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MDR-Fernsehen

So, 26.06. 22:30 Uhr 45:00 min

MDR DOK

Leipzig - Sex and the City

Film von Kerstin Mauersberger

  • Stereo
  • 16:9 Format
  • VideoOnDemand

Während der jedes Jahr stattfindenden Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen entstanden zahlreiche Kontakte zwischen westlichen Geschäftsreisenden und Frauen aus der DDR. Die Dokumentation erzählt die Liebesgeschichte zwischen einer Kandidatin der SED und einem Geschäftsmann aus Niedersachsen, die mit der Flucht im Kofferraum gen Westen endete, von den Abenteuern einer lebenshungrigen Studentin, die regelmäßig und gezielt "Westbekanntschaften" macht, weil es ihr in der DDR zu langweilig ist, vom munteren Treiben der Prostituierten in der Leipziger Nacht und von den Interessen und Maßnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit im Ost-West-Messe-Getümmel.

Zweimal im Jahr befand sich Leipzig zu DDR-Zeiten im Ausnahmezustand. Zu den jährlichen Frühjahrs- und Herbstmessen kamen um die 500.000 Besucher aus aller Welt in die Stadt. Wer mit der DDR Geschäfte machen wollte, musste nach Leipzig kommen. Dies taten zu jeder Messe auch immer etwa 30.000 Handlungsreisende aus der Bundesrepublik. Nach Toresschluss auf dem Messegelände wurden die Geschäftsleute zu lonely hearts, die die Abende ungern allein verbrachten. Und tatsächlich hatte ihnen das Leipziger Nachtleben einiges zu bieten. Bars, Cafés und Kneipen warteten auf die Devisen bringenden Gäste, aber auch Frauen aus der gesamten DDR.

In Leipzig hat es zu Messezeiten zwischen Ostfrauen und Westmännern so ziemlich alles gegeben. Platonische Flirts, Ehebruch, One-Night-Stands, Verhältnisse für die Dauer einer Messe und die große Liebe für ein ganzes Leben. Die Ehefrauen saßen weit weg hinter der Mauer, und es bestand keine Gefahr, dass die Geliebten jemals vor der heimatlichen Tür der Geschäftsreisenden stehen würden.

Prostitution war in der DDR verboten und wurde mit Gefängnis bestraft. Trotz des Verbots erlagen nicht wenige DDR-Frauen der Versuchung, durch gezielten Körpereinsatz ziemlich schnell ziemlich viel Westgeld zu verdienen. Für den Staatssicherheitsdienst waren die unzähligen Ost-West Kontakte zur Leipziger Messe der Super-Gau. "Lückenlose Überwachung des Messegeschehens" hat Stasi-Chef Mielke Jahr für Jahr angeordnet. Besonders Frauen mit Kontakten zu Männern aus dem Westen waren von Interesse für den Geheimdienst. Immer wieder versuchten Mielkes Agenten von diesen Kontakten zu profitieren. Freiwillig oder durch Strafandrohungen erpresst, lieferten einige der Frauen intime Details aus dem Leben ihrer "West-Freier."

(ARTE 02.02.2007)

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