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So, 03.07. 22:00 Uhr 28:08 min

MDR Zeitreise

Mobil im Sozialismus

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Stundenlang bei Kälte und Regen in langer Schlange auf ein Taxi warten – Das war gang und gäbe zu DDR-Zeiten. Spontan ein Taxi heranzuwinken, das war im Prinzip nicht möglich. Also musste man vorbestellen. Um dem Ansturm auf Taxen Herr zu werden, wurden in Leipzig Anfang der 80er-Jahre Richtungstaxis eingeführt. D.h. Fahrgäste, die ungefähr dieselbe Richtung hatten, sollten zusammen fahren. Wem das nicht passte, der musste warten.

Ein weiteres Problem war die Abrechnung, denn bis Mitte der 80er-Jahre gab es noch keine elektronischen Taxameter. Die Fahrer haben den Kilometerstand vom Tacho abgelesen und die Kilometerzahl umständlich mit Zettel und Stift zur Kilometerpauschale multipliziert. Für die geräumigen Wolgas gab es Aufschlag und Gepäck kostete ebenfalls extra. Insider erzählen, dass so mancher Fahrer die Preise zu seinen Gunsten "aufgerundet" hat – der Passagier war ja froh, überhaupt ein Taxi erwischt zu haben.

Heute hingegen tobt im Taxigeschäft ein Kampf um jeden Kunden. Taxiunternehmer müssen sich gegen eine immer größer werdende Konkurrenz behaupten. Dazu kommen Leihwagen-Anbieter, wie Teil-Auto oder Cityflitzer, die den Taxis das Wasser abgraben. Der Mietwagenmarkt boomt, denn immer mehr Menschen verzichten, auch der Umwelt zuliebe, auf ein eigenes Auto.

Was relativ unbekannt ist: Auch schon in der DDR konnte man Autos mieten. 1960 wird die Kfz-Selbstfahrvermietung eröffnet, die zum VEB Taxi gehört. Im Angebot: 20 Jahre alte Wartburgs! Ehemalige Kunden erzählen, dass Sie die Mietwagen ein halbes Jahr im Voraus bestellen mussten. Trotz uralter Technik und langer Wartezeiten wuchs das Auto-Vermietungsgeschäft in der DDR ab den 70er-Jahren. Der ehemalige Chef des VEB Taxi erzählt unter anderem, wie schwer es war, Neufahrzeuge zu bekommen.

Dem DDR- Normalbürger war sein eigenes Auto heilig, wenn er eins hatte. Die Wartezeit für einen Neuwagen lag in vielen Ostblockländern zwischen 8 und 15 Jahren. Und obwohl die Produkte der sozialistischen Autoindustrie meist altmodisch, langsam und plump waren und das Fahren eine Qual, war jeder Lada 1300S, Wolga 24 oder Skoda 120L für seinen Besitzer nicht weniger wichtig als ein Chevy oder Mercedes im Westen. Doch mit dem Mauerfall gehörten Trabbi, Wartburg und Co. schlagartig zum alten Eisen. Eine Ehepaar aus Thüringen erzählt, wie es sich angefühlt hat, endlich ein "richtiges" Auto zu fahren – endlich ein Westauto!

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