Konzertbesucher zeigen den Metalgruß.
Das "Wacken Open Air" fällt dieses Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer. Mit digitalen Angeboten halten Veranstalter und Bands Kontakt zum Publikum. Bildrechte: MDR/Martin Moll

Konzerte im Wohnzimmer genießen Wacken World Wide: Thüringer beim Streaming-Festival dabei

28. Juli 2020, 15:24 Uhr

Mehr als 80.000 Menschen aus aller Welt wollten dieser Tage zum "Wacken Open Air" nach Schleswig-Holstein reisen. Undenkbar in Corona-Zeiten. Um die Metalwelt zumindest online zusammenzubringen, streamen die Veranstalter an vier Tagen Konzerte. Mit dabei: "Heaven Shall Burn" und "In Extremo".

Das erste Konzert seit zweieinhalb Jahren wird ein ganz neues Erlebnis für "Heaven Shall Burn". Die Metalband aus Thüringen, deren aktuelles Album im März auf Platz eins der deutschen Charts schoss, musste ihre ursprünglich selbst auferlegte Livepause ungewollt verlängern. Das Coronavirus brachte die Konzertbranche weltweit zum Stillstand. Nun kehren die fünf Musiker zurück auf die Bühne - doch ihr Publikum sehen sie nicht.

Unter dem Namen "Wacken World Wide" werden von Mittwoch bis Samstag täglich Konzerte live gestreamt. Dazwischen stehen unter anderem Interviews und Highlights vergangener Jahre auf dem Programm. Die Veranstalter des "Wacken Open Air" kündigen "spektakuläre Digitalbühnen" an, nur wenig ist in der Planungsphase nach außen gedrungen. Die Auftritte einiger Bands, die offenbar in einer norddeutschen Stadt gefilmt werden, sollen in virtuelle Umgebungen integriert werden. Stichwort: Extended Reality (XR).

Eine Frau lässt sich bei einem Konzert über die Köpfe anderer Besucher hinweg tragen.
Crowdsurfen zu "Heaven Shall Burn" ist in diesem Sommer kaum möglich. Im Internet verabreden sich jedoch viele Wacken-Fans zu privaten Garten- und Grillpartys. Bildrechte: MDR/Martin Moll

"Heaven Shall Burn" von Kameras umgeben

"Wir sind selbst sehr gespannt, es klingt nach einem ambitionierten Konzept", sagt Maik Weichert, einer der Gitarristen von "Heaven Shall Burn". "Auf jeden Fall geben wir Vollgas und werden dabei hoffentlich die ganzen Kameras um uns herum vergessen." Eingerostet sei die Band jedenfalls nicht, sagt Weichert. Der Erfolg des Doppelalbums "Of Truth and Sacrifice gab eine Menge Auftrieb und seit einigen Wochen sehen sich die Bandmitglieder wieder zum Proben.

Auch wenn ungewiss ist, wann gewohnte Konzerte vor Hunderten oder Tausenden verschwitzten Fans wieder möglich sein werden: Wenn es soweit ist, wollen sie bereit sein. Jetzt aber sei die real-digitale Wacken-Version eine interessante Möglichkeit, mal wieder zu spielen - mit großer Produktion.

Zwei Frauen mit Sonnenbrillen haben Tücher um Nase und Mund gewickelt.
Mund-Nase-Bedeckungen sind in Wacken schon immer ein beliebtes Accessoire - wenn es heiß, trocken und staubig ist. Bildrechte: MDR/Martin Moll

"In Extremo" hoffen auf Erfurt-Konzert 2021

Wacken ohne die riesige Menschenmenge vor sich, können sich auch "In Extremo" kaum vorstellen. Wie "Heaven Shall Burn" sind sie in den vergangenen Jahren immer wieder beim Open-Air-Festival dabei gewesen - ebenfalls auf der größten der mittlerweile neun Bühnen.

"Holger Hübner, einer der Wacken-Veranstalter, ist großer Fan", erzählt Bassist Kay Lutter am Telefon, als er dieser Tage durch Thüringen fährt. Die Corona-Zwangspause schafft Zeit für Familienbesuche. "Das ist in einem normalen Sommer selten möglich, da wir dann mit 'In Extremo' auf allerlei Festivals spielen und viel unterwegs sind."

Doch die gesamte Jahresplanung wurde zerschlagen. Ein in Erfurt geplantes Konzert wurde auf Februar 2021 verschoben. Das für März angekündigte neue Album "Kompass zur Sonne" erschien mit zweimonatiger Verspätung, da die Corona-Pandemie die Auslieferung der physischen Tonträger verzögerte.

"Streaming finde ich eigentlich doof", gibt Lutter zu. Doch die Idee des digitalen Wacken-Festivals habe die Band um den gebürtigen Eichsfelder Sänger Michael Rhein neugierig gemacht und schließlich überzeugt. Klar sei aber auch, dass nichts die Live-Erlebnisse mit Band und Publikum ersetzen kann. "Hoffen wir mal, dass das bald wieder möglich sein wird."

Eine Menschenmenge vor einer großen Bühne.
Metalfans aus der ganzen Welt feiern normalerweise Anfang August auf den Feldern zwischen den Dörfern Wacken, Gribbohm und Bokelrehm. Bildrechte: MDR/Martin Moll

Auf verschiedenen Wegen zu empfangen

Die Konzerte des digitalen Festivals werden kostenlos ausgestrahlt auf wacken-world-wide.com und bei MagentaMusik 360. Auf der Extended-Reality-Bühne treten neben "Heaven Shall Burn" und "In Extremo" (beide am Donnerstagabend) auch "Kreator", "Blind Guardian", "Sabaton", "Hämatom" und "Beyond the Black" live auf. Ergänzt wird das Programm unter anderem mit Konzerten von "Long Distance Calling", "Doro", "Foreigner" und "Eskimo Callboy". Auch vergangene Wacken-Konzerte von "Iron Maiden", "Arch Enemy" und "In Flames" stehen auf dem Spiel- und Sendeplan.

Das "Wacken Open Air 2021" ist übrigens ausverkauft. Mehr als 90 Prozent der Besucher hätten ihr 2020-Ticket für das Folgejahr eingetauscht, teilten die Veranstalter am Montag mit. Mittlerweile seien auch die Tickets, die zurückgegeben wurden, allesamt verkauft worden.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Juli 2020 | 19:00 Uhr

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