Mühlhausen Kritik am neuen Standort für Bratwurstmuseum

01. Februar 2019, 14:54 Uhr

Der neue Standort des Deutschen Bratwurstmuseums steht in der Kritik. Am Donnerstagabend hat der Stadtrat in Mühlhausen den Weg für den Umzug freigemacht. Doch der neue Standort liegt offenbar auf dem Gelände eines Außenlagers des ehemaligen KZ Buchenwald.

Die Kritik am geplanten Standort des Deutschen Bratwurstmuseums in Mühlhausen reißt nicht ab. Politiker von Linke, SPD und Grüne wandten sich gegen die Planungen, das Bratwurstmuseum auf dem ehemaligen Gelände eines Außenlagers des KZ Buchenwald zu errichten.

Katharina König-Preuss, Birgit Pelke und Madeleine Henfling unterschrieben eine gemeinsame Erklärung. Darin heißt es, es bleibe unser aller Verantwortung, dass solche Orte weiterhin zum Gedenken an die Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschlands genutzt würden. Im kompletten Widerspruch dazu stehe der Bau des Bratwurstmuseums.

Für das geplante Deutsche Bratwurstmuseum in Mühlhausen hatten die Stadträte am Donnerstagabend den Weg freigemacht. Sie stimmten mit großer Mehrheit der Änderung des Flächennutzungsplanes für das Gebiet am Stadtwald zu. Außerdem soll ein Gedenkort auf dem Gelände entstehen. Damit werde an das einstige Außenlager des KZ Buchenwald erinnert, sagte Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD).

Umstrittener Standort

Der geplante Standort für das Deutsche Bratwurstmuseum am Stadtwald in Mühlhausen ist umstritten. Die Gebäude im sogenannten B-Lager seien zeitweise Außenstandort des früheren Konzentrationslagers Buchenwald gewesen, sagte der Mühlhäuser Historiker Karl-Heinz Cramer MDR THÜRINGEN. Es sei befremdlich, wenn an dieser Stelle ein Bratwurstmuseum entstehe - an einem Ort, wo Gefangene Hunger litten.

Auch die jüdische Landesgemeinde lehnt den Standort für das Deutsche Bratwurstmuseum in Mühlhausen weiter ab. Die Landesgemeinde hoffe, dass doch noch nach einem anderen Standort gesucht werde, sagte der Vorsitzende Reinhard Schramm MDR THÜRINGEN. Viel Zuversicht habe er aber nicht. Wo früher Baracken standen, könne keine Bratwurst gebraten werden. Er hätte sich gewünscht, dass die Stadt früher auf die Landesgemeinde zugekommen wäre.

Prinzipiell sei er nicht dagegen, dass solche sensiblen Flächen genutzt werden, sagte Schramm. Künftig müssten aber Bedingungen an den Verkauf geknüpft werden. Geschichte dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Gleichzeitig verwies Schramm darauf, dass im Allgemeinen das jüdische Erbe in Mühlhausen in guten Händen sei.

Zwangsarbeit für die Rüstung

Cramer hat die Geschichte des sogenannten B-Lagers erforscht. Die Gebäude dienten als Gefangenenlager für zweitweise bis zu 700 Frauen. Sie mussten in einem nahen Rüstungsbetrieb am Stadtwald arbeiten. Unter den Zwangsarbeiterinnen waren polnische und ungarische Jüdinnen. Wie viele von ihnen in Mühlhausen gestorben sind, ist nicht bekannt. Im März 1945 mussten die Gefangenen das Lager räumen und wurden in das KZ Bergen-Belsen gebracht.

In den Ruinen des einstigen Lagers soll nach dem Willen der Stadtverwaltung nun das Deutsche Bratwurstmuseum entstehen. Mühlhausens Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) kündigte aufgrund der Kritik jetzt Gespräche mit der jüdischen Landesgemeinde und der Gedenkstätte Buchenwald an.

Stadträte wollen das Museum

Um das Bratwurstmuseum bauen zu können, musste der Flächennutzungsplan am Stadtwald geändert werden. Dem haben die Stadträte am Donnerstag zugestimmt.

Auch der Verein "Freunde der Thüringer Bratwurst" zeigt sich von der Vergangenheit des Standorts für das Bratwurstmuseum in Mühlhausen überrascht. Bisher sei dem Verein nicht bekannt gewesen, dass auf dem Gelände Unterkünfte für Zwangsarbeiter gestanden hatten.

Bratwursttheater und Hotels

Der Mühlhäuser Unternehmer Jan Kratochwil will mehrere Millionen in das Museum, ein "Bratwursttheater" und Übernachtungsmöglichkeiten investieren. Er hatte die Fläche am Stadtwald vor elf Jahren gekauft. An der ehemaligen Rüstungsfabrik am Stadtwald, unweit der ehemaligen Gefangenenunterkünfte, erinnert bereits eine Stele an die Zwangsarbeit von rund 700 Frauen, darunter Jüdinnen aus Polen und Ungarn.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 31. Januar 2019 | 06:00 Uhr

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