* Zur ARD Themenwoche "WIR?! - Was die Gesellschaft zusammenhält"
Die "Forward Dance Company" und die Erweiterung eines Ballett-Klassikers
"Schwanensee" ist eines der bekanntesten Werke des klassischen Tanzes. Das ikonische Werk mit der makellosen Ballerina im weißen Tütü, die zu Tschaikowskis Musik über die Bühne schwebt, hat das Bild vom perfekten Tanz geprägt und damit auch unsere Sehgewohnheiten und Körperbilder. Wie muss sie sich bewegen? Was empfinden wir als ästhetisch? Mit ihrer Produktion "Sulle sponde del Lago – am Ufer des Sees" dekonstruiert die "Forward Dance Company" jetzt diese Tanz-Ikone. Die Tanz Company ist eine mixed abled Gruppe. Das bedeutet, Tänzer mit normativen und nicht-normativen Körpern stehen gemeinsam auf der Bühne. Die Leipziger Company gehört zum Theater Lofft und ist die einzige feste und professionelle Company dieser Art in Sachsen. Mit viel Humor und feiner Ironie werden tradierte Rollen- und Körperbilder des klassischen Balletts hinterfragt, und die Geschichte von "Schwanensee" wird auf diese Weise weitergeschrieben. "artour" hat die Proben des Stückes besucht und mit Tänzern und der künstlerischen Leitung der "Forward Dance Company" gesprochen. Das Stück "Sulle sponde del Lago" ist am 10. & 11. November im Rahmen der Euroscene in Leipzig zu sehen.
Autorin: Ulrike Reiß
* Carolin Würfel - "Drei Frauen und der Traum vom Sozialismus"
Carolin Würfel wurde 1986 in Leipzig geboren. Vom Ende der DDR und des Sozialismus dürfte sie als Kind wohl kaum etwas mitbekommen haben. Inzwischen ist sie 36 und schreibt regelmäßig Artikel für große deutsche Zeitungen, in denen sie ihrer Herkunft und diesem Teil der Geschichte nachspürt und fragt, was davon für die Generation der Nachgeborenen übrigbleibt. Diese Frage war auch der Antrieb für ihr aktuelles Buch, für das sie die Leben der drei großen Schriftstellerinnen der DDR-Literatur miteinander verflochten hat: Maxie Wander, Brigitte Reimann und Christa Wolf. Carolin Würfel sucht nach Parallelen in ihren Biografien: ihren Glauben an den Sozialismus, die Art und Weise, wie sie ihre Leben und ihre Arbeit diesem Traum unterordneten, wie diese Utopie scheitert und sie letztlich daran verzweifelten. "Es wäre so leicht, die Geschichte Ostdeutschlands, dieses Experiments DDR, zu den Akten zu legen", sagt Würfel, "aber die Wahrheit ist, dass Reimann und die beiden anderen Frauen, die Teil dieses Experiments waren, den Weg für meine Freiheit geebnet haben."
Autorin: Anett Friedrich
* "König hört auf" - Jenas Jugendpfarrer geht in Rente - ein Dokumentarfilm
Als 14jähriger schrieb Lothar König 1968 an eine Hauswand in seiner Heimat Nordhausen "21. August. Dubcek" - die Stasi brauchte nicht lange, um König ausfindig zu machen. Damit, so beschreibt es der heute 68jährige, war sein Schicksal besiegelt: Eine Karriere nach DDR-Vorbild war für ihn ausgeschlossen. König beschloss irgendwann, Pfarrer zu werden. Wenn man im Film "König hört auf" den Pfarrer im Talar auf der Kanzel bei der Predigt sieht, dann hat man das Gefühl, dort steht mehr als nur ein Seelsorger - es ist ein Kämpfer, ein Widerstandskämpfer, der dort predigt. Fast 30 Jahre lang hat König seit 1990 gegen rechte Hetze und Gewalt in Jena, Thüringen und weit über sein Bundesland hinaus gekämpft. 2019 ging er in den Ruhestand.
Der Film "König hört auf" erzählt nicht chronologisch die Geschichte dieses Lebens, sondern zeigt den Mann in den Monaten vor dem letzten Gottesdienst und versucht zu ergründen, was König angetrieben hat, einen oft aussichtslos scheinenden Kampf gegen Rechts zu führen, und was das mit der Arbeit als Pfarrer zu tun hat. Gedreht hat diesen Film Königs 43jähriger Sohn Tilman. Am 17.11. kommt der Film ins Kino.
