MDR-Kurzfilminitiative in der Corona-Krise "MDR Shorts" unterstützt Mitteldeutschlands Kreative
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Der MDR hat seinen Kurzfilm-Etat in der Corona-Krise aufgestockt und Kreative aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ermutigt, ihre Kurzfilme anzubieten. Mehr als 150 Filme wurden eingereicht. In einer Kurzfilmnacht am 20. Juli 2020, ab 22:55 Uhr sind zehn der Kurzfilme im MDR-Fernsehen und der Mediathek zu sehen. Hier stellen wir die Aktion und die Filmemacherinnen und Filmemacher vor.

Auf dieser Seite:
- "Neverland Now" von Georg Pelzer
- "Woche 37" von Matthias Ritzmann und Julian Quitsch
- "TelH78" von Alina Cyranek und Eike Goreczka
- "Nudar" von Rand Beiruty
- "Die Fadenkünstlerin" von René Eckert
- "Heiße Luft" von Mirko Muhshoff
- "Papagei" von Andreas Rajchert
- "Peanuts" von Tim Romanowsky
- "M52" von Yves Paradis
- "Schutzmaskenpflicht!" von Lorenz Baumgarten und Niklas Leifert
Schnelle und unkomplizierte Unterstützung
Mitten in der Corona-Krise stockte der Mitteldeutsche Rundfunk seinen Etat für den Kurzfilmankauf auf, um eine noch größere Zahl an Kurzfilmen für das Programm zu erwerben. Die Hauptredaktion Fernsehfilm, Serie und Kinder suchte Filme aller Genres mit einer Länge bis zu 30 Minuten. Einzige Bedingung für die Einreichungen: Die Lizenzgeberinnen und Lizenzgeber müssen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen stammen.
Über 500 Kurzfilme im Programm
Der MDR versteht sich seit fast 20 Jahren als Unterstützer der mitteldeutschen Kurzfilmszene und brachte seither hunderte Kurzfilmproduktionen ins Programm. Eine win-win-Situation: Einerseits bieten wir über gute Platzierungen in TV und Mediathek den Filmschaffenden Zugang zu einem breiteren Publikum, andererseits erweitern wir unser Portfolio um neue Talente aus der Region und spannende Filme für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer.
Facettenreiche Kurzfilmszene in Mitteldeutschland
Zahlreiche mitteldeutsche Filmemacherinnen und Filmemacher sind dem Aufruf im April und Mai 2020 gefolgt. Rund 150 Filme wurden eingereicht und redaktionell geprüft, um schnellstmöglich finanzielle Unterstützung bieten zu können. Insgesamt 30 Filme konnten durch den aufgestockten Etat zusätzlich angekauft werden.
Zehn davon werden am 20. Juli 2020, ab 22:55 Uhr in einer Kurzfilmnacht im MDR-Fernsehen präsentiert, und zeigen: die Kurzfilmszene in Mitteldeutschland ist vielfältig, kreativ und unterhaltsam.
"Neverland Now" von Georg Pelzer
Spontan beschließen die beiden Freundinnen Ruth und Kalina, nach Portugal zu fahren. Morgen früh soll es losgehen! Euphorisch ziehen sie durch die Nacht. Doch die entwickelt sich anders als geplant und plötzlich steht ihre Freundschaft auf dem Spiel.
Georg Pelzer lebt als freischaffender Regisseur und Autor in Leipzig. Er studierte Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar. 2019 feierte sein Langspielfilm "Fluten" auf den 53. Internationalen Hofer Filmtagen seine Uraufführung und war dort für den "Förderpreis neues Deutsches Kino" und den "Hofer Goldpreis" für die beste Regie eines Debüts nominiert. Sein Kurzdrama "Neverland Now" wurde weltweit auf zahlreiche Festivals eingeladen.
"Woche 37" von Matthias Ritzmann und Julian Quitsch
In Europa gibt es seit neun Monaten keinen Strom. Kommunikation, Transportwege, Nahrungsversorgung und die persönliche Sicherheit sind zusammengebrochen. Nach einigen Monaten haben sich die Bewohner einer Großstadt mit der Krisensituation arrangiert.
Matthias Ritzmann und Julian Quitsch leben seit 2003 in Halle an der Saale. Nach dem Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle machten sie sich in den Bereichen Fotografie und Postproduktion selbstständig. Mit ihrem Kurzfilm setzen sie sich künstlerisch-experimentell mit dem Thema "Blackout" auseinander, welches sie schon lange beschäftigt. Der weltweite Ausnahmezustand in "Woche 37" weist dabei durchaus Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie auf. "Wir würden uns freuen, wenn unser Projekt den ein oder anderen Denkanstoß liefert, gar die ein oder andere Diskussion anstößt." (Matthias Ritzmann und Julian Quitsch)
Matthias Ritzmann und Julian Quitsch über die Corona-Krise:
"Da Matthias bei seinen Fotojobs direkten Umgang mit verschiedenen Menschen hat, fielen durch die Krise alle Aufträge aus; langsam ist eine Besserung der Lage spürbar. Julian hatte das große Glück, Anfang des Jahres mit einem großen, mehrere Monate andauernden Projekt zu beginnen; diese Arbeit hat auch die Krise überdauert. Wir beide denken jedoch, dass sich die Krise in vielen Bereichen der kreativen Wirtschaft verzögert auswirken wird und wir uns teilweise neu orientieren müssen. (…) Die Aufträge von öffentlichen Geldgebern gibt es zwar noch, aber der freie Markt kürzt die Budgets für Kommunikation und Marketing gerade enorm."
