Alle Glocken läuten Thüringens höchster Kirchturm: Gotteshaus in Mühlhausen feiert 800 Jahre
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Drei Glocken, eine besonders wertvolle Sauer-Orgel, der mit 87 Metern höchste Thüringer Kirchturm, die erste deutschsprachige Messe und Spuren vom Architekten Stüler. Die Marienkirche in Mühlhausen ist vor 800 Jahren erstmals in einer Urkunde erwähnt worden; das Jubiläum wird mit einem Themenjahr 2021/22 gewürdigt.
Mit einem außergewöhnlichen Glockengeläut wird am Dienstagabend der 800. Geburtstag der Mühlhäuser Marienkirche gefeiert. Die Glocken von neun Kirchen der Stadt sind ab 18 Uhr zunächst für fünf Minuten zu hören. Anschließend läuten die drei Glocken der Marienkirche allein für weitere fünf Minuten.
Wahrzeichen von Mühlhausen
In der kirchenreichen Stadt Mühlhausen hat die Marienkirche eine Sonderrolle; sie prägt mit dem grün schimmernden Kupferdach wie kein anderes Gotteshaus das Stadtbild. Dass in den 1990er-Jahren auch noch festgestellt wurde, dass ihr Mittelturm mit fast 87 Metern der höchste in Thüringen ist, erfüllt die Mühlhäuser mit besonderem Stolz.
Dafür sorgen auch spektakuläre Ausstellungen, die Turmfalken, die Turmbläser und die Marien-Konzerte. Auch Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) ist begeistert: "Das ist das Wahrzeichen von Mühlhausen, das man als erstes über den Dächern der Stadt erblickt, und auf das wir besonders stolz sind."
Erste deutschsprachige Messe
Die Ersterwähnung der Marienkirche in Mühlhausen liegt 800 Jahre zurück. In einer Urkunde wurde ein Diakon einer Kirche in der Kernstadt genannt. Die Historiker sind sicher, dass mindestens seit 1221 ein Altar geweiht wurde und damit die Geburtsstunde der Kirche stattgefunden hat. Der Bau der Kirche durch den Deutschen Orden dauerte rund 200 Jahre und endete erst im 15. Jahrhundert.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erlebte die Kirche die erste deutschsprachige Messe. Marien-Prediger Thomas Müntzer (1489-1525) hielt sie von der Kanzel; er wohnte auch gegenüber im Pfarrhaus von St. Marien. An Müntzer erinnert bis heute die kleine der drei Glocken, die 1988 gegossen wurde und seinen Namen trägt - sie ist die einzige Müntzer-Glocke Deutschlands.
Orgel soll restauriert werden
Die Kirche wurde zuletzt um 1900 umgebaut; seitdem hat sie den großen schlanken Mittelturm. Hier hat sich der in Mühlhausen geborene Architekt Friedrich August Stüler ein Denkmal gesetzt. Ende der 1990er-Jahre bis 2002 erfolgte eine umfassende Sanierung. Bereits seit 1975 ist die Kirche Eigentum der Stadt und kurze Zeit später Teil der Mühlhäuser Museen geworden.
Besonders auffallend sind die noch zu DDR-Zeiten angeschafften Stühle im Kirchenschiff - die Stuhllehnen erinnern an rote Papstmützen. Das Inventar gehört nach wie vor dem Mühlhäuser Kirchspiel. Die Sauer-Orgel gehört seit 2020 auch der Stadt Mühlhausen; sie will das historisch wertvolle Instrument restaurieren und den Originalzustand aus dem Jahre 1891 wieder herstellen lassen.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. Februar 2021 | 19:00 Uhr
augu vor 2 Wochen
Der schöne Kirchturm ist nur etwas mehr als 120 Jahre alt, Kaiser Wilhelm II hat seinen Bau mit 100.000 Reichsmark aus seiner Privatschatulle unterstützt. Diese kleine historische Details hätte schon erwähnt werden können.
Normalo vor 2 Wochen
Diese Kirche ist kein Ort religiöser Handlungen sondern ein Museum, mithin wissenschaftlicher Forschung.
Also ist auch dieser Ihrer Kommentar obsolet.
Theodor Dienert vor 2 Wochen
Ich weiß ja nicht wo Sie im Osten gelebt haben und was Sie im Osten gemacht haben.
Ich vermute einfach mal, laut Ihres Beitrages, Sie haben aktiv an der „edlen Sache des Sozialismus“ mitgearbeitet.
Aber auch im Osten gab es Kirche und Religion!
Und das war auch gut so, denn gerade die Christen in den Kirchen im Osten haben die Wende herbeigeführt und damit geholfen einen unrühmlichen Abschnitt deutscher Geschichte zu Beenden.