Themen der Sendung:
* "Fidelio"-Gastspiel der Kiewer Oper am Staatstheater Meiningen
* Irritationen zum "Tag der Befreiung"
* "Stasikomödie" – DDR-Aufarbeitung mit Leander Haußmann
* Kinofilm über Putin-Gegner Alexej Nawalny
* Kulturkalender
* "Fidelio"-Gastspiel der Kiewer Oper am Staatstheater Meiningen
Die Premiere von Beethovens "Fidelio" an der Kyiv Municipal Academic Opera and Ballet fand am 12. Februar statt. Zwölf Tage später begann der Angriff Russlands auf die Ukraine. Regisseur Andrey Maslakov hatte die Oper mit dem freien Modern Music Theatre Kiev erarbeitet und die Handlung in ein KGB-Gefängnis verlegt. Ein riesiger Stalin-Kopf hängt über der Szenerie, unten werden Gefangene an einer Mauer erschossen. Das humanitäre Gesamtversagen einer Gesellschaft steht im Mittelpunkt. Und plötzlich passiert all das nicht mehr nur in der Vergangenheit, sondern vor der eigenen Haustür. Stalins Terror wird zu Putins Terror. Bomben fallen, Menschen sterben. Am 12. Februar schien das noch unvorstellbar.
Innerhalb kürzester Zeit organisiert Maslakov, dass seine kritische Inszenierung mit allen Darstellern, Kulissen und Kostümen nach Deutschland umzieht – ans Theater Meiningen. Eine logistische Meisterleistung. Die Meininger streichen kurzerhand ein Sinfoniekonzert und organisieren, dass ein Hilfsgütertransport auf seiner Rückfahrt die Ausstattung nach Meiningen transportiert. Die Darsteller organisieren ihre Reise mit dem PKW selbst, die Männer brauchen eine gesonderte Ausreisegenehmigung. Jetzt sind sie alle in Meiningen und proben den "Fidelio", die Sänger lernen die Texte nun auf Deutsch. Für vorerst eine Vorstellung ... wenn die Inszenierung nicht auf Tour geht. "Denn man muss diesem Wahnsinn, der in der Ukraine gerade passiert, etwas entgegensetzen", sagt der Intendant des Meininger Theaters, Jens Neundorff von Enzberg.
Autor: Henrike Sandner
* Irritationen zum "Tag der Befreiung"
Der 8. Mai, der "Tag der Befreiung", wird in diesem Jahr keinem früheren gleichen. An diesem Tag im Jahr 1945 erfolgte um 23.01 Uhr die Kapitulation Deutschlands gegenüber den Alliierten. Weil in Moskau schon der 9. Mai begonnen hatte, wird dort dieser Tag begangen – mit der bekannten Militärparade auf dem Roten Platz. Im geteilten Deutschland war auch der 8. Mai lange geteilt. Im Osten obligatorische Aufzüge als Feier der Befreiung und des Sieges über den Faschismus, wurde der Tag im Westen erst ab 1985, seit Richard von Weizsäckers berühmter Rede, als "Tag der Befreiung" angenommen. Nachdem - nicht zuletzt durch den Abzug der sowjetischen Truppen bis 1994 - das Interesse am 8. Mai gesunken war, rückt der neue Krieg ihn ins grelle Licht.
Was verändert der jetzige Krieg? Kann man den früheren Befreiern und jetzigen Invasoren weiterhin einen Gedenktag widmen? Seit Beginn des russischen Angriffs werden in Deutschland vermehrt sowjetische Ehrenmale und Ehrenfriedhöfe beschädigt. Schon gibt es Forderungen, das stalinistisch geprägte, militärisch strotzende Denkmal in Berlin-Tiergarten gleichsam abzurüsten. Ein Rückblick - und ein Ausblick auf den 8. Mai 2022 mit dem Historiker Götz Aly, dem Autor Wladimir Kaminer und Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch e.V. und Mitorganisator der Initiative "Gedenken gegen den Krieg".
Autor: Meinhard Michael
* "Stasikomödie" – DDR-Aufarbeitung mit Leander Haußmann
Zwei Filme hat Leander Haußmann über die DDR, wie er sie sah, gemacht: "Sonnenallee" (1999) und "NVA" (2005), beide sehr erfolgreich. Jetzt folgt mit "Stasikomödie" der Abschluss der Trilogie. Ein Film, der in der Endphase der DDR spielt, in der das Regime bereits ausgehöhlt und zu seiner eigenen Parodie erstarrt war. Ernst ist hier nichts mehr, weder die Spitzel der Stasi, die längst die Kontrolle über das Geschehen verloren haben, noch die Oppositionsbewegung, eine selbstverliebt um sich kreisende Parallelwelt. Erzählt wird die Geschichte des Dissidenten Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf), der der versammelten Familie stolz seine dicke Stasi-Akte präsentiert, die er soeben bei der Unterlagen-Behörde abgeholt hat. Alles hat die Stasi dokumentiert: seine Wohnung, seine Katze, selbst Szenen mit seiner Frau Corinna (Margarita Broich) im Ehebett.
