsorger? Warum soll Müll jetzt in Tüten verpackt werden und warum wird das Altpapier knapp?

Langsam schiebt sich das Müllauto durch die Tiefurter Allee in in Weimar. Die Ampelphase an der Kreuzung hier ist sehr kurz, acht PKW stehen inzwischen hinter dem orangen Laster. Aber niemand hupt, keiner schimpft. Geduldig warten alle, bis die Tonnen geleert sind und es weiter geht. "Wenn die nicht mehr arbeiten würden, wäre die Lage in zwei Wochen katastrophal." Der Mann, der das sagt, hat sein Fenster nur einen winzigen Spalt geöffnet.
Karsten, Sven und Christoph sammeln hier heute den Müll. "Wir begegnen überwiegend verständnisvollen Menschen" erzählen sie. "Und tatsächlich ruft uns auch hin und wieder jemand ein Dankeschön zu."
Müll jetzt unbedingt in Tüten verpacken
Einfach ist ihre Arbeit schon unter normalen Umständen nicht. Jetzt ist sie noch schwieriger. Deshalb bittet der Kommunalservice Weimar auch darum, Müll unbedingt in verschlossenen Tüten in die Tonne zu werfen. "Unsere Leute müssen ja jede Tonne anfassen." betont Holger Enders, der zuständige Abteilungsleiter. "Unsere Mitarbeiter machen sich auch Sorgen wegen einer Ansteckung."
Etwa 25.000 Tonnen Müll fallen pro Jahr in Weimar an. Gestiegen ist die Menge nicht dadurch, dass jetzt so viele Leute zu Hause sind. "Das hat sich nur verlagert. In den Haushalten fällt jetzt zwar mehr Müll an, dafür sind ja Schulen und Kitas und auch viele Betriebe zu" erklärt Enders.
Hygieneprodukte immer in die Restmüll-Tonne
Ganz wichtig: Sämtliche Hygieneprodukte wie benutzte Taschentücher, Handschuhe und Masken beispielsweise müssen unbedingt in den Restmüll geworfen werden. Das gilt auch sonst, ist aber jetzt besonders wichtig.
Die Müllentsorgung soll auf jeden Fall aufrecht erhalten werden. Das geht ja auch gar nicht anders. Allerdings stellt das auch den Kommunalservice vor große Herausforderungen. Denn auch der Wertstoffhof soll so lange wie möglich geöffnet bleiben.
Geduld und Freundlichkeit im Wertstoff-Hof
Viele Menschen nutzen den "Zwangsurlaub" zum Entrümpeln, die Gartensaison beginnt und dabei entsteht jede Menge Abfall. Reduzierte Öffnungszeiten sind hier kein Thema. Wenn es nicht mehr geht, wird der Wertstoffhof komplett geschlossen.
Teilen kann Enders seine Mitarbeiter aber nicht. Menschen mit Vorerkrankungen hat er aus dem Kundenkontakt herausgenommen, als Arbeitgeber hat er ja auch eine Vorsorgepflicht. Andere fahren jetzt als Entsorger mit raus, die das sonst nicht tun.
Und dazu kommt, dass bei allen derzeit die Haut etwas dünner ist. Wenn am Wertstoffhof die Wartezeit mal etwas länger dauert, wünschen sich die Mitarbeiter deshalb, dass die Kunden trotzdem freundlich bleiben. "Schlechte Laune hilft niemandem weiter, wir tun wirklich unser Bestes, dass der Wertstoffhof geöffnet bleiben kann" sagt Holger Enders.
Altpapier wird langsam knapp
In vielen Städten ist das nicht gelungen. Viele Wertstoffhöfe sind bereits geschlossen. Und das führt noch zu einem anderen Problem: das Altpapier wird knapp. Die Papierfabrik Adolf Jass stellt seit 60 Jahren Papiere für Wellpappenverpackungen aus Altpapier her. Über eine Million Tonnen pro Jahr werden an den Standorten Rudolstadt/Schwarza und in Fulda verarbeitet. Das Werk in Schwarza bei Rudolstadt ist das einzige seiner Art in Thüringen. Und das Altpapier kommt auch von den kommunalen Entsorgern. Natürlich nicht nur. Aber da auch viele Firmen nicht oder weniger arbeiten und Möbelhäuser geschlossen sind geht auch der Nachschub an Verpackungsabfällen drastisch zurück.
Verbraucht wird in den Haushalten allerdings viel mehr als früher. Denn egal, ob es der kleine Laden um die Ecke ist, der neuerdings liefert oder der Online-Handel, der derzeit verstärkt genutzt wird – sie alle verpacken ihre Waren in Kartons. Der Papierhersteller appelliert deshalb dringend an die Kommunen, auch Altpapier weiter zu entsorgen.
Da wir derzeit einen Einbruch der gesammelten Gewerbemengen verzeichnen, ist es umso wichtiger, die Altpapierentsorgung der Kommunen aufrecht zu erhalten. Ohne Altpapier, welches neben Wellpappenrohpapieren auch zu Hygiene- und Zeitungspapier verarbeitet wird, könnte es zu einem Engpass beim Transport z.B. von Lebensmitteln kommen. Bedenken Sie, dass Lebensmittel zu großem Anteil in Wellpappenkartons in die Filialen der Supermärkte und Discounter gelangen.
Aber auch beim Kommunalservice in Weimar ist klar, dass die blauen Papiertonnen als erste stehenbleiben, wenn die Situation schwieriger wird. Vorrang haben Rest- und Biomüll, schließlich kann von denen ein Hygienerisiko ausgehen. Christoph, Sven, Karsten und all ihre Kollegen hoffen, dass sie weiter alles im Griff behalten. Auch wenn die Arbeit momentan noch anstrengender ist als sonst, schließlich können sie nicht mal eine normale Mittagspause machen. Denn auch ihre Kantine ist geschlossen.
Alltagshelden in Thüringen Hier - unter dem Label "Alltagshelden in Thüringen" - erzählen wir in loser Folge Geschichten von Menschen aus Thüringen, die während der Corona-Krise für andere da sind. #miteinanderstark
Quelle: MDR THÜRINGEN/ls
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 30. März 2020 | 21:45 Uhr