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Fr, 24.03. 01:55 Uhr 29:30 min

artour

Das Kulturmagazin des MDR

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* Vom Niedergang eines Berufes - Der katastrophale Lehrermangel in Deutschland ist selbstverschuldet und führt Deutschland in eine beispiellose Bildungskrise
In deutschen Schulen mangelt es massiv an Lehrkräften: Bundesweit fehlen mehr als 12.000 Lehrerinnen und Lehrer, und die Lage wird sich eher verschärfen als verbessern. Bildungsministerin Eva Feußner will in Sachsen-Anhalt die Viertagewoche an einigen Schulen testen. Außerdem sollen die Lehrkräfte ab April ein zusätzliche Stunde in der Woche unterrichten. Ein Affront gegen diejenigen, deren Solidarität man doch jetzt am meisten brauche, findet der Kabarettist und studierte Deutschlehrer Johannes Schröder. Wie schlimm es um das deutsche Bildungssystem steht, sehe man daran, wieviele Quer- und Seiteneinsteiger mittlerweile an den Schulen eingesetzt werden, um den Mangel kurzfristig auszugleichen. Der Wissenschaftler Axel Gehrmann sieht hierin allerdings mehr als eine Notlösung, nämlich eine Chance für das eingestaubte Bildungssystem. Eins ist allen klar: es ist Zeit zu handeln, und der Bedarf an Lehrkräften wird immer größer. In der Not sind nun Experimentierfreude und Flexibilität gefragt.
Autor: Max Burk (BA verschickt)

* "Liebe Angst" - Über das schwierige Verhältnis zwischen Kriegskindern und ihren Kindern
Die Wohnung von Lore, Rentnerin in Bremen, fast 90 Jahre alt, ist bis an die Decke zugestapelt mit Kartons, gefüllt mit Karteikarten. Auf den zigtausenden Karteikarten finden sich handschriftlich abgeschriebene Zeitungsartikel - wortwörtlich. Lokalmeldungen aus dem "Weser Kurier". Die Gründe für diese merkwürdige Beschäftigung liegen tief verborgen in der Seele von Lore - vielleicht eine zwanghafte Flucht vor der Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Trauma. Lore erlebte als 6jährige, wie ihre Mutter zur Vernichtung in Auschwitz abgeholt wurde. Sie selbst wurde später auf einem Dachboden versteckt. Der Vater war im Krieg.
Der Dokumentarfilm "Liebe Angst" begleitet Lores Tochter Kim Seligsohn mehr als 3 Jahre bei ihrem Bemühen, endlich eine wirkliche Beziehung zu ihrer Mutter herzustellen, in der das lange Verschwiegene und unausgesprochene Verletzungen zur Sprache kommen. Lore und ihre beiden jüngeren Brüder waren 1941 von einem Tag auf den anderen ohne Eltern. Dieses Trauma der Sinn- und Hilflosigkeit, die Mutter nie wieder gesehen zu haben, ihr nicht wenigstens "ein Glas Wasser in die Gaskammer zu reichen", wie Lore es im Film sagt, hat sie nie überwinden können. Sie gründete nach dem Krieg zwar eine Familie, brachte Kinder zur Welt, aber die Familie war zerrüttet. Mit 13 floh die heute 54jährige Kim von zu Hause, ihr Bruder Tom nahm sich das Leben.
"artour" traf die Regisseurin Sandra Prechtel und Kim Seligsohn, die zusammen mit Prechtel das Drehbuch schrieb.
Autor: Dennis Wagner

* Das Romandebut "Poussi" der 29jährigen Cecilia Joyce Röski erzählt vom Abschied aus dem Rotlichtmilieu
Die 23-Jährige Ibli wohnt und arbeitet im "Palast", einem Bordell, das einmal ihrem Vater gehörte und in dem schon ihre Mutter als Prostituierte tätig war. Iblis Vater führte als Besitzer dieses einst bedeutenden Laufhauses ein ausschweifendes Leben. Aber die goldenen Zeiten des "Palastes" sind vorbei. Iblis Vater ist pleite. Seine Tage verbringt er an Spielautomaten, dort hat er all sein Geld verzockt und versucht nun, als Taxifahrer über die Runden zu kommen.
Cecilia Röski hat selbst eine Familie mit Rotlicht-Vergangenheit. Als Teenager erfuhr Röski von dieser Familiengeschichte, die vor ihr verheimlicht wurde: Der verstorbene Großvater war in den 70er Jahren ein einflussreicher Lude auf St. Pauli. Für die Autorin Anlass, sich intensiv mit dem Thema und der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ihr Roman ist keine Dokumentargeschichte über ihre Familie - aber natürlich davon beeinflusst. Die Heldin in Röskis Roman träumt von einem anderen Leben. Als es im "Palast" zum Eklat kommt, ergreift sie die Flucht. Der Roman "Poussi" ist beim Verlang Hoffmann & Campe erschienen.
Autorin: Lilli Klinger

* Das grüne Universum des Pflanzenforschers Stefano Mancuso
Die Pflanze, das unbekannte Wesen? Für den Neurobiologen Stefano Mancuso gilt das nicht. Er ist Professor an der Universität Florenz und leitet das Laboratorio Internazionale di Neurobiologia Vegetale. Er meint, Pflanzen sind die Grundlage unserer Zivilisation und Meister in der Lösung von Problemen. Was wir von ihnen lernen können und warum wir sie zu Verbündeten bei der Klimarettung machen sollten, darüber haben wir mit Stefano Mancuso gesprochen. Er hat schon viele Bestseller über sein Forschungsgebiet geschrieben und ist einer der führenden Vertreter des "Nature Writing". Jetzt erscheint sein neues Buch "Die Welt der Pflanzen" im Klett Cotta Verlag. Wir haben ihn in Florenz getroffen.
Autor: Andreas Lueg

* Kulturkalender
- 40 Jahre "Sandow" - Best of Tour, Konzert 29.03. Moritzhof Magdeburg, 31.03. Zwickau, 01.04. Döbeln
- Portraits Hellerau Photography Award - Technische Sammlungen Dresden bis 07.05.2023
- "Die Dreigroschenoper" im Staatstheater Meiningen, Premiere 24.03., 26./30.03., 02./05.04.2023
Autorin: Ulrike Reiß