Autor: Ulf Kalkreuth
* "Intensivstationen" – neues Buch des Fotografen Lois Hechenblaikner
In seinem erfolgreichen Fotobuch "Ischgl" richtete Lois Hechenblaikner seine Kamera überwiegend auf die Vorderbühnen der alpinen Tourismusindustrie, auf die ausufernde Partyszene, die exzessive Eventkultur. Hechenblaikners neues Buch wirft nun einen Blick hinter die Kulissen der Après-Ski-Lokale mit ihrer vorgegaukelten Bergbauernromantik. Hütten, Holz und alpine Heimeligkeit, doch dahinter geht es geradezu klinisch zu. Hier zeigt sich das kalte Herz einer durchorganisierten Berauschungsfabrik, wo der Kunde nicht König ist, sondern Konsument: je trinkwütiger desto zahlfreudiger. Denn im Keller dieser "Wegelagererhöhlen der Neuzeit" verbergen sich computergesteuerte High-Tech-Zapfanlagen, unzählige Schläuche und hochtechnische Apparaturen. Von hier aus werden alle Getränke bis auf den Milliliter genau ins Epizentrum des Geschehens hinaufgepumpt: Bier, Glühwein, Schnaps, Jagatee. Hechenblaikner nennt diese auf Maximalversorgung mit Alkohol angelegten Einrichtungen provokant "Intensivstationen".
Autorin: Anett Friedrich
* Kulturkalender
- "Digital Baroque" in Gotha - barockes Musiktheater mit Robotik - Künstliche Intelligenz trifft auf höfischen Tanz in zeitgenössischer Choreografie am 11. und 12.11.2022
- Wieder Sehen. Berliner Künstlerinnen und Künstler treffen Helga Paris - Ausstellung in Kunsthalle "Talstrasse" in Halle bis 05.02.2023
- "Pascal Bock - einer von uns" Sendehinweis Transformationsprojekt in der ARD Mediathek ab 14.11.2022
Autorin: Julia Ribbe
Die "Forward Dance Company" und die Erweiterung eines Ballett-Klassikers
"Schwanensee" ist eines der bekanntesten Werke des klassischen Tanzes. Das ikonische Werk mit der makellosen Ballerina im weißen Tütü, die zu Tschaikowskis Musik über die Bühne schwebt, hat das Bild vom perfekten Tanz geprägt und damit auch unsere Sehgewohnheiten und Körperbilder. Wie muss sie sich bewegen? Was empfinden wir als ästhetisch? Mit ihrer Produktion "Sulle sponde del Lago – am Ufer des Sees" dekonstruiert die "Forward Dance Company" jetzt diese Tanz-Ikone. Die Tanz Company ist eine mixed abled Gruppe. Das bedeutet, Tänzer mit normativen und nicht-normativen Körpern stehen gemeinsam auf der Bühne. Die Leipziger Company gehört zum Theater Lofft und ist die einzige feste und professionelle Company dieser Art in Sachsen. Mit viel Humor und feiner Ironie werden tradierte Rollen- und Körperbilder des klassischen Balletts hinterfragt, und die Geschichte von "Schwanensee" wird auf diese Weise weitergeschrieben. "artour" hat die Proben des Stückes besucht und mit Tänzern und der künstlerischen Leitung der "Forward Dance Company" gesprochen. Das Stück "Sulle sponde del Lago" ist am 10. & 11. November im Rahmen der Euroscene in Leipzig zu sehen.
