* "Wildnis" - neues Buch des renommierten Naturfilmers Jan Haft über die Chance, den Begriff Wildnis zu "entromantisieren" und damit einen wichtigen Beitrag zum Arten-und Naturschutz zu leisten
Was ist Wildnis? Gibt es sie noch, die unberührten Wälder voller alter Bäume, Landschaften ohne Spuren von Zivilisation, Natur, die ganz sich selbst überlassen bleibt? Der Biologe und vielfach ausgezeichnete Naturfilmer Jan Haft stellt in seinem neuen Buch "Wildnis - Unser Traum von unberührter Natur" diese romantische Idee radikal in Frage. Eine intakte, artenreiche Wildnis wird sich nicht mehr herstellen lassen, wenn wir die Natur sich selbst überlassen. Nur ein Bruchteil der heimischen Tiere, Pflanzen und Pilze existiert in Wäldern, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Der Grund dafür sind die großen Säugetiere, die hier nicht mehr anzutreffen sind. Einst war die Welt bevölkert von ihnen, der Mensch hat sie fast überall ausgerottet. Für die Biosphäre der Erde aber sind sie unverzichtbar.
Jan Haft plädiert deshalb für eine Rückkehr von Rindern und Pferden auf Wiesen und Weiden. Anstatt Millionen und Milliarden Euro in teure Vorzeige-Naturschutzprojekte zu stecken, sollten wir zurückkehren zu großflächiger Beweidung, wie sie über Jahrhunderte gepflegt wurde. Allein damit ließen sich Insektensterben, Bodenerosion und Artenschwund wirkungsvoll stoppen und die anhaltenden Folgen der industriellen Landwirtschaft noch begrenzen. "artour" hat Jan Haft in Bayern getroffen und mit ihm über die notwendige und mögliche Rückkehr der Wildnis gesprochen.
(Autor: Rayk Wieland)
* "Seneca" - ein Film von Robert Schwentke mit John Malkovich
Der römische Philosoph, Dramatiker und Politiker Seneca war vor knapp 2000 Jahren der erste, der für einen Kaiser Reden schrieb. Doch Nero ersetzte dessen Rhetorik bald durch zügellose Gewalt - am Ende befahl er seinem Lehrer den Selbstmord. Der berühmte Stoiker Seneca, der vom guten, einfachen Leben und dem guten und aufrechten Sterben gepredigt hatte, musste sich daraufhin im hohen Alter - ganz wie sein Vorbild Sokrates - selbst töten. Dass dies erst beim dritten Anlauf gelang, war alles andere als stoisch.
Robert Schwentke, einer der erfolgreichsten deutschen Hollywood-Filmemacher, hat die Vorgeschichte und den letzten Lebenstag Senecas beinahe wie ein Theaterstück verfilmt - als ein bitterböses, hoch amüsantes anachronistisches Lehrstück über die Korruption des Menschen durch Reichtum und Macht, den tiefen Spalt von Ideal und Wirklichkeit, von Sein und Schein. John Malkovich spielt den pausenlos referierenden ambivalenten Seneca als einen durch die Zeit preschenden Influencer, der satt und wohlhabend mit Leinenumhang und Mikrofon die Welt erklärt und doch am bösen fetten Kind Nero scheitert - dem Monster, das er selbst großgezogen hat. "artour" traf Robert Schwentke und John Malkovich zum Gespräch. Der Film wurde auf der Berlinale vorgestellt und kommt am 23. März ins Kino.
(Autor: Dennis Wagner)
* 75 Jahre MDR Kinderchor - Doku-Soup und Interview mit dem langjährigen Chorleiter Berger
Der MDR Kinderchor ist der einzige Kinderchor der ARD und wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. 1948 wurde er von Hans Sandig gegründet, der den Chor bis zu seinem Tod 1989 leitete. Nach dem Krieg gab es nur wenige Tonaufnahmen von Chormusik, und der Rundfunkkinderchor wurde für Radio und Fernsehen der DDR zu einem unentbehrlichen Partner bei der Programmgestaltung. Es entstanden unzählige Einspielungen, anfangs noch life im Studio zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Hans Sandig war nicht nur der Leiter des Chores, er komponierte auch Lieder, die heute zum Standardrepertoire vieler Chöre gehören. Eins seiner Lieder, die wohl jeder kennt, ist "Sind die Lichter angezündet". Neben Auftritten in beliebten Fernsehsendungen sang der Chor auch zu wichtigen staatlichen Ereignissen wie den Weltfestspielen oder den Arbeiterfestspielen. Auftritte und internationale Chorwettbewerbe führten ihn in alle Welt. Das Repertoire reichte von Volksliedern bis zu anspruchsvollen chorsinfonischen Werken. Auch die musikpädagogische Arbeit in Kindergärten und Schulen gehörte zu den Aufgaben der jungen Sänger und Sängerinnen.
