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MDR-Fernsehen

So, 05.02. 22:20 Uhr 60:00 min

MDR DOK

Der Katastrophenwinter 1978/79 in Oberhof

Party, Stasi, Stromausfall

  • Stereo
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  • 16:9 Format
  • HD-Qualität
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  • VideoOnDemand

Bildergalerie Sechs Tage Eiszeit – Der Katastrophenwinter 1978/79

Die Dokumentation des MDR erzählt die Ereignisse der sechs Katastrophentage zum Jahreswechsel 1978/79 in der Bundesrepublik und in der DDR - bis nach Rügen. Bildrechte: MDR/Saxonia Entertainment/Egon Nehls
Auf der Insel müssen Arbeiter eine zugeschneite Straße beräumen. Neu erschlossenes Archivmaterial zeichnet ein chronologisch exaktes Bild der Ereignisse von damals nach. Bildrechte: MDR/Saxonia Entertainment/Egon Nehls
Bisher unbekannte Amateurfilme und ergreifende Berichte von Zeitzeugen zeigen den Alltag im Schneechaos: zum Beispiel einen Trabanten, der eine beräumte Straße passiert. Bildrechte: MDR/Saxonia Entertainment/Egon Nehls
Am Anfang der Katastrophentage müssen sich die Menschen durch Schneemassen kämpfen, um sich fortzubewegen. Denn selbst die Züge stehen still. Bildrechte: MDR/Saxonia Entertainment/Egon Nehls
Neben historischem Material verdeutlichen aufwendige Animationen die einmalige Wetterkonstellation und ihre Folgen. So ist dieser dramatische Wintereinbruch noch nicht erzählt worden. Bildrechte: MDR/OZ

Film von Dirk Schneider

Im thüringischen Oberhof, im berühmten Luxushotel Panorama feiern Silvester 1978 anderthalbtausend Menschen ein rauschendes Fest. Sie ahnen da noch nicht, dass sie mitten ins Zentrum einer der größten Stromkrisen des letzten Jahrhunderts geraten werden. Was als simpler Stromausfall beginnt, wird zu einem der größten Blackouts in der Geschichte Mitteldeutschlands.

Eine Kaltfront zieht von Skandinavien gen Süden. Sie soll Oberhof in der Silvesternacht erreichen. Schneestürme machen Eisenbahnen und Straßen unpassierbar. Binnen Stunden erreichen Schnee und Kälte Mitteldeutschland, hier wo die Braunkohle-Tagebaue sind. Das Rückgrat der DDR-Energieversorgung. Doch Oberhof und seine Urlauber bleiben entspannt. Winter – das kennt man hier.

Silvester trifft sich im legendären Panorama das Who is Who der DDR. Beliebte Musiker, wie Frank Schöbel; berühmte Schauspieler, wie Armin Müller-Stahl, Manfred Krug, Angelika Domröse; Firmenchefs und Polit-Größen. Regina Kern, die Barfrau erinnert sich: „Es kamen ja schon Meldungen von überall her, vielleicht ein Stromausfall oder das sie das nicht mehr schaffen mit der Kohle ... Und da haben wir gesagt: "Ach, bei uns läuft alles prima!" Und das lief auch alles, und die Gäste haben getanzt . Wir waren arglos.“

In den Leitzentralen der Energieversorgung aber herrscht in dieser Nacht große Unruhe. Axel-Rainer Porsch, damals Schichtingenieur im Energiekombinat Süd hat das alte Netzbuch sichergestellt, dort finden sich brisante Einträge. Es dokumentiert aufs Genauste, wie das Stromnetz der DDR damals dramatisch aus dem Gleichgewicht gerät. Die Kraftwerke können nicht mehr ausreichend Energie liefern, das Netz droht sich abzuschalten. Das Unfassbare tritt ein: Eine Szenario, das als „Geheime Verschlusssache“ in den Schubladen der Energiekombinate der DDR liegt. Die Bezirke Suhl, Gera und Erfurt werden vollständig von der Stromversorgung abgetrennt – mit voller Absicht. Es kommt zum Blackout. Die Abschaltung trifft die Menschen völlig unvorbereitet: Sie frieren in den Wohnungen, in Krankenhäusern funktionieren Notstromaggregate nicht, in der Maxhütte Unterwellenborn brennt ein Hochofen aus – ein Millionenschaden. Auch im Hotel Panorama in Oberhof fällt nach Mitternacht der Strom aus, das gigantische Hotel liegt komplett im Dunkeln. Die Aufzüge funktionieren nicht mehr. Kinder versuchen über die Freitreppe bei minus 28 Grad zu ihren Eltern zu gelangen.

Zeitgleich wird einer, der wohl spektakulärsten Spionagekrimis der DDR im noblen Panorama eingefädelt. Auf dessen Höhepunkt nahezu die gesamte Auslandsaufklärung der DDR auffliegt und der bis dahin mysteriös-geheimnisumwitterte Chef der HVA: Stasi-General Markus Wolf enttarnt wird.

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