Gebietsreform Sonneberger wollen ihr letztes Hemd geben

16. Mai 2017, 08:51 Uhr

Die Sonneberger "mucken" weiter gegen die Gebietsreform auf. Nach der ersten Montagsdemonstration mit 3.000 Teilnehmern vor einer Woche standen laut städtischem Ordnungsamt bei der zweiten Auflage an diesem Montag 3.500 Demonstranten auf dem Rathausplatz. Außerdem wurde eine ungewöhnliche Aktion gestartet: Die Sonneberger wollen buchstäblich ihr letztes Hemd für den Erhalt ihres Landkreises und ihrer Kreisstadt geben.

"Wir sind nicht nur gegen etwas, wir sind auch für etwas!" Mit diesen Worten kündigte Bürgermeister Heiko Voigt (parteilos) am Montagabend vor rund 3.500 Einwohnern aus Stadt und Landkreis Sonneberg eine Paket-Aktion an. "Wir geben unser letzten Hemd für Sonneberg", rief Voigt den Demonstranten auf dem Rathausplatz zu und erntete Jubelrufe.

Päckchen für den Ministerpräsidenten

Gesagt - getan: Im Rathausfoyer stehen Kartons bereit, dazu gibt es ein persönliches Anschreiben an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Die ersten Sonneberger trugen sich noch am selben Abend in die Listen ein und wollen in den nächsten Tagen ein Hemd oder eine Bluse vorbeibringen und ins Päckchen tun. Manch einer zog gleich vor Ort blank. Nach Angaben von Bürgermeister Voigt gingen am Montag bereits die ersten 50 Päckchen auf die Reise nach Erfurt. "Der Postbote der Staatskanzlei wird in den nächsten Tagen viel zu tun bekommen", sagte Voigt.

Protestaktion ohne öffentliches Geld

Städtisches Geld wird laut Voigt nicht eingesetzt. Das Porto von knapp fünf Euro sollen die Sonneberger selbst bezahlen. Wer das nicht kann, dem wird von Unternehmern wie Robert Blaschke geholfen, die die Aktion sponsern. Der Orthopädietechniker hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für den Landkreis und die Stadt und bescheinigte der Landesregierung in Erfurt ob der Sonneberger Demo "Fracksausen", wie er sich ausdrückte. Sonneberg bezeichnete er als gallisches Dorf, das mit den Montagsdemonstrationen nicht nur landes-, sondern bundesweit für Aufsehen sorgen werde. Und weiter: "Die spinnen doch, die Erfurter!" Der laute Beifall war Blaschke sicher.

Unterstützung aus Coburg

Außerdem gab es eine weitere Überraschung: Während der Demonstration rückte der komplette Stadtrat der Nachbarstadt Neustadt bei Coburg an, um den Sonnebergern seine Solidarität zu bekunden. Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) wies darauf hin, dass alle Abgeordneten des Kommunalparlaments parteiübergreifend hinter der Forderung der Sonneberger stehen, dass Landkreis und Kreisstadt erhalten werden müssten. "Wer Sonneberg schwächt, schwächt die gesamte Region", rief Rebhan. Sonneberg und Neustadt bei Coburg hatten erst vor wenigen Wochen angekündigt, bei den Regierungen beider Freistaaten ein gemeinsames, länderübergreifendes Oberzentrum beantragen zu wollen.

Weitere Demos angekündigt

Für die nächsten Wochen kündigte Bürgermeister Voigt weitere Demos an. Er rechne damit, dass es Montag für Montag immer mehr Teilnehmer werden - "bis Anzeichen aus Erfurt kommen, dass der Blödsinn beendet wird". Die Montagsdemonstrationen hätten die Mauer zu Fall gebracht und 1993/94 die Zwangsfusion der Landkreise Sonneberg und Hildburghausen verhindert. "Wir werden weiter für unser Sumbarch kämpfen!", rief er.

Nach den ersten Vorstellungen der Landesregierung sollte in Südthüringen ein Großkreis aus Sonneberg, Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen und Suhl gebildet werden. Vor wenigen Wochen überraschte Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) mit einem neuen Vorschlag. Er sieht vor, dass Sonneberg mit Hildburghausen und Suhl fusionieren soll. In beiden Fällen würde Sonneberg den Status als Kreisstadt verlieren.

Über dieses Thema berichtet MDR THÜRINGEN auch im Programm: Radio | 16.05. | 05:00 Uhr

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