Der Chor konnte über die Wende gerettet werden und 1990 übernahm Gunter Berger für 21 Jahre die Leitung und gab dem Chor eine neue Vision. Seit 2018 ist Alexander Schmitt der Chef am Pult. 180 Jungen und Mädchen singen heute im MDR Kinderchor. Die vierteilige MDR Doku "Viel mehr als nur singen" hat viele Monate ihren Alltag begleitet. Sie erzählt von Proben, Lampenfieber und musikalischer Leidenschaft und zeigt: für viele der jungen Sänger und Sängerinnen ist der Chor mehr als ein Hobby. Das Gemeinschaftsgefühl schweißt zusammen und trägt die ganz unterschiedlichen Charaktere auch durch schwierige Zeiten.
"artour" stellt die Doku vor und hat mit dem ehemaligen Chorleiter Gunter Berger über die Bedeutung dieses Ensembles und seine Zeit mit dem MDR Kinderchor gesprochen.
(Autorin: Ulrike Reiß)
* Der Film "Luftkrieg - die Naturgeschichte der Zerstörung" - Kinostart am 16.3.
Inspiriert von W. G. Sebalds Buch "Luftkrieg und Literatur" und anhand von Archivmaterial setzt sich der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa mit dem Ausmaß der Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg und entscheidenden ethischen Themen auseinander: Ist es moralisch vertretbar, die Zivilbevölkerung als Mittel im Krieg einzusetzen? Ist es möglich, Massenvernichtung mit höheren "moralischen" Idealen zu rechtfertigen? Diese Fragen sind heute noch genauso aktuell wie vor 80 Jahren, und ihre Dringlichkeit zeigt sich auf tragische Weise im gegenwärtigen politischen Geschehen.
(Autor: Lutz Pehnert)
* Kulturkalender
- Kunstinstallation "Gaja" des britischen Künstlers Luke Jerram in der Frauenkirche Dresden, noch bis 26.03.2023
- Ausstellung "Archiv Einsdreißig" von Monika Huber im Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg, bis 25.06.2023
- "Der vermessene Mensch" - Film von Lars Kraume mit Filmstart 23.03.2023
(Autorin: Charlotte Witt)
Was ist Wildnis? Gibt es sie noch, die unberührten Wälder voller alter Bäume, Landschaften ohne Spuren von Zivilisation, Natur, die ganz sich selbst überlassen bleibt? Der Biologe und vielfach ausgezeichnete Naturfilmer Jan Haft stellt in seinem neuen Buch "Wildnis - Unser Traum von unberührter Natur" diese romantische Idee radikal in Frage. Eine intakte, artenreiche Wildnis wird sich nicht mehr herstellen lassen, wenn wir die Natur sich selbst überlassen. Nur ein Bruchteil der heimischen Tiere, Pflanzen und Pilze existiert in Wäldern, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Der Grund dafür sind die großen Säugetiere, die hier nicht mehr anzutreffen sind. Einst war die Welt bevölkert von ihnen, der Mensch hat sie fast überall ausgerottet. Für die Biosphäre der Erde aber sind sie unverzichtbar.
Jan Haft plädiert deshalb für eine Rückkehr von Rindern und Pferden auf Wiesen und Weiden. Anstatt Millionen und Milliarden Euro in teure Vorzeige-Naturschutzprojekte zu stecken, sollten wir zurückkehren zu großflächiger Beweidung, wie sie über Jahrhunderte gepflegt wurde. Allein damit ließen sich Insektensterben, Bodenerosion und Artenschwund wirkungsvoll stoppen und die anhaltenden Folgen der industriellen Landwirtschaft noch begrenzen. "artour" hat Jan Haft in Bayern getroffen und mit ihm über die notwendige und mögliche Rückkehr der Wildnis gesprochen.
(Autor: Rayk Wieland)
* "Seneca" - ein Film von Robert Schwentke mit John Malkovich
Der römische Philosoph, Dramatiker und Politiker Seneca war vor knapp 2000 Jahren der erste, der für einen Kaiser Reden schrieb. Doch Nero ersetzte dessen Rhetorik bald durch zügellose Gewalt - am Ende befahl er seinem Lehrer den Selbstmord. Der berühmte Stoiker Seneca, der vom guten, einfachen Leben und dem guten und aufrechten Sterben gepredigt hatte, musste sich daraufhin im hohen Alter - ganz wie sein Vorbild Sokrates - selbst töten. Dass dies erst beim dritten Anlauf gelang, war alles andere als stoisch.