Autorin: Ulrike Reiß
* Carolin Würfel - "Drei Frauen und der Traum vom Sozialismus"
Carolin Würfel wurde 1986 in Leipzig geboren. Vom Ende der DDR und des Sozialismus dürfte sie als Kind wohl kaum etwas mitbekommen haben. Inzwischen ist sie 36 und schreibt regelmäßig Artikel für große deutsche Zeitungen, in denen sie ihrer Herkunft und diesem Teil der Geschichte nachspürt und fragt, was davon für die Generation der Nachgeborenen übrigbleibt. Diese Frage war auch der Antrieb für ihr aktuelles Buch, für das sie die Leben der drei großen Schriftstellerinnen der DDR-Literatur miteinander verflochten hat: Maxie Wander, Brigitte Reimann und Christa Wolf. Carolin Würfel sucht nach Parallelen in ihren Biografien: ihren Glauben an den Sozialismus, die Art und Weise, wie sie ihre Leben und ihre Arbeit diesem Traum unterordneten, wie diese Utopie scheitert und sie letztlich daran verzweifelten. "Es wäre so leicht, die Geschichte Ostdeutschlands, dieses Experiments DDR, zu den Akten zu legen", sagt Würfel, "aber die Wahrheit ist, dass Reimann und die beiden anderen Frauen, die Teil dieses Experiments waren, den Weg für meine Freiheit geebnet haben."
Autorin: Anett Friedrich
* "König hört auf" - Jenas Jugendpfarrer geht in Rente - ein Dokumentarfilm
Als 14jähriger schrieb Lothar König 1968 an eine Hauswand in seiner Heimat Nordhausen "21. August. Dubcek" - die Stasi brauchte nicht lange, um König ausfindig zu machen. Damit, so beschreibt es der heute 68jährige, war sein Schicksal besiegelt: Eine Karriere nach DDR-Vorbild war für ihn ausgeschlossen. König beschloss irgendwann, Pfarrer zu werden. Wenn man im Film "König hört auf" den Pfarrer im Talar auf der Kanzel bei der Predigt sieht, dann hat man das Gefühl, dort steht mehr als nur ein Seelsorger - es ist ein Kämpfer, ein Widerstandskämpfer, der dort predigt. Fast 30 Jahre lang hat König seit 1990 gegen rechte Hetze und Gewalt in Jena, Thüringen und weit über sein Bundesland hinaus gekämpft. 2019 ging er in den Ruhestand.
Der Film "König hört auf" erzählt nicht chronologisch die Geschichte dieses Lebens, sondern zeigt den Mann in den Monaten vor dem letzten Gottesdienst und versucht zu ergründen, was König angetrieben hat, einen oft aussichtslos scheinenden Kampf gegen Rechts zu führen, und was das mit der Arbeit als Pfarrer zu tun hat. Gedreht hat diesen Film Königs 43jähriger Sohn Tilman. Am 17.11. kommt der Film ins Kino.
Autor: Ulf Kalkreuth
* "Intensivstationen" – neues Buch des Fotografen Lois Hechenblaikner
In seinem erfolgreichen Fotobuch "Ischgl" richtete Lois Hechenblaikner seine Kamera überwiegend auf die Vorderbühnen der alpinen Tourismusindustrie, auf die ausufernde Partyszene, die exzessive Eventkultur. Hechenblaikners neues Buch wirft nun einen Blick hinter die Kulissen der Après-Ski-Lokale mit ihrer vorgegaukelten Bergbauernromantik. Hütten, Holz und alpine Heimeligkeit, doch dahinter geht es geradezu klinisch zu. Hier zeigt sich das kalte Herz einer durchorganisierten Berauschungsfabrik, wo der Kunde nicht König ist, sondern Konsument: je trinkwütiger desto zahlfreudiger. Denn im Keller dieser "Wegelagererhöhlen der Neuzeit" verbergen sich computergesteuerte High-Tech-Zapfanlagen, unzählige Schläuche und hochtechnische Apparaturen. Von hier aus werden alle Getränke bis auf den Milliliter genau ins Epizentrum des Geschehens hinaufgepumpt: Bier, Glühwein, Schnaps, Jagatee. Hechenblaikner nennt diese auf Maximalversorgung mit Alkohol angelegten Einrichtungen provokant "Intensivstationen".
Autorin: Anett Friedrich
* Kulturkalender
- "Digital Baroque" in Gotha - barockes Musiktheater mit Robotik - Künstliche Intelligenz trifft auf höfischen Tanz in zeitgenössischer Choreografie am 11. und 12.11.2022
- Wieder Sehen. Berliner Künstlerinnen und Künstler treffen Helga Paris - Ausstellung in Kunsthalle "Talstrasse" in Halle bis 05.02.2023
- "Pascal Bock - einer von uns" Sendehinweis Transformationsprojekt in der ARD Mediathek ab 14.11.2022
Autorin: Julia Ribbe
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