Aber dann: "Was ist denn das?" Ein zerrissener und wieder zusammengeklebter Brief, sehr detailliert, sehr intim. Also von Corinna war der bestimmt nicht – und die will es jetzt genau wissen. Ludger wiegelt ab: "Das war lange vor deiner Zeit." Aber es ist zwecklos, die Stasi hat alles genau dokumentiert. Wütend packt Ludger seine Akte zusammen und entflieht vor dem inzwischen handfest und laut gewordenen Ehestreit nach draußen. Vor dem Haus zündet er sich eine Zigarette an und bläst den Rauch nachdenklich in die Sonne. Und er erinnert sich an den jungen Mann (David Kross), den die Stasi einst angeworben hatte, um in die Bohème des Prenzlauer Bergs einzutauchen, sie auszukundschaften und aufzumischen. Die "Stasikomödie" zeigt die Agonie der DDR als großes Schmierentheater, dessen Akteure und Akteurinnen kaum mehr wussten, für wen und wofür sie hier noch mitspielen sollten.
Autor: Rayk Wieland
* Kinofilm über Putin-Gegner Alexej Nawalny
Er galt als unbestrittener Führer der Anti-Putin-Opposition. Einer, den der Kreml durch mehrere Verhaftungen und durch einen Giftanschlag mit dem Nowitschok-Nervenkampfstoff loswerden wollte. Aber Alexej Nawalny überlebt, wird in der Berliner Charité schließlich gerettet. Der Dokumentarfilm "Nawalny" ist hautnah dabei, wie sich der Politiker im Schwarzwald erholt und dabei mit Hilfe seines Teams und eines Journalisten versucht, herauszufinden, wer genau hinter dem Anschlag steckt. Spannend wie ein Thriller zeigt der Film diese Recherche und schließlich Nawalnys Rückkehr nach Moskau, wo er direkt auf dem Flughafen festgenommen und Ende März zu neun Jahren Straflager verurteilt wird. Wir sprachen mit dem Regisseur Daniel Roher und einem Vertrauten Nawalnys über die jetzige Situation. Am 5. Mai kommt der Film "Nawalny" ins Kino.
Autor: Thorsten Mack
Kulturkalender
* "#DEUTSCHLANDDIGITAL" - Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (5. Mai bis 3. Oktober 2022)
* 17. Ausgabe des Festivals "Women in Jazz" in Halle (6. bis 15. Mai)
* "Genug! Frieden!" - Sonderausstellung der Kunstsammlung Gera als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit Grafiken, Malerei u.a. zum Thema Krieg (noch bis zum 6. Juni)
Autorin: Stephany Mundt
* "Fidelio"-Gastspiel der Kiewer Oper am Staatstheater Meiningen
* Irritationen zum "Tag der Befreiung"
* "Stasikomödie" – DDR-Aufarbeitung mit Leander Haußmann
* Kinofilm über Putin-Gegner Alexej Nawalny
* Kulturkalender
* "Fidelio"-Gastspiel der Kiewer Oper am Staatstheater Meiningen
Die Premiere von Beethovens "Fidelio" an der Kyiv Municipal Academic Opera and Ballet fand am 12. Februar statt. Zwölf Tage später begann der Angriff Russlands auf die Ukraine. Regisseur Andrey Maslakov hatte die Oper mit dem freien Modern Music Theatre Kiev erarbeitet und die Handlung in ein KGB-Gefängnis verlegt. Ein riesiger Stalin-Kopf hängt über der Szenerie, unten werden Gefangene an einer Mauer erschossen. Das humanitäre Gesamtversagen einer Gesellschaft steht im Mittelpunkt. Und plötzlich passiert all das nicht mehr nur in der Vergangenheit, sondern vor der eigenen Haustür. Stalins Terror wird zu Putins Terror. Bomben fallen, Menschen sterben. Am 12. Februar schien das noch unvorstellbar.
Innerhalb kürzester Zeit organisiert Maslakov, dass seine kritische Inszenierung mit allen Darstellern, Kulissen und Kostümen nach Deutschland umzieht – ans Theater Meiningen. Eine logistische Meisterleistung. Die Meininger streichen kurzerhand ein Sinfoniekonzert und organisieren, dass ein Hilfsgütertransport auf seiner Rückfahrt die Ausstattung nach Meiningen transportiert. Die Darsteller organisieren ihre Reise mit dem PKW selbst, die Männer brauchen eine gesonderte Ausreisegenehmigung. Jetzt sind sie alle in Meiningen und proben den "Fidelio", die Sänger lernen die Texte nun auf Deutsch. Für vorerst eine Vorstellung ... wenn die Inszenierung nicht auf Tour geht. "Denn man muss diesem Wahnsinn, der in der Ukraine gerade passiert, etwas entgegensetzen", sagt der Intendant des Meininger Theaters, Jens Neundorff von Enzberg.