"TelH78" von Alina Cyranek und Eike Goreczka
Fast ist sie aus dem Stadtbild verschwunden: Die gelbe Telefonzelle der Deutschen Post. Der Film sucht nach den letzten ihrer Art und entlockt ihnen fast vergessene Geschichten.
Die Leipziger Filmemacherin und Autorin Alina Cyranek studierte Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar und an der Tongji-Universität in Shanghai. Ihre Filme wurden auf nationalen und internationalen Filmfestivals schon mehrfach ausgezeichnet. Die gebürtige Polin spezialisierte sich auf Filme mit dokumentarischem Ansatz. "Wenn es gelingt, dass der Zuschauer sich selbst ein Bild, eine Meinung, bilden muss, finde ich das toll", so Alina Cyranek. (www.suedkurier.de) Eike Goreczka stammt aus Magdeburg. Er war Kamera- und Tonassistent, Assistant Producer und Drehbuchautor. Seit 2005 ist er in Halle/Saale erfolgreich als Produzent tätig.
Alina Cyranek über die Corona-Krise:
"Die Ausschreibung erreichte mich Ende April, als noch unklar war, wie die kommenden Wochen und Monate aussehen werden. Grundsätzlich begrüße ich alles, was die Kunstform Kurzfilm mehr ins Licht rückt. Schön, dass es diesen Sendeplatz gibt und er so gut bestückt wird! Das Signal, die hiesige Branche zu unterstützen, ist absolut begrüßenswert."
"Nudar" von Rand Beiruty
Nudar ist Syrerin und nach Deutschland gekommen, um ihre Karriere als Ärztin fortzusetzen.
Während der Dreharbeiten wendet sie die Kamera auf die Filmemacherin Rand Beiruty und ein Dialog entwickelt sich zwischen den beiden.
Im Alter von 18 Jahren hatte Rand Beiruty den ersten Kontakt mit dem Medium Film. 2014 zog sie von Amman nach Weimar, um Film und Kunst an der Bauhaus-Universität zu studieren. Dort lernte sie in einem Flüchtlingscamp Nudar kennen. „In den Medien werden arabische Frauen meist als Opfer von Unterdrückung dargestellt. In meinem Film möchte ich eine Frau zeigen, die eben nicht Opfer der Umstände sein will“, so Rand Beiruty. (www.stuttgarter-nachrichten.de)
"Die Fadenkünstlerin" von René Eckert
Klöppeln hat im Erzgebirge eine lange Tradition. Die junge Vogtländerin und ehemalige Schlagzeugerin Stefanie Kölbel verbindet traditionelle Klöppeltechnik mit modernem Design. So entstehen zarte Edelstahlobjekte und Schmuckstücke.
Filmemacher René Eckert hat die Welt bereist, bevor er sich in seiner vogtländischen Heimat niedergelassen hat. Seine Liebe zum Film entdeckte er, als er Freunde beim Snowboarden filmte. Diese Leidenschaft wurde zur Profession - seine Snowboard-Dokumentationen brachten ihm viel Anerkennung ein. Doch seine Arbeiten gehen mittlerweile über den Sport hinaus. Eckert engagiert sich aktiv für seine Heimat - nicht nur mit seinen Filmen, die die Region in ein modernes Licht setzen.
René Eckert über die Corona-Krise:
"Sämtliche Filmaufträge sind bei mir seit Anfang März auf unbestimmte Zeit abgesagt worden. Gegenwärtig habe ich für 2020 lediglich eine Produktion in Aussicht. Die Aktion kam genau richtig. Es hilft mir meinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Filmemacher zu erwirtschaften. Der Zuschuss vom Bund fängt mich nur für eine gewisse Zeit auf, wenn dann keine Aufträge kommen, steht man schlecht da."
"Heiße Luft" von Mirko Muhshoff
Der legendäre Bankräuber Magnus wird in einem Interview zu seinen weit zurückliegenden Überfällen befragt. Recht ist ihm das nicht. Auf der Studiotoilette wird er in eine Parallelwelt katapultiert.
Mirko Muhshoff, Jahrgang 1994, studiert seit 2013 an der Bauhaus-Universität in Weimar Medienkunst/Mediengestaltung. Aktuell steht er kurz vor seinem Masterabschluss. Seit 2014 veröffentlichte er mehrere Kurzfilme, die auf nationalen und internationalen Festivals gezeigt wurden. 2015 folgte sein erster Langspielfilm. "Heiße Luft" stellte er 2020 fertig. Es ist sein erster Film, der im Fernsehen ausgestrahlt wird.