Robert Schwentke, einer der erfolgreichsten deutschen Hollywood-Filmemacher, hat die Vorgeschichte und den letzten Lebenstag Senecas beinahe wie ein Theaterstück verfilmt - als ein bitterböses, hoch amüsantes anachronistisches Lehrstück über die Korruption des Menschen durch Reichtum und Macht, den tiefen Spalt von Ideal und Wirklichkeit, von Sein und Schein. John Malkovich spielt den pausenlos referierenden ambivalenten Seneca als einen durch die Zeit preschenden Influencer, der satt und wohlhabend mit Leinenumhang und Mikrofon die Welt erklärt und doch am bösen fetten Kind Nero scheitert - dem Monster, das er selbst großgezogen hat. "artour" traf Robert Schwentke und John Malkovich zum Gespräch. Der Film wurde auf der Berlinale vorgestellt und kommt am 23. März ins Kino.
(Autor: Dennis Wagner)
* 75 Jahre MDR Kinderchor - Doku-Soup und Interview mit dem langjährigen Chorleiter Berger
Der MDR Kinderchor ist der einzige Kinderchor der ARD und wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. 1948 wurde er von Hans Sandig gegründet, der den Chor bis zu seinem Tod 1989 leitete. Nach dem Krieg gab es nur wenige Tonaufnahmen von Chormusik, und der Rundfunkkinderchor wurde für Radio und Fernsehen der DDR zu einem unentbehrlichen Partner bei der Programmgestaltung. Es entstanden unzählige Einspielungen, anfangs noch life im Studio zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Hans Sandig war nicht nur der Leiter des Chores, er komponierte auch Lieder, die heute zum Standardrepertoire vieler Chöre gehören. Eins seiner Lieder, die wohl jeder kennt, ist "Sind die Lichter angezündet". Neben Auftritten in beliebten Fernsehsendungen sang der Chor auch zu wichtigen staatlichen Ereignissen wie den Weltfestspielen oder den Arbeiterfestspielen. Auftritte und internationale Chorwettbewerbe führten ihn in alle Welt. Das Repertoire reichte von Volksliedern bis zu anspruchsvollen chorsinfonischen Werken. Auch die musikpädagogische Arbeit in Kindergärten und Schulen gehörte zu den Aufgaben der jungen Sänger und Sängerinnen.
Der Chor konnte über die Wende gerettet werden und 1990 übernahm Gunter Berger für 21 Jahre die Leitung und gab dem Chor eine neue Vision. Seit 2018 ist Alexander Schmitt der Chef am Pult. 180 Jungen und Mädchen singen heute im MDR Kinderchor. Die vierteilige MDR Doku "Viel mehr als nur singen" hat viele Monate ihren Alltag begleitet. Sie erzählt von Proben, Lampenfieber und musikalischer Leidenschaft und zeigt: für viele der jungen Sänger und Sängerinnen ist der Chor mehr als ein Hobby. Das Gemeinschaftsgefühl schweißt zusammen und trägt die ganz unterschiedlichen Charaktere auch durch schwierige Zeiten.
"artour" stellt die Doku vor und hat mit dem ehemaligen Chorleiter Gunter Berger über die Bedeutung dieses Ensembles und seine Zeit mit dem MDR Kinderchor gesprochen.
(Autorin: Ulrike Reiß)
* Der Film "Luftkrieg - die Naturgeschichte der Zerstörung" - Kinostart am 16.3.
Inspiriert von W. G. Sebalds Buch "Luftkrieg und Literatur" und anhand von Archivmaterial setzt sich der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa mit dem Ausmaß der Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg und entscheidenden ethischen Themen auseinander: Ist es moralisch vertretbar, die Zivilbevölkerung als Mittel im Krieg einzusetzen? Ist es möglich, Massenvernichtung mit höheren "moralischen" Idealen zu rechtfertigen? Diese Fragen sind heute noch genauso aktuell wie vor 80 Jahren, und ihre Dringlichkeit zeigt sich auf tragische Weise im gegenwärtigen politischen Geschehen.
(Autor: Lutz Pehnert)
* Kulturkalender
- Kunstinstallation "Gaja" des britischen Künstlers Luke Jerram in der Frauenkirche Dresden, noch bis 26.03.2023
- Ausstellung "Archiv Einsdreißig" von Monika Huber im Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg, bis 25.06.2023
- "Der vermessene Mensch" - Film von Lars Kraume mit Filmstart 23.03.2023
(Autorin: Charlotte Witt)
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Moderation
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