Autor: Henrike Sandner
* Irritationen zum "Tag der Befreiung"
Der 8. Mai, der "Tag der Befreiung", wird in diesem Jahr keinem früheren gleichen. An diesem Tag im Jahr 1945 erfolgte um 23.01 Uhr die Kapitulation Deutschlands gegenüber den Alliierten. Weil in Moskau schon der 9. Mai begonnen hatte, wird dort dieser Tag begangen – mit der bekannten Militärparade auf dem Roten Platz. Im geteilten Deutschland war auch der 8. Mai lange geteilt. Im Osten obligatorische Aufzüge als Feier der Befreiung und des Sieges über den Faschismus, wurde der Tag im Westen erst ab 1985, seit Richard von Weizsäckers berühmter Rede, als "Tag der Befreiung" angenommen. Nachdem - nicht zuletzt durch den Abzug der sowjetischen Truppen bis 1994 - das Interesse am 8. Mai gesunken war, rückt der neue Krieg ihn ins grelle Licht.
Was verändert der jetzige Krieg? Kann man den früheren Befreiern und jetzigen Invasoren weiterhin einen Gedenktag widmen? Seit Beginn des russischen Angriffs werden in Deutschland vermehrt sowjetische Ehrenmale und Ehrenfriedhöfe beschädigt. Schon gibt es Forderungen, das stalinistisch geprägte, militärisch strotzende Denkmal in Berlin-Tiergarten gleichsam abzurüsten. Ein Rückblick - und ein Ausblick auf den 8. Mai 2022 mit dem Historiker Götz Aly, dem Autor Wladimir Kaminer und Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch e.V. und Mitorganisator der Initiative "Gedenken gegen den Krieg".
Autor: Meinhard Michael
* "Stasikomödie" – DDR-Aufarbeitung mit Leander Haußmann
Zwei Filme hat Leander Haußmann über die DDR, wie er sie sah, gemacht: "Sonnenallee" (1999) und "NVA" (2005), beide sehr erfolgreich. Jetzt folgt mit "Stasikomödie" der Abschluss der Trilogie. Ein Film, der in der Endphase der DDR spielt, in der das Regime bereits ausgehöhlt und zu seiner eigenen Parodie erstarrt war. Ernst ist hier nichts mehr, weder die Spitzel der Stasi, die längst die Kontrolle über das Geschehen verloren haben, noch die Oppositionsbewegung, eine selbstverliebt um sich kreisende Parallelwelt. Erzählt wird die Geschichte des Dissidenten Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf), der der versammelten Familie stolz seine dicke Stasi-Akte präsentiert, die er soeben bei der Unterlagen-Behörde abgeholt hat. Alles hat die Stasi dokumentiert: seine Wohnung, seine Katze, selbst Szenen mit seiner Frau Corinna (Margarita Broich) im Ehebett.
Aber dann: "Was ist denn das?" Ein zerrissener und wieder zusammengeklebter Brief, sehr detailliert, sehr intim. Also von Corinna war der bestimmt nicht – und die will es jetzt genau wissen. Ludger wiegelt ab: "Das war lange vor deiner Zeit." Aber es ist zwecklos, die Stasi hat alles genau dokumentiert. Wütend packt Ludger seine Akte zusammen und entflieht vor dem inzwischen handfest und laut gewordenen Ehestreit nach draußen. Vor dem Haus zündet er sich eine Zigarette an und bläst den Rauch nachdenklich in die Sonne. Und er erinnert sich an den jungen Mann (David Kross), den die Stasi einst angeworben hatte, um in die Bohème des Prenzlauer Bergs einzutauchen, sie auszukundschaften und aufzumischen. Die "Stasikomödie" zeigt die Agonie der DDR als großes Schmierentheater, dessen Akteure und Akteurinnen kaum mehr wussten, für wen und wofür sie hier noch mitspielen sollten.
Autor: Rayk Wieland
* Kinofilm über Putin-Gegner Alexej Nawalny
Er galt als unbestrittener Führer der Anti-Putin-Opposition. Einer, den der Kreml durch mehrere Verhaftungen und durch einen Giftanschlag mit dem Nowitschok-Nervenkampfstoff loswerden wollte. Aber Alexej Nawalny überlebt, wird in der Berliner Charité schließlich gerettet. Der Dokumentarfilm "Nawalny" ist hautnah dabei, wie sich der Politiker im Schwarzwald erholt und dabei mit Hilfe seines Teams und eines Journalisten versucht, herauszufinden, wer genau hinter dem Anschlag steckt. Spannend wie ein Thriller zeigt der Film diese Recherche und schließlich Nawalnys Rückkehr nach Moskau, wo er direkt auf dem Flughafen festgenommen und Ende März zu neun Jahren Straflager verurteilt wird. Wir sprachen mit dem Regisseur Daniel Roher und einem Vertrauten Nawalnys über die jetzige Situation. Am 5. Mai kommt der Film "Nawalny" ins Kino.
Autor: Thorsten Mack
Kulturkalender
* "#DEUTSCHLANDDIGITAL" - Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (5. Mai bis 3. Oktober 2022)
* 17. Ausgabe des Festivals "Women in Jazz" in Halle (6. bis 15. Mai)
* "Genug! Frieden!" - Sonderausstellung der Kunstsammlung Gera als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit Grafiken, Malerei u.a. zum Thema Krieg (noch bis zum 6. Juni)
Autorin: Stephany Mundt
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