"Papagei" von Andreas Rajchert
Der blonde Transvestit Christina läuft mit seinem ebenfalls blonden Mops Teddy durch Dresden und verteilt Friedensbotschaften. Plötzlich wird Christina direkt in ihrer Wohnung vom Krieg eingeholt. Ein Film über Krieg – oder wie nah der Krieg uns ist.
Der Journalist Andreas Rajchert wurde 1969 in Sibirien geboren und lebt seit 2002 in Dresden. Sein Kurzfilm "Papagei" erhielt 2017 überraschend den Publikumspreis beim Moskauer Herbst-Filmfestival. "Wenn man alle Umstände in Moskau in Betracht zieht, kann man sagen: es ist ein doppelter Sieg – einmal für die Filmkunst, anderseits – ein Schlag ins Gesicht für das politische System, das gerade in Russland herrscht und sexuelle Minderheiten ständig unterdrücken lässt", so Andreas Rajchert. (www.neustadt-ticker.de)
"Peanuts" von Tim Romanowsky
Der Film erinnert an bekannte Cartoon-Figuren aus den Pioniertagen des Trickfilms und ist eine Hommage an Ub Iwerks, den schnellsten Trickzeichner Hollywoods.
Tim Romanowsky lebt in Leipzig und arbeitet im Bereich Illustration und Animation. "Peanuts", sein Diplomfilm im Studiengang Kommunikationsdesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, lief weltweit auf zahlreichen Filmfestivals und erhielt von der Deutschen Film- und Medienbewertung das "Prädikat besonders wertvoll". "Ein sehr kreatives und unterhaltsames Spiel mit den bekannten Figuren und Motiven aus der Frühzeit der Animation", heißt es in der Jury-Begründung.
Tim Romanowsky über die Corona-Krise:
"Da meine Filme größtenteils auf Festivals oder im Kunstkontext laufen, war es für mich natürlich super, einen Film in Ihrem Programm zu haben. In den letzten Wochen stand auch bei mir das Einkommen und die Arbeitszeit still, so ist es erfreulich, dass für bereits entstandene Werke diese Möglichkeit der Auswertung gefunden wurde."
"M52" von Yves Paradis
"M52" ist ein unerwartetes Science-Fiction-Abenteuer in einer fernen Zukunft der Menschheit.
Yves Paradis stammt ursprünglich aus Montreal und lebt seit fünf Jahren in Halle/Saale. Er arbeitet freiberuflich als Animator und Illustrator im Bereich Film, Werbung, Game-Art-Design und Street-Art. 2017 produzierte er seinen improvisierten Animationsfilm "M52" über die festgelegte, titelgebende Dauer von 52 Wochen. "Die Hauptfigur muss eine Reihe von Aufgaben aus dem Puzzle des Würfels erledigen, um es freizuschalten. Einmal freigeschaltet, bringt es den Charakter in eine andere Welt, in der weiterentwickelte fortgeschrittene Lebensformen und Natur immer noch im Gleichgewicht miteinander existieren", erklärt Yves Paradis zu seinem Film. (www.testkammer.com)
"Schutzmaskenpflicht!" von Lorenz Baumgarten und Niklas Leifert
In einem Restaurant, während einer weltweiten Pandemie bestellt ein einsamer Gast beim gesetzestreuen Kellner ein Würstchen ...
Der gebürtige Schweizer Lorenz Baumgarten studierte in Bern und Zürich Schauspiel. 2019 zog er nach Leipzig. Erst durch die Corona-Krise wechselte er das Fach und wurde zum Filmemacher. Da alle Proben und Vorstellungen abgesagt wurden, begann er gemeinsam mit Schauspieler- und Filmemacher-Freund Niklas Leifert aktiv zu werden. "Mit dem Kurzfilm 'Schutzmaskenpflicht!' wollten wir den Nerv der Zeit treffen. Dabei war es uns wichtig auch in diesen unsicheren Zeiten Humor und Leichtigkeit hoch zu halten." (Lorenz Baumgarten)
Lorenz Baumgarten über die Corona-Krise:
"Meine privaten Fixkosten hab ich auf ein Minimum herunter geschraubt, damit ich in der Lage bin, diese Phase ohne Grundsicherung zu überbrücken. Außerdem wohne ich in einer Nachbarschaft, in der wir uns gegenseitig unterstützen. (…) Es ist eine schöne Anerkennung, als filmschaffender Künstler wahrgenommen zu werden und auch finanziell eine willkommene Unterstützung. Solange es keinen Impfstoff gibt, bleibt die Zukunft wohl ungewiss. Ich wünsche mir, dass wir die neu gelebte gegenseitige Unterstützung, privat und auch beruflich, auch nach der Krise beibehalten. Wir Künstler haben ein inspirierendes Potential. Ich möchte damit Impulse setzen und dazu beitragen, die Gräben in unserer Gesellschaft zu überwinden."
Alle zehn Filme können Sie ab 20. Juni 2020, 22:55 Uhr 30 Tage lang in der Mediathek abrufen - oder dann direkt hier